Nur ein paar lose Gedanken… Vergangenen Freitag haben wir eine Mail über den Redaktions-Verteiler bekommen mit dem Betreff „Talk / Interview zu Serie Squid Awesome“. Alleine an diesem kleinen Verschreiber merkt man, in welcher Eile die Nachricht geschrieben war. Noch für den selben Tag wurde ein Gesprächspartner für einen kleinen Radiobeitrag zur Netflix-Serie „Squid Game“ gesucht. Vermutlich wurden wir gefunden, da ich kurz zuvor das Review zur Staffel online gestellt hatte und vielleicht wurde der Radiobeitrag geplant, weil noch kürzer zuvor eine Pressemail von Netflix rausging, der das Original als das vermutlich schon bald erfolgreichste der Plattform dargestellt hat. Da muss man natürlich in die Diskussion einsteigen und das Momentum mitnehmen! Und so hatte ich die Ehre, gegen 17:41 Uhr bei „Das Ding“ ein paar Worte zu „Squid Game“ verlauten zu lassen. Zu einer Serie, die eigentlich alles andere als Mainstream ruft.
Drei Tage später. Es ist Montagmittag, ich stehe am Schalter eines neu bei uns im Viertel aufgemachten Cafés und warte auf mein Sandwich. Im Radio läuft ein kleiner Beitrag über die neue Netflix-Serie „Squid Game“. Neben einem Schmunzeln im Gesicht ergeben sich mir auch Gedanken. Ist so ein cooler, edgy Geheimtipp eigentlich noch cool, wenn ihn die ganze Welt schaut?
Kira hatte Anfang des Jahres in ihrem Kommentar bereits geschrieben, dass es so richtige Geheimtipps nicht mehr geben würde. Zumindest namentlich kennen alle alles – nur zum Gucken kommt man irgendwie nicht. Ich muss gestehen, dass ich mittlerweile immer öfter Serien schlichtweg vergesse. Bei Ankündigung oder Trailer-Veröffentlichung nehme ich mir fest vor, da zumindest mal rein zu schauen, doch dann kommen etliche andere Serien und so hat man neben den X Titeln auf der bewussten Watchlist auch noch Y viele, die man verdrängt hat, obwohl man das eigentlich gar nicht möchte. Ist vielleicht aber auch besser so, dann ärgert man sich weniger… Aber zurück zum Thema: „Squid Game“ ist gerade DER Hype im Serien-Business schlechthin. Und das gerade, weil es so anders ist.
Eine düstere Serie über ein moralisch fragwürdiges „Spiel“, bei dem massenhaft Menschen kaltblütig abgeschlachtet werden. Kein Horror-Gore, aber dennoch nichts für schwache Nerven. Und doch scheint man einen Nerv getroffen zu haben, denn etliche Leute mit allerlei Genre-Vorlieben scheinen sich auf die südkoreanische Serie einigen zu können. Das ist an sich super, aber als ich den Trailer sah, dachte ich, da hätte ich was „entdeckt“, das unter dem Radar laufen dürfte. So ein kleiner Geheimtipp. Ähnlich wie bei „Alice in Borderland“, das zwar zugegebenermaßen auch nicht ganz so gut wie „Squid Game“ und vermutlich schlicht zu Sci-Fi-angehoben war, aber doch ähnliche Ansätze verfolgt hat. Aber nein, die Serie drohte Rekorde zu brechen und schon hat die Maschinerie begonnen, Fahrt aufzunehmen.
Wenn ich mich mit Freunden per WhatsApp über Serien austausche, ist das noch super. Aber Mainstream-Radio- und TV-Sender, die in seichten Magazinen über eine eigentlich sehr nischige Serie reden, damit auch jede:r Letzte davon Wind bekommt, nimmt in gewisser Weise auch den Reiz. Ich habe „Squid Game“ schon gesehen, von daher ist es egal, kann ich mich doch in bester Hipster-Manier hinstellen und sagen, „ich fand die gut, bevor die jede:r kannte!“. Und ja, eigentlich ist das auch komplett egal. Aber wenn auch Tante, Schwiegermutter und Postbote die gleiche Serie kennen und gut finden, geht auch ein ganz klein bisschen was verloren. Ich meine, Fabio ist schon ganz genervt davon, dass alle ihm ständig sagen, er müsse „Breaking Bad“ schauen. Wobei, das sollte er wirklich mal…
Dafür gewinnt man aber auch ganz viel! Zum einen kann man mit so ziemlich jedem und jeder darüber reden. Und Erfolg dürfte auch zu einer Verlängerung, sprich einer zweiten Staffel, führen. Und letztlich gibt es sie ja doch noch, die unbekannten und unterschätzten Serienperlen, wo sogar immer wieder welche dabei sind, von denen man eigentlich dachte, die kennt jede:r und wenn man den Namen nennt, sieht man nur lauter Fragezeichen über Köpfen schweben. Schön, dann lasst mich mal davon erzählen…!
Kollege Michael sollte übrigens auch mal „Breaking Bad“ schauen, wie ich finde. ;-)
Wobei ich den (weltweiten) Erfolg von „Breaking Bad“ durchaus noch nachvollziehen kann. Der Erfolg von „Squid Game“ sorgt bei mir dagegen eher für ein Fragezeichen. Aber mir gefiel die Serie eh nicht. Sie konnte so gar nicht bei mir landen. Bei „Das Haus des Geldes“ genau das gleiche: Allerorten Zustimmung und Begeisterung, nur ich hatte viel zu viel zu meckern, als dass ich auch nur etwas Spaß an der Serie haben konnte.
Grundsätzlich aber kann ich sagen, dass mir ein eventueller Hype egal ist. Ich kann unabhängig davon eine Serie gut oder eben auch schlecht finden. :-)
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