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Seit gestern ist die dritte Staffel von „How To Sell Drugs Online (Fast)“ (Review) bei Netflix zu sehen und habe ich sonst immer zu gleichen Teilen neidvollen Respekt als auch augenrollende Verwunderung gefühlt, wenn Leute gesagt haben, dass sie am Tag der Veröffentlichung direkt mal die ganze Season durchgebinged haben, ist das bei der deutschen Netflix-Serie ja eher unspektakulär. Erneut bekommen wir lediglich sechs jeweils rund halbstündige Folgen zu sehen. Insgesamt sind wir da also bei einem „Herr der Ringe“-Film – längentechnisch. Und dieses Phänomen ist mir in letzter Zeit des öfteren untergekommen.

Das britische Modell

Kurze Staffeln á sechs oder acht Episoden sind jetzt nichts total Neues. Vor allem in Großbritannien verfährt man eigentlich schon immer so. Dass unser früheres TV-Modell mit meist 12 Stunden-füllenden oder 24 Halbstunden-füllenden Folgen (also, plus Werbeblöcke) für Drama- respektive Comedy-Serien ist mittlerweile einer kurzen Produktions-Basis gewichen. Das liegt unter anderem daran, dass eben nicht mehr eine Pilotfolge den Ausschlag für die weitere Produktion gibt und selbst noch während wöchentlicher Ausstrahlungen weiter produziert wird, so dass man im Notfall mittendrin einschreiten kann. Nein, heutzutage werden die Staffeln meist in Gänze produziert und oftmals auch so veröffentlicht (zumindest bei Netflix). Entsprechend kann ich das für Erststaffeln noch verstehen – da möchte man kein großes finanzielles Risiko eingehen. Aber „How To Sell Drugs Online (Fast)“ ist durchaus als Erfolg einzuordnen, da sollte doch mehr drin sein?

Weiterer Vorteil kurzer Staffeln: Es fühlt sich frisch an. „How To Sell Drugs Online (Fast)“ ist eben auch kurzweilig, weil es kurz ist. Folge für Folge und Staffel für Staffel. Der kleine Snack für zwischendurch. Nur doof, dass man so eben drei Stunden was davon hat und dann die restlichen 8.757 Stunden eines Jahres auf Nachschub warten muss. Da lobe ich mir doch Serien, die mich wochen- wenn nicht monatelang begleiten. Dann habe ich auch weniger Zeit, Dinge zu vergessen. Wobei, bei 3 Stunden ist das ja eh nicht so viel.

Filme im Serien-Gewandt

Was mich mittlerweile stört, ist die Tatsache, dass Film-Material heutzutage gerne mal in Serienstruktur veröffentlicht wird, weil das hipper ist. Statt eines zweieinhalbstündigen Filmes machen wir da drei Stunden-Folgen oder sechs Halbstunden-Folgen raus und preisen das als neue (Mini)Serie an! Das mögen die Leute. Da kann man „mal eben reinschauen“ und lässt es notfalls nach der ersten Folge bleiben. Und man kann so wunderbar pausieren und die nächste Folge einfach später schauen. Genial! Ich muss ja gestehen, dass das psychologisch vermutlich sogar passt. Klar KÖNNTE man auch einen Film mittendrin pausieren oder abbrechen, aber ich schrecke auch vor langen Minutenangaben bei Filmen zurück und fange die nicht mehr an. Dann lieber eine Serienfolge. Oder zwei… Hm, am Ende lande ich dann doch bei der gleichen Laufzeit… Und ja, Filme reizen mich nicht mehr so sehr.

Vielleicht bin ich also auch einfach nur sauer auf mich selbst und nicht auf die Bewegtbild-Industrie. Letztlich möchte ich halt einfach nur mehr von meinen liebsten Inhalten zu sehen bekommen. Das geht auch dahingehend weiter, dass heutzutage vieles Staffel-weise bewusst begrenzt wird uns uns lieber zehn neue Serien statt zehn neuer Staffeln vorgesetzt werden. Funktioniert halt besser. Da wünsche ich mir meine über die Jahre begleitenden Klassiker zurück… Manchmal fühlt man sich dann aber doch etwas veräppelt. Okay, „Made For Love“ hatte noch acht halbstündige Folgen, „The Mopes“ jedoch auch nur derer sechs, „ÜberWeihnachten“ hatte gar nur drei Folgen und 143 Minuten Laufzeit. Und da fällt dann doch teilweise auch inhaltlich auf, dass wir es eigentlich nur mit einer Film-Story zu tun haben, die etwas gestreckt und mit ein paar Pseudo-Spoilern versehen wird, damit es als hippe Serienproduktion verkauft werden kann.

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Mittwoch, 28. Juli 2021, 19:22 Uhr
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