In unseren Reviews von „Stranger Things“ haben Kien und ich vor allem jene Frage diskutiert, ob es der eigentliche Sinn der Netflix-Serie ist, die 1980er Jahre wieder aufleben zu lassen. Denn die Serie zitiert so viele Serien, Filme und Spiele aus den 80er Jahren, dass die eigentliche Story fast schon in den Hintergrund rückt. Das haben wir in unseren Reviews ja auch entsprechend herausgestellt: Wer in den 80er Jahren aufgewachsen ist, wird „Stranger Things“ lieben, wer auf der Suche nach einem vollkommen neuen Serienstoff ist, wird sich gut unterhalten fühlen, aber kein absoluter Super-Fan der Serie werden.
War es denn nun Absicht, vor allem die 80er Jahre wieder aufleben zu lassen? Dazu haben sich die Serienschöpfer von „Stranger Things“, die Duffer Brothers, jetzt nochmal geäußert. „Wir haben so viel Nostalgie für diese Ära und sie bedeutet uns so viel. Wir wollten etwas im Fernsehen wiederauferstehen lassen, das den klassischen Filmen ähnelt, die wir in unserer Jugend so geliebt haben: die Filme von Spielberg und John Carpenter oder auch die Romane von Stephen King. Und was macht diese Geschichten für uns so großartig – und warum berühren sie uns so? Sie alle spielen mit diesem magischen Moment, an dem das Gewöhnliche auf das Außergewöhnliche trifft“, erklärt Serienschöpfer Matt Duffer.
„In unserer Kindheit waren wir ganz normale Jungs, die in einem Vorort in North Carolina aufgewachsen sind und mit ihren Nerd-Freunden Dungeons & Dragons gespielt haben. Aber wenn wir diese Filme sahen und diese Bücher lasen, taten sich ganz neue Welten auf. Plötzlich gab es in unserem Leben die Chance auf Abenteuer – vielleicht würden wir schon morgen eine Schatzkarte auf dem Speicher finden, vielleicht würde mein Bruder im Fernseher verschwinden. Genau dieses Gefühl möchten wir mit ‚Stranger Things‘ einfangen. Wir möchten dieses Gefühl zu den Leuten bringen, die mit diesen Filmen aufgewachsen sind – und wir möchten es einer ganz neuen Generation vermitteln“, sagt Matt Duffer. Dazu wählten sie das Mini-Serienformat: „Das Fernsehen wird zunehmend filmischer und wir waren begeistert von der Idee, einen ‚verlängerten Film‘ zu machen“, sagt Matt Duffer.
Stephen King und Steven Spielberg als Vorbild
Stephen King und Steven Spielberg hatten großen Einfluss auf die Duffers – was wir in den Reviews ja auch schon vermutet hatten. Ross Duffer dazu: „Wir waren ganz besessen von ihren Büchern und Filmen, weil sich ihre Geschichten um Leute drehten, die uns bekannt vorkamen. Und plötzlich tauchen die Monster, das Übernatürliche und die UFOs auf und du hast das Gefühl, mittendrin zu sein und es selbst zu erleben. Wir wurden von so vielen Dingen geprägt – Filmen, Videospielen und Büchern. Das haben wir alles in einen Mixer geworfen und ordentlich vermischt.“
Passt also im Prinzip zu unserer Theorie aus den Reviews. Und man muss zugeben, dass die Umsetzung aus diesem Blickwinkel auch gut gelungen ist. Die Ausstattung und die Zitate hatten wir ja in den Reviews schon gelobt. Dafür zuständig war der Szenenbildner Chris Trujillo: „Es ist ein Wiederaufleben der Dinge, an die wir uns aus unserer Kindheit in den 80er Jahren erinnern – eine Neuinterpretation der klassischen amerikanischen Filme der frühen 80er Jahre. Für mich war das ein Traumprojekt, weil das als Kind genau meine Welt war.“ Von Schlitz-Bierdosen und Handfunkgeräten über „Dungeons & Dragons“ bis hin zu Kombis mit Holzverkleidung erweckt „Stranger Things“ die 80er Jahre wieder zum Leben. „Wir wollten die 80er nie offensichtlich und aufdringlich in den Vordergrund stellen“, erklärt Trujillo. „Der bewohnte und gebrauchte Look war uns wichtig, damit er den Zuschauern vertraut vorkommt und nicht ablenkt.“
„Dungeons & Dragons“ ist ein großes Thema in der Serie, nicht nur als Zeitvertreib für die Jungen selbst, sondern auch um den Zuschauern einen Hauch von Nostalgie und eine Metapher für die Suche der Kinder nach Will zu vermitteln. „Um dem Spiel so treu wie möglich zu bleiben und den Fans des Spiels gerecht zu werden, haben wir das D&D-Spielsystem sehr genau recherchiert“, erklärt Lynda Reiss, Requisiteurin für „Stranger Things“. „Wir haben eine Gruppe besucht, die sich heute noch zum Spielen trifft“, ergänzt sie. „Außerdem fanden wir einige Original-Kampagnenbücher, die wir für die Serie replizierten – mit Zeichnungen eines Fans, der das Spiel in den 80er Jahren als Kind gespielt hat. Einige davon sind in den Kampagnenbüchern und an der Wand von Mike Wheelers Zimmer zu sehen.“
Auch die Musik ist ja an die 80er angelehnt – was man vor allem beim Intro merkt. „Unsere Originalmusik ist durchweg elektronisch. Sie ist extrem ambientartig und atmosphärisch“, sagt Produzent Shawn Levy. Aber alle, die in den 80er Jahren aufgewachsen sind, würden sich sofort zu Hause fühlen – das kann ich bestätigen.
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