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Amazon schickt zwei neue Pilotfolgen ins Rennen

Sneaky Pete und Casanova Untold

18. August 2015, 10:48 Uhr
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Marius hat nur noch ein paar Tage in der Sicherheit des Gefängnisses – und dann?

Sneaky Pete – Handlung

Die Geschichte von „Sneaky Pete“ („sneaky“ = hinterlistig, gewieft) ist einfach und schnörkelos: Marius, ein Trickbetrüger und scheinbar nicht auf den Kopf gefallen, hat seine letzten Tage im Gefängnis. Dort hat er mit zwei Tatsachen zu kämpfen: Zum Einen hat er in Pete einen Zellengenossen, der unablässig von seiner wundersamen Kindheit bei seinen Großeltern erzählt. Zum Anderen wartet draußen in der Freiheit nicht nur sein Bruder auf ihn, sondern auch sein ehemaliger Geschäftspartner, den er übers Ohr gehauen hat. Das verlorene Geld, eine stattliche Summe von über 100.000 Dollar, möchte dieser natürlich zurückhaben. Und mit dem Geschäftspartner scheint nicht zu scherzen zu sein. Keine rosigen Aussichten.

So beschließt Marius aus der Not eine Tugend zu machen. Nach den Erzählungen von Pete scheint er seine Großeltern schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen zu haben, so dass sie keine Ahnung haben, wie ihr Enkel aussieht oder was dieser so tut. Zudem scheinen sie recht wohlhabend zu sein. So plant Marius als Pete bei den Großeltern aufzutauchen und abzutauchen bis er die 100.000 Dollar zusammen hat. Und hofft, dass er die Großeltern um diese entsprechende Summe erleichtern kann. Ein gewiefter Plan.

Allerdings muss Marius feststellen, dass die Großeltern zwar eine Farm besitzen aber alles andere als wohlhabend sind. Der Großvater ist seit einem Schlaganfall nicht mehr in der Lage, das eigene Geschäft zu führen, so dass dies nun seine Frau und eine Freundin der Familie tun. Das Geschäft, eine Kautionsagentur – sie stellen die Kaution für mittellose Angeklagte und erhalten dafür eine entsprechende Gebühr – läuft nicht so gut, selbst der eigene Ermittler, falls die Angeklagten sich der Gerichtsbarkeit entziehen, ist spurlos verschwunden. Hier darf aber ruhig angenommen werden, dass kein Verbrechen der Grund für sein Fernbleiben sein wird sondern ein lukrativerer Job.

Nach einer freudigen Begrüßung durch die Familie muss sich Marius als Pete gleich dem Familiengeschäft widmen, denn ein Klient der Familie ist verschwunden und nicht zu seinem Gerichtstermin erschienen. Julia, die Freundin der Familie, die auch mit ihrer Tochter im Hause der Großeltern lebt, hatte diesen Klienten angenommen und sollte sie es nicht schaffen, ihn vor Gericht zu führen, erhält die Familie die Kaution nicht zurück und das Geschäft ist pleite. Da Marius den säumigen Klienten erkennt und ihn als als kriminelles Schwergewicht identifiziert, unterstützt er Julia, zudem ist die Großmutter sehr erpicht darauf, dass man sich zuerst um die eigene Familie kümmern sollte. Und dann erst um sich.

Mit ein zwei Tricks und etwas Glück können beide den Klienten auch überwältigen und der Polizei übergeben. Das fröhliche Abendessen bei seiner neuen Familie wird aber je durch einen Telefonanruf bei seinem Bruder gestört. Sein Geschäftspartner von früher, Vance, hat sich seinen Bruder geschnappt und droht Marius, ihm nach und nach Körperteile abzuschneiden, sollte Marius das Geld nicht beschaffen.

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Macht Cranston am Ende den Unterschied? Seine Performance am Ende könnte entscheidend sein.

Bewertung

Im Gegensatz zu „Casanova Untold“ und deren Spiel mit realen Persönlichkeiten und deren historischen Hintergründen können und müssen die Autoren in „Sneaky Pete“ eine völlig neue Figur kreieren, die Ribisi und die Produzenten dann nach ihrem Gusto anlegen und entwickeln können. Sie sind völlig frei in ihrer Kreativität und der Geschichte an sich. Das einzige Ziel was sie dabei vor Augen haben dürften: er muss dem Publikum gefallen, er muss dem Publikum sympathisch sein. Zumeist erreicht man dies, wenn man als Zuschauer mehr über die wichtigsten Figuren erfährt. Man soll als Zuschauer die Handlungen verstehen und nachvollziehen können, man soll teilhaben an ihren inneren Kämpfen und schon fühlen wir Sympathie dieser Figur gegenüber. Egal ob Serienkiller oder eben Trickbetrüger. Und dies ist dann die große Kunst. Okaye Serien bedenken dies, wenn auch recht offensichtlich, gute Serien erledigen dies nebenbei, man merkt es kaum aber dennoch ist man gefangen. Bei sehr guten Serien kommt dann noch ein Schuss Magie dazu. „Sneaky Pete“ ist Ersteres.

So beginnen die Produzenten bereits in der Pilotfolge mit kleineren Rückblicken, die als Erinnerungen und Flashbacks von Marius eingebaut werden. Recht plump aber wirkungsvoll. Wir lernen, dass Marius keine allzu schöne Kindheit hatte und das Gefühl einer Familienzusammengehörigkeit wohl nur aus Büchern kennt. Oder eben aus den Erzählungen seines Zellengenossen Pete. Und die waren nicht übertrieben, Marius spürt offenkundig bereits in der Pilotfolge diese Gefühl der familiären Geborgenheit. Man merkt gleich nach den ersten Szenen mit der Familie, dass er sie nicht allzu lange anlügen können wird, da er sie bereits zu sehr ins Herz geschlossen hat. Ein Dilemma, welches in den potenziellen Folgen der ersten Staffel bestimmt ausgearbeitet wird. Zudem wird angedeutet, dass Margo Martindale als Großmutter nicht wirklich von Marius als Pete überzeugt zu sein scheint. Sie dürfte die erste sein, die hinter das Geheimnis von Marius kommen wird.

Es ist nicht tragisch für mich, dass man gefühlt bereits die Handlung der gesamten Staffel vorher sagen kann. Diese leicht zu durchschauend Maskerade und das Übernehmen einer anderen Identität zum Schutze vor ehemaligen kriminellen Freunden ist nicht gerade neu und originell. Die Frage wird sein, wie setzen die Produzenten die offensichtliche Handlung um.

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Wird Julia im Laufe einer möglichen Staffel zur taffen Kautionsermittlerin?

Und da sehe ich ein kleines Problem. Die unausweichliche persönliche Katastrophe zum Ende der Staffel, seine Enttarnung und das Entdeckt werden durch Vances Männer, wird die Story nur schwerlich alleine tragen können. Es scheint für mich klar, dass für Marius und seine neue Familie wahrscheinlich nie echte Gefahr drohen wird. Die Serie will mehr Dramedy als Drama sein. Da wird nichts wirklich schlimmes passieren. Ich hatte mehr als einmal „Castle“ vor dem inneren Auge. Kein unbedingt schlechter Vergleichsmaßstab, aber ein hoher. Es wird meines Erachtens daher verstärkt auf die Fälle der Woche ankommen, die die Handlung der Serie zu Beginn tragen müssen bis sich das große Ende laut und polternd ankündigen darf. Wenn man hier eine gewisse Ausgewogenheit hinbekommen kann zwischen dem Realismus der Kautionsfälle, der Weiterentwicklung der Figuren und dem Vorantreiben der übergeordneten Geschichte, dürfte sich die Serie ein ausreichend großes Publikum erarbeiten können. Die Figuren der Serie sind allesamt sehr sympathisch, sofern die Fälle der Woche interessant ausfallen werden, könnte die Serie auch eine erste Staffel überleben.

Schauspielerisch finde ich Ribisi eher so medioker. Die verzerrten und wie ich finde für Ribisi typischen Gesichtszüge sind mir noch zu eindimensional. Wenn die Entwicklung der Figur auch einher geht mit der Entwicklung der Mimik von Ribisi, passt das. Sein Auftreten an sich und sein Äußeres passt aus meiner Sicht wirklich gut zum kleinen Trickbetrüger, der nicht den Fehler begeht, vor seiner neuen Familie glänzen zu wollen sondern vor Julia klar zu verstehen gibt, dass kleine Männer wie er eher davon rennen als Prügel zu beziehen. Ireland als Julia ist mir noch zu naiv wenn auch bemüht, der Familie zu helfen. Eine schauspielerische Klasse über den beiden stehen für mich klar Margo Martindale als Großmutter und Bryan Cranston als Vance und finaler Endgegner. In der ersten Phase der Staffel vermute ich hauptsächlich in Martindale den „Antagonisten“ der Serie für Marius. Sie scheint nicht allzu sehr von diesem Pete überzeugt zu sein. Martindale spielt die Großmutter als witzige und zupackende Frau, der man kein Esel für ein Pferd vormachen kann. Sie ist das eigentliche Oberhaupt der Familie und die Person, die Marius überzeugen muss. Und Martindale spielt diese Figur wie ich finde wirklich prächtig, der Einsatz von Mimik immer zu rechten Zeit. Ähnlich natürlich wie bei Cranston. Wie er seine Figur ausschmücken wird, kann nur vermutet werden, sein Auftritt ist für mich reines Anfüttern des Senders und des Publikums. „Seht her, hier spielt auch Cranston mit. Könnte gut werden„. Und sein Auftritt ist auch gut, man bekommt zwar keine Gänsehaut und Angstschweißausbrüche wie bei Wilson Fisk (Daredevil) aber Cranston gibt auch als Vance klar und deutlich zu verstehen, dass mit ihm als Kingpin der Serie nicht zu Spaßen ist. Allerdings drei, vier Stufen unterhalb eines D’Onofrio.

Der Rest vom Cast ist angenehm und grds. passend gecastet. Schön Domenick Lombardozzi (The Wire) wieder einmal in einer kleinen Gastrolle als flüchtigen Klienten zu sehen. Und Lombardozzi deutet es bei seiner Verhaftung selbst an, das muss nicht die letzte Begegnung der Drei gewesen sein. Ich möchte es hoffen.

Alles in Allem ist mir die Story aber einfach zu unoriginell. Zudem gibt es nur wenige Ausnahmen von procedural Serien, die mir wirklich über einen längeren Zeitraum gefallen. Von daher drückt die Aussicht auf den flüchtigen Klienten der Woche eher meine Vorfreude als das ich über das potenzielle Auftreten von Bryan Cranston in einen Hype verfalle. Ich könnte aber jeden verstehen, der das positiver sieht.

Von daher dürfte vielleicht meine Bewertung für die Pilotfolge, erst recht im Vergleich zu „Casanova Untold“ auf der letzten Seite, einige eher negativ überraschen.

Fotos: Amazon

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Dienstag, 18. August 2015, 10:48 Uhr
DramaNeue SerienReviewSneaky Pete
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