Dass HBO es einfach drauf hat mit Serien, ist spätestens seit den Sopranos klar. Deswegen ist es eigentlich nie verkehrt, sich einem HBO Neustart zu widmen, wie ich es mit Sharp Objects getan habe.
In der Mini-Serie Sharp Objects sehen wir die aktuell sehr populäre und erfolgreiche Amy Adams. Sie war unter anderem in dem hervorragenden Science-Fiction Film Arrival in der Hauptrolle zu sehen oder in Nocturnal Animals. In Sharp Objects spielt Amy Adams eine Journalistin mit den Namen Camille. Sie wird gezwungen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Ihr Chef schickt sie in die Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist.
Keine leichte Serie…
Warum die Mini-Serie Sharp Objects heißt, wird schnell klar. Camille ist eine Ritzerin, sie verletzt sich selbst mit scharfen Gegenständen und trinkt dazu eigentlich den ganzen Tag. Camille ist stets an der Grenze, ihr Leben hat sie nicht wirklich im Griff; für sie geht es darum, jeden Tag und jede Situation irgendwie zu bewältigen. Wir sehen Camille, wie sie ihre Wasserflasche mit Wodka auffüllt und ständig – auch beim Autofahren – daraus trinkt.
Camilles Ausgangs- bzw. Dauersituation, siehe oben, ist für den Zuschauer schon nicht ganz leicht zu verdauen. Und dazu kommen noch viele Rückblicke in Camilles Vergangenheit. Das macht die Sache noch etwas anstrengender. Man sieht unter anderem ihre Schwester, die starb, als sie noch ein Teenager war. Diesen Verlust hat sie nie verdaut. Die so aufgebaute Atmosphäre erzeugt Unbehagen, aber das ist auch der Trumpf der Serie. Es ist heiß, alle Menschen in der Kleinstadt haben Probleme miteinander und dazu kommen noch die extremen Morde an zwei Mädchen, welche die Situation noch angespannter machen.
Camilles Job ist es, als Journalistin zu diesen Morden zu recherchieren. Das gefällt ihrer Mutter überhaupt nicht. Dass das Verhältnis zwischen Camille und ihrer Mutter Adora sehr angespannt ist, wird sofort klar. Sie schenkte ihr nie die Liebe wie ihrer verstorbenen Schwester oder ihrem neuen Kind Amma, welche das Nesthäkchen der Familie ist und die Camille jetzt erst richtig kennen lernt.
Die Familiensituation ist genauso anstrengend und faszinierend wie alles andere an der Serie. Amma ist teils das brave Mädchen, teils der wilde Teenie-Vamp. Und Adora ist teils abweisend und hart und dann wieder lieb und nett. Abgerundet wird das Ganze von dem Vater der Familie, der aber nicht Camillies Vater ist, welcher eigentlich nur Musik hört und sich aus allem komplett raus hält. Das ganze Haus dieser Familie, ein riesiges Anwesen mit Personal, könnte so auch in einem Horrorfilm vorkommen. In manchen Szenen habe ich mich an Bloodline erinnert. Dieser unbehagliche Schwelbrand, es ist immer kurz davor zu eskalieren – tut es aber dann doch nicht.
…die es aber lohnt anzuschauen
Wie schon erwähnt, die Serie ist nicht leicht zu verdauen. Es ist ein schmaler Grad zwischen Ekel, Mitleid, Spannung und menschlichen Abgründen – wenn man damit umgehen kann und nicht abschaltet, wird man mit einer tragischen, aber sehr unterhaltsamen Geschichte belohnt. Das funktioniert nur, da die Schauspieler, Amy Adams als Camille und Patricia Clarkson als Adora, so gut sind.
Falls ihr euch Sharp Objects anschaut, noch ein Tipp: Wartet bis zum Ende der letzten Episode. Wie bei einem Marvel Film gibt es noch eine (verstörende) Bonusszene nach den Credits.
Bilder: HBO / Sky
Klasse Miniserie mit herausragenden Schauspielerinnen! Ich wurde direkt in der ersten Folge von Wind Gap verschlungen und was bis zur letzten Folge wie gebannt.
Eine großartige Serie. Besonders mag ich den gemächlichen und teils psychedelischen Erzählstil, der der gesamten Geschichte eine höchst intensive Wirkung verleiht. Man spürt die Länge der einzelnen Episoden, aber das im absolut positiven Sinne. Wunderbar!
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