Wer gerade die Comicwelt und ihre Leinwandadaptionen betrachtet, könnte den Eindruck haben, dass Filme immer mehr zu Episoden einer größeren Geschichte werden. Doch die Serienlandschaft lässt sich in ihrer Struktur nicht einfach so ausbeuten und schaut sich selbst etwas aus Hollywood ab.
Und so muss eine auserzählte Geschichte nach vielen Staffeln noch lange nicht das Ende bedeuten, solange die Popularität hoch genug ist und es Geld zu machen gibt. Spinoff-Serien sind natürlich keine Neuheit, aber die Entwicklungen der letzten Wochen zeigten, dass die Sender verzweifelter denn je an ihren Marken hängen.
Der Zuschauer weiß eigentlich bereits seit dem letzten Staffelende, wer die Mutter ist und wie Ted sie treffen wird. Der schicksalshafte Treffort wurde sogar zum Hauptort der gesamten letzten Staffel umfunktioniert, der theatralisch an Stichpunkten die Zeit verbiegt um uns Einblick in Momente zu verleihen, die das Serienfinale überschreiten. Dieser Zustand alleine beweist bereits wie sehr man die titelgegebende Geschichte in die Länge gezogen hat – und es noch weiter treiben könnte.
Doch da die Quoten weiterhin recht stark sind, lässt man die Idee nicht los. Die Geschichte mag zu Ende erzählt sein, aber eine neue wird sich schon finden. Einfach die Geschlechter wechseln und man hat eine neue Sendung. In How I Met Your Dad wollen die HIMYM-Schöpfer erneut das MacLaren’s als zentralen Handlungsort nutzen um die Liebesgeschichte aus Sicht einer Frau zu erzählen.
So weit, so unspannend. Die Idee der Findung der/des Richtigen verbleibt romantisch genug, dass die Serie funktionieren könnte. Doch dass man dann nicht einmal New York, geschweigedenn die Bar verlassen will, zeugt schon von erstaunlicher Faulheit und unfassbarer Cash-Cow-Mentalität. Das wird wahrscheinlich genau wie die neunte Staffel von Scrubs, die es natürlich nie gab. Nie.
Es sollte für Spin-Off gewisse Regeln geben. Eine erste wäre da zum Beispiel, dass die ursprüngliche Elternserie fertig erzählt ist. Oder dass die Serie so außerordentlich gut und dicht erzählt ist, dass das Publikum, das kreative Team und die Narrative selbst nach einer Ausbreitung schreien.
Keine dieser Parameter ist im Falle des Walking Dead Spin-Offs erfüllt. Die Serie dümpelt weiter vor sich hin, auch wenn der neue Showrunner Scott Gimple trotz einem durchwachsenen Start die Serie stablisieren konnte. Es fehlt dennoch weiterhin an allen Ecken. Doch das spielt natürlich keine Rolle, alles was der Sender AMC sieht, sind die außerordentlich exzellten Einschaltquoten, die bei Stoßzeiten immer wieder Rekorde im Kabelfernsehen brechen. Und genau deshalb schreit zumindest der Sender nach mehr Zombies auf der eigenen Senderfläche.
Glücklicherweise wird die Serie nach den ersten aufkeimenden Gerüchten nicht nur schlicht eine weitere Geschichte von Überlebenden erzählen, sondern sich ganz nah an den Ausbruch heranwagen und aufzeigen, wie die Zivilation ihrem Untergang begegnet. Trotz diesem interessanten Setting (im Prinzip das Dawn of the Dead Opening auf Serienformat zugeschnitten) bleibt es wohl so, dass sich die Autorenkraft aufteilen werden muss.
Comic-Autor Kirkman und Gale Ann Hurd werden die Serie übernehmen. Das ist insofern gut, da Hurd nicht mehr an der Originalserie rumfuchteln kann. Nach jeglichem Interview mit der Dame scheint dies nur gute Folgen für die Hauptserie haben zu können. Doch die wird natürlich trotzdem leiden. Charaktere, Set Pieces und schlichtweg Ideen werden auf zwei Serien aufgeteilt und beide werden darunter leiden.
Breaking Bad war so gut, dass eigentlich jede zusätzliche Aktion ein Sakrileg wäre, da die Integrität der Awesomeness von Vince Gilligans Serie in Gefahr geraten könnte. Doch Peter Gould wird das Kind schon schaukeln, immerhin ist er der kreative Vater von Saul Goodman und als Showrunner wird er sicherlich genug mit dem Anwalt anzufangen wissen.
Für eine geraume Zeit klang es so als ob man lediglich Goodman bei seiner Arbeit als korrupter Anwalt in Alberqueque zeigen wollte und das klang – selbst für mich als übergroßen Fan von Breaking Bad – ein wenig unspannend. Saul ist die Art von Figur, die nur als Reflektor in der Dynamik der Serie funktioniert. Ja, er hat seine Momente, aber im Grunde genommen existierte Saul als Rahmenbedingung, die dank einer brillianten Performance von Bob Odenkirk immer wieder den Text transzendierte.
Doch ohne größeren Gegenspieler und als Hauptfigur empfand ich Sauls Spin-Off als riskant. Das wird nun insofern entschärft, dass Gould und sein Team Goodman laut Gerüchten ins Exil nach Nebraska begleiten und seinen Neustart chronologisieren werden. Es wäre ein schönes Setting, das auch immer wieder Flashbacks nach New Mexico erlauben würde, ohne der Elternserie viel Fläche wegzunehmen.
Wie gesagt, Spin-Offs sind kein Novum: Aus All In The Family wurden die Jeffersons, Family Guy verhalf der Cleveland Show zum Start, Joe versuchte nach dem Ende von Friends weiterzumachen und mit Caprica versuchte man den Beginn der Cylonen aus Battlestar Galactica zu erklären. Die Liste ist wirklich lang.
Doch dass gerade diese drei überaus populären Sendungen so schnell hintereinander Spin-Offs ausspucken ist schon ein bemerkenswerter und, in Teilen, zu kritisierender Trend.
Dieser Artikel erschien zuerst auf PewPewPew
Kommentiere