Der Titel des Artikels verrät, dieses Review hat es in sich. Was es damit auf sich hat und wie das ganze einzuordnen ist, könnt ihr im Verlauf lesen.
Der Stein des Anstoßes
Die Folge kommt nach ein paar Minuten wieder an dem Punkt an, an welchem die letzte aufgehört hat. Philip ist in dem Hotelzimmer, in dem der pakistanische Offizier regungslos auf die Leiche der hübschen Annelise starrt, die er gerade erwürgt hat. Eben diese Annelise, welche Philip auf ihn angesetzt hatte, um ihn auszuspionieren. Schnelle Entscheidungen müssen getroffen werden. Philip ruft Elizabeth an, sie macht sich sofort auf den Weg. Paige wundert sich erneut, warum ihr Vater immer nachts arbeiten muss.
Im Hotelzimmer ereignet sich daraufhin eine der krassesten Szenen, die ich in Serien miterleben musste. Klar, wir haben Leichen gesehen, schreckliche Morde, aber The Americans setzt einen drauf. Philip und Elizabeth bearbeiten die Leiche, so dass sie in den Koffer passt. Wie machen sie das? Sie brechen Arme und Beine, man hört das Knacken und sieht am Ende die entstellte Leiche. Es fließt zwar kein Blut, aber die Kaltblütigkeit, mit der Philip und Elizabeth vorgehen, schockiert.
Ich frage mich selbst, warum das so ist. Schließlich hat selbst Dexter mit all seinen Messern und Sägen nicht diese Reaktion in mir hervorgerufen. Der Grund liegt wahrscheinlich darin, dass die Szene sehr kühl ohne dramatische Musik, ohne Emotionen oder sonstigen bekannten Stilelementen erzählt wird. Wir sehen die brutale Realität, zumindest wirkt es so auf den Zuschauer und genau deswegen ist diese Szene so schockierend.
Was sonst noch passiert
Der Rest der Folge ist recht schnell erzählt. Durch den Mord an der Frau gelingt es Philip den Pakistaner anzuwerben, er soll sich mit CIA Agenten treffen, die mit Afghanistan betraut sind. So können Philip und Elizabeth Fotos der Agenten machen und ihren Auftrag erfüllen.
In dieser Folge gibt es auch ein Wiedersehen mit Nina, die im russischen Gefängnis sitzt. Der Vater ihres Freundes, der noch in der russischen Botschaft in den USA tätig ist, will sie über den Einfluss seines Vaters frei bekommen. Ob das klappt und welche Auswirkungen das haben könnte, werden wir erst in den kommenden Folgen sehen.
Fazit
Puh, die Ereignisse nach dem Intro der Folge verblassen vor dem Hintergrund, was wir da am Anfang sehen müssen. Auch ich als Serien-Nerd, der glaubt, fast alles schon gesehen zu haben, bin ernsthaft schockiert. Ich ertappte mich sogar dabei, dass ich meinen Kopf vom Fernseher wegdrehte, weil ich mir nicht anschauen konnte, wie Philip und Elizabeth die Knochen der Leiche langsam und gewissenhaft brechen.
Unweigerlich stellt sich die Frage, muss das sein? Ist diese Darstellung übertrieben? Das kann wohl nur jeder für sich selbst entscheiden. Ich glaube, es hätte nicht sein müssen. Die Szene führt aber dazu, dass die Serie erneut an Dramatik gewinnt. Man stellt sich unweigerlich vor, dass dies auch mit unseren (Anti-)Helden geschehen kann, was wiederrum die Fallhöhe der Serie steigert.
The Americans hat sich das Ziel gesetzt, ein drastisches Bild von Agententätigkeiten zu präsentieren. Die Mittel, die dazu eingesetzt werden, sind sehr grenzwertig. Gutheißen kann man das zwar nicht, aber es steigert unweigerlich den Willen, die nächste Folge zu schauen.
Ich habe inzwischen echt Probleme neue Serien mit meiner Frau zu kucken, weil man nie weiß ob als nächstes beispielsweise eine Folterszene oder Vergewaltigung zu sehen ist. Auch bei vermeintlich harmlosen Serien wie „The Blacklist“ bekommt man auf einmal eine astreine CIA Folterszene zu sehen und das um 20 Uhr im Free TV (FSK12?). Meine Frau will so etwas nicht sehen, zumal man ja inzwischen weiß wie nahe so etwas an der Realität ist.
Bei HBO gibt es wohl inzwischen entsprechende „Trigger“ Warnungen, das würde ich mir hierzulande auch wünschen:
http://www.theatlantic.com/education/archive/2014/05/what-trigger-warning-activists-and-critics-can-learn-from-hbo/371137/
Mir bangt es schon vor der neuen Game of Thrones Staffeln und Bahnfahrten. Dort werde ich dann wieder das Tablet ganz nah an mich halten und versuchen, den Blickwinkel für andere so klein wie möglich zu halten … :)
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