Vor wenigen Wochen hat die Europameisterschaft der Damen gezeigt, dass Fußball auch Millionen Menschen vor die Bildschirme ziehen und begeistern kann, wenn Frauen dagegen treten. Die deutsche Mannschaft war schon immer recht erfolgreich in internationalen Turnieren, meist belief sich die allgemeine Aufmerksamkeit jedoch lediglich auf vereinzelte Schlagzeilen in der Zeitung. Mittlerweile hat der Sport aber gewaltige Entwicklungsschritte gemacht – auf wie neben dem Platz. Entsprechend viel Hoffnung hatte ich nach Abpfiff des EM-Finales, dass es sich nicht wieder nur um ein schnell in Vergessenheit geratenes Zwischenfeuer gehandelt haben würde.
Vergangenes Wochenende wurde ich im Zuge des Bundesliga-Auftaktes dann positiv überrascht. Nicht nur, weil mein BVB sich mit einer eifrigen Leistung einen Sieg gegen Leverkusen holen konnte, sondern auch, weil Julia Simic zugegen war. Ich bin (abseits des noch sehr frischen BVB-Damen-Projektes und vereinzelter EM-Momente) jetzt nicht wirklich im Frauenfußball bewandert, weshalb mir Name und Gesicht erstmal wenig gesagt hatte, aber die ehemalige FC-Bayern-Spielerin wird fortan regelmäßig (im Wechsel mit Tabea Kemme, 1. FFC Turbine Potsdam) als Expertin die Topspiele der Bundesliga begleiten.
That was fun 🔥😁⚽️
Thanks for making my debut for @SkySportDE easy!
Great experience 🙏🏽#grateful pic.twitter.com/WIe0MNx4KU— Julia Simic (@juliasimic) August 6, 2022
Der Schritt, Frauen auf diese Expert:innen-Position zu besetzen, ist meiner Meinung nach längst überfällig gewesen! Ja, Sky hatte zuvor immer mal wieder Moderatorinnen wie z.B. Esther Sedlaczek im Zuge der Bundesliga-Übertragungen vor der Kamera stehen, die auch durchaus mit Fachwissen aufzuwarten wussten, aber leider gibt es da noch immer einen großen Teil der stereotypischen, männlichen Fußball-Fan-Schar, die da gekonnt drüber hinweg hören kann und will. Für die handelt es sich dann schlimmstenfalls um „was für die Augen“, genau wie wenn eine Frau aus dem Profi-Bereich „Losfee“ bei der Auslosung einer DFB-Pokalrunde spielen darf.
Mit dieser Expertinnen-Rolle bekommen jetzt aber nicht nur Frauen allgemein im Fußball öffentlichkeitswirksam mehr Gewicht verliehen, sondern auch dem Frauen-Fußball im Speziellen. Einige der Klischee-Fußball-Männer werden mit der Zeit zuhören und bemerken, dass doch tatsächlich auch Frauen Ahnung von Fußball haben können! Denn sind wir mal ehrlich: Was Lothar Matthäus da seit Jahren abliefert, war zwischenzeitlich ziemlich grenzwertig. Am vergangenen Samstag hat Julia Simic jedenfalls vom Trio (neben Matthäus war Moderator Sebastian Hellmann dabei) den direktesten und kompetentesten Eindruck hinterlassen. Vielleicht noch etwas aufgeregt und schnellredend, aber insgesamt ein Auftritt, der frischen Wind reingebracht hat. Hoffentlich nicht nur in die Sendung selbst, sondern auch in die Gesellschaft!
Toller Beitrag zu einem wichtigen Thema!
Wen das Thema „Frauen im Sportjournalismus“ interessiert, der/dem empfehle ich dieses Interview mit Sabine Töpperwien (der Name dürfte wirklich jeder*m Fußball-Fan bekannt sein). Dort beschreibt sie, wie es ihr gelang, sich als erste Frau in der Männerdomäne der Fußballkommentatoren durchzusetzen, und gegen welche Widerstände sie ankämpfen musste:
https://www.youtube.com/watch?v=73aDXzGKLSI
Sabine Töpperwien ist natürlich eine absolute Vorreiterin! Danke für den Tipp, klingt interessant und relevant.
Autor:innen gesucht!
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