Was ist Dramedy? Ich habe mich mit dem Begriff „Dramedy“ erst seit Orange Is The New Black beschäftigt, oder sagen wir besser, ich habe den Begriff gehört. Unter dieses Genre fallen laut Websuche Serien wie Glow, Ally McBeal oder Transparent. Bei der einen Dramedy-Serie mag der Aspekt Comedy überwiegen, bei der anderen der Aspekt Drama. Eine genaue Definition findet sich nicht – zumal es oft auch eine Geschmacksfrage ist. Der kleinste gemeinsame Nenner scheint sich daran festzumachen, dass in jedem Fall keine Lachkonserven eingespielt werden. Viel hilft das natürlich nicht, vielmehr steht fest, dass der Übergang zwischen den Genres sehr fließend ist. Meiner Meinung nach schlägt das Pendel bei Serien, welche als Dramedy eingestuft werden, oft in Richtung Comedy aus. Aber selbst wenn eine Dramedy-Serie stärker in Richtung Drama gehen sollte, dann ist es nicht mit einer klassischen Dramaserie wie beispielsweise True Detective oder Mindhunter vergleichbar. Nehmen wir als Beispiel Transparent. Die ulkigen Charaktere werden durch viel Emotionen, die Suche nach sich selbst und Herzschmerz zusammen in eine Serie verpackt. Spannung oder sogar der Tod spielt dort keine Rolle. Und genau da nimmt Search Party im Vergleich zu den oben genannten Serien eine Sonderrolle ein, aber dazu später mehr.
Seriensteckbrief
Produktionsland: USA
Originalsprache: English
Staffeln: 2 (eine dritte Staffel wird produziert)
Folgen pro Staffel: 10 Folgen (à 22 Minuten)
Deutsche Ausstrahlung: TNT Comedy
Verfügbar auf: Zum Kauf über Amazon, Google, iTunes
Klassische Sitcom Besetzung, aber keine klassische Sitcom Handlung
Auf den ersten Blick haben wir eine absolut klassische Sitcom Besetzung. Unsere Protagonistin Dory, gespielt von der wunderbaren Alia Shawkat, sucht nach ihrem Weg im Leben. Dabei nimmt sie gerne Fettnäpfchen mit und agiert oft naiv. Ihr Freund Drew ist eine Schlaftablette, sagt entweder gar nichts oder viel zu viel und passt eigentlich gar nicht zu der emotional agierenden Dory. Komplettiert wird unsere Truppe von Portia und Elliot. Portia als erfolglose Schauspielerin, die zusammen mit dem schwulen Elliot die Oberflächlichkeit in Person sind. Beide interessieren sich nur für ihre Karrieren und das Outfit. Um diese vier Charaktere dreht sich die Handlung. Entschuldigung, fünf Charaktere, denn als ausgleichendes Element hätten wir da noch Julian. Er ist der Ex-Freund von Dory, Journalist, engagiert sich, wo er kann und macht eigentlich alles im Leben richtig.
Würden wir nun Dory, Drew, Portia und Elliot mit eingespielten Lachern und Slapstick-Einlagen sehen, würde es keinen Zuschauer wundern. Doch die Handlung geht einen anderen Weg und wir erleben eine Handlung, die deutlich im Kontrast zu den Charakteren steht. Und genau durch diesem Kontrast ensteht etwas großartiges.
Die große Suche
Die Serie heißt Search Party und genau darum geht es auch. Dory ist auf der Suche nach sich und projiziert diese Suche auf eine reale Suche nach einer verschwundenen ehemaligen Schulkameradin. Endlich hat ihr Leben einen Sinn, statt nur die Assistentin einer reichen Ehefrau zu sein. Denn damit verdient sie ihr Geld, einen echten Job versucht sie zu bekommen, aber scheitert daran. Umso motivierter verfolgt sie also nun den Gedanken, die arme Chantale zu finden, der Familie der jungen Frau etwas Gutes zu tun und mehr als nur ein kleines, unbedeutendes Rädchen der Gesellschaft zu sein. Ganz alleine ist sie auf dieser Suche aber nicht, ihre Freunde und ihr Freund sind auch dabei. Die machen aus Liebe zu Dory mit und natürlich wegen der möglichen Anerkennung.
Großartige erste, grandiose zweite Staffel
Vorweg, Search Party ist noch nicht beendet. Bisher sind zwei Staffeln erschienen. Während die erste Staffel stärker auf kuriose Ereignisse setzt und mit einem genialen Finale und Cliffhanger zu überzeugen wusste, geht die zweite Staffel noch einen Schritt weiter. Viel verraten kann ich im Rahmen dieses Tipps nicht, aber den Weg, den die Serie ab dem Finale der ersten Staffel einschlägt, hat mein Prädikat „echte Dramedy“ hervorgerufen. In Search Party werdet ihr echte Spannung, echte Bedrohung und echte Ängste um die Charaktere erleben. Das Finale der gerade beendeten zweiten Staffel spricht dafür, dass dieser eingeschlagene Weg sogar noch verstärkt wird.
Anschaubefehl, aber nicht für jeden
So gut ich auch Search Party finde und es jedem ans Herz legen möchte es auszuprobieren, gibt es doch eine Einschränkung. Die Serie bzw. die Charaktere darin sind sehr speziell. Die typische „die erste Folge musst du aushalten und dann wird es gut“-Karte möchte ich hier nicht ausspielen. Wenn ihr mit den Typen nicht klar kommt und den subtilen Ton der Serie nicht mögt, ihr euch also ständig fragt, „soll das jetzt lustig sein?“, könnt ihr getrost nach der ersten Folge aufhören. Falls ihr aber nicht abgeschreckt seid und von dem, was ihr da zu Gesicht bekommt, irgendwie fasziniert seid, dann macht weiter und ihr werdet dafür mehr als belohnt.
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