Fünf Comedians, die ausgefallene Aufgaben lösen müssen, ein Assistent und der große Taskmaster – das sind die Hauptzutaten der britischen Comedy-Show „Taskmaster“. Und ja, das „groß“ ist nicht nur (wenn auch vornehmlich) im übertragenen Sinne zu verstehen, Host Greg Davies ist mit 2,03 Metern tatsächlich ein ziemlicher Hühne. Entsprechend wird sein persönlicher Assistent auch „Little Alex Horne“ genannt. Könnte aber auch daran liegen, dass der auf einem auch noch etwas niedrigeren Thron gesetzt worden ist. Und das, obwohl Horne der eigentliche Erfinder des Spaß-Formates ist, das ursprünglich gar nicht für das Fernsehen gedacht war.
Entstehung von „Taskmaster“
Im Rahmen des Edinburgh Festival Fringe 2010 kam Horne mit dem Konzept für „Taskmaster“ auf, ab 2015 lief die Show beim unbekannteren Nischen-Sender Dave. Insgesamt neun Staffeln mit jeweils wechselndem Comedy-Ensemble wurden ausgestrahlt, doch dieses Jahr gibt es freudigerweise ein paar Änderungen. Zum einen läuft das Format ab 2020 auf dem UK-Sender Channel 4, zum anderen ab 2. August sogar im Original in den USA (auf The CW), wo es 2018 bereits eine Adaption mit Reggie Watts als Taskmaster zu sehen gab (und auch in Schweden läuft das Programm seit 2017 unter dem Namen „Bäst i Test“) – aber nein, das Beste für uns alle: Die Folgen werden seit Anfang des Jahres nach und nach in voller Länge auf YouTube veröffentlicht!
Hier gibt es etwas mehr zur Entstehung des Konzeptes und den Hintergründen der Show erklärt:
Lustig, kreativ, originell
Aber kommen wir zum Wesentlichen: dem Konzept. Das ist eigentlich ganz einfach. Pro Staffel treten fünf lustige Leute gegeneinander an. Jede Folge gibt es mehrere Tasks (also Aufgaben), die es zu bewältigen gilt, beginnend mit dem „Price Task“. Für den hat jede/r einen Gegenstand mitgebracht und der Taskmaster ordnet diese nach eigenem Befinden (er hat immer Recht!). Das beste Mitbringsel erhält fünf Punkte, das zweitbeste vier, das schlechteste einen, bla-blubb. Alle mitgebrachten Gegenstände bilden den Preis für die gewinnende Person der Folge. Aber alle Punkte der Ausgabe werden weiter genommen, um über die Staffel hinweg einen Gesamt-Sieger oder -Siegerin kürzen zu können.
Das Regelwerk drumherum ist aber eher unwichtig. Viel wichtiger sind die Tasks! Anfang des Jahres bin ich eher zufällig über die Aufgabe „Stelle ein Videospiel in real nach“ gestolpert und musste es prompt verbloggen. Kürzlich folgte „Mache das beste Geräusch!“. Bei allen Aufgaben haben die Teilnehmenden eine bestimmte Zeit und andere Vorgaben, ansonsten sind sie freigestellt, wie sie die Aufgabe genau meistern wollen. Gerade diesen Sinn für Interpretation und auch mal das Setzen eigener Regeln gefällt mir so sehr. Wer Schlupflöcher findet, darf sie benutzen – solange der Taskmaster es am Ende bewilligt. So erhält man meist fünf komplett unterschiedliche Lösungsansätze präsentiert, die nicht selten spätestens in der Diskussion im Nachgang mit einer erhöhten Schimpfwort-Dichte daher kommen. Vor allem, wenn Leute merken, dass ihre Idee nicht so ganz durchdacht war…
Hier mal ein kleines Beispiel. Die Aufgabe dieses Team-Tasks lautet „Erziele elf Punkte so schnell wie möglich!“. Eigentlich ganz leicht. Nur, dass die Kandidat*innen nicht wissen, wie man Punkte erzielt.
„From series 1 of Taskmaster, Tim Key, Josh Widdicombe, Roisin Conaty, Romesh Ranganathan and Frank Skinner attempt to score 11 points in this squash court. But this is Taskmaster, and it’s obviously not as easy as it looks.“
Das ist nur einer von mehreren Drehs, die die Macher immer wieder finden. Sei es, dass ein Kandidat reingelegt wird, indem nur er einen ultra-nervigen Task durchleben muss, in dem er die Anzahl an Cornflakes in einer Packung zählen muss, oder dass nur einer von fünfen am Ende seines Tasks noch „Rede die ganze Zeit mit einem anderen Akzent“ zu lesen bekommt. Auch ist die Präsentation der Filmchen immer wieder für Überraschungen gut. Oft werden Teilnehmende gruppiert dargestellt, da sie ähnliche Ansätze hatten, mal der geniale Einfall als letztes gezeigt, mal das komplette Desaster. Und auch die Inszenierung von Twists bei zum Beispiel dem Aufdecken von Regelverstößen ist sehr gekonnt gemacht. Allgemein besticht „Taskmaster“ vor allem auch durch die Schlagfertigkeit ihrer Protagonisten, allen voran natürlich Greg Davies und Alex Horne, die zudem ihre kleinen „Banters“ auch immer wieder vorzüglich aufziehen und ihre vorgeschriebenen Dialoge in der Regel sehr authentisch wirken lassen. Und kleine, wiederkehrende Elemente, wie das Anzeigen des Folgen-Teiles, der nun beginnt, wissen den Kult-Status des Formates zu stärken.
„Taskmaster“ auf YouTube anschauen
So, genug geschrieben – schaut euch „Taskmaster“ doch einfach selbst an! Auf dem offiziellen YouTube-Kanal der Show sind mittlerweile fünfeinhalb der Staffeln hochgelagen worden, etwa wöchentlich erscheinen neue. Hier die allererste Folge aus dem Jahr 2015 – wo Greg Davies noch keinen Bart hatte:
„Taskmaster“ in Deutschland?
Da ja bereits ein paar internationale Adaptionen stattgefunden haben, fragt man sich natürlich auch, ob und vor allem wie ein deutsches „Taskmaster“ aussehen würde oder könnte. Von unnötigen deutschen Bei- oder Neutiteln wie „Aufgabenmeister“ abgesehen, frage ich mich vor allem, wer da der Taskmaster sein könnte (kurioserweise haben wir da beide an Hugo Egon Balder gedacht…) und wann uns die wirklich lustigen Comedians ausgehen würden. Alleine die „Quotenfrau“ (oder im Idealfall natürlich zwei oder drei im Fünfer-Ensemble) dürfte auf Dauer schwer zu besetzen sein. „Nenn doch mal zehn aktive und lustige Comediennes!“ forderte mich mein Lieblingsmädchen jüngst auf. Aus dem Stegreif kam ich auf eine Hand voll (Martina Hill, Carolin Kebekus, Tahnee, Anke Engelke, vielleicht noch Ilka Bessin oder auch Enissa Amani, aber dann…? Google ist dein Freund und ja, im Kabarett-Bereich kommen dann ein paar mehr (mir größtenteils komplett unbekannte Namen), aber ja – es gibt zu wenige (wirklich geförderte und ins Kameralicht gestellte) Damen in der Comedy-Szene. Ach ja, Hazel Brugger noch! Aber ja, ich würde mich über eine Adaption freuen. Da der britische Stil sicherlich verloren ginge, könnte viel Charme flöten gehen, aber solange kein RTL oder Sat.1 das Ding mit 08/15-Flitzpiepen besetzt, so dass da Mario Barth und Co. rumfleuchen, könnte das lustig werden. Eine Staffel mit Moritz Neumeier, Hazel Brugger, Fabian Köster, Tahnee und Torsten Sträter mit Jürgen von der Lippe als Taskmaster und Olli Dietrich als Assistent (oder Stefan Raab und Elton!)? Ich würde es feiern!
Taskmaster mit deutschen „Komedians“ wäre einfach nur absolut grottenschlecht.
Was für eine absolut dämliche Schlussfolgerung aus einer erfolgreichen Idee einen billigen Abklatsch zu machen.
Mit den in den Medien gehandelten Leuten wäre das natürlich nicht dem Original gerecht geworden, aber wieso muss alles immer gleich ein „billiger Abklatsch“ sein? Wenn es vernünftig transportiert und der jeweiligen Kultur angepasst wird, KANN es auch sehr gut funktionieren und so Leuten einen Zugang zu diesem tollen Format schaffen, die zB kein Englisch verstehen. Nicht umsonst gibt es serielle Remakes oder auch alleine die schwedische Variante von „Taskmaster“, die ja zu funktionieren scheint. Eine „dämliche Schlussfolgerung“ ist das jedenfalls keineswegs, da weiß die TV-Geschichte dir etliche Gegenbeispiele zu entgegnen. :)
Wenn es das vor 30 Jahren schon gegeben hätte, wären für eine deutsche Adaption wohl Harald Schmidt als Taskmaster und Herbert Feuerstein als Assistent die Idealbesetzung gewesen.
Oh ja, durchaus passend! :)
Es gab bereits einen Versuch von RTL. Als Taskmaster Atze Schröder.. Furchtbar. Zwei Folgen gedreht und dann abgebrochen und nie ausgestrahlt.
https://www.kino.de/star/atze-schroeder/news/taskmaster-rtl-gibt-atze-schroeder-einen-korb-234/
Habe ich nach diesem Beitrag auch erfahren. Schade, dass die Folgen nie zu sehen waren und kein weiterer Versuch mit vernünftiger Besetzung erfolgt ist… :(
Danke für den Beitrag. Ich hoffe auch verzweifelt auf eine deutsche, schweizer oder österreichische Version. Hugo war auch mein erster Gedanke, allerdings eher als Produzent.
Schade sind hier nur so pessimistische Kommentare zu lesen. Ich denke es gäbe genug Comedians und witzige Schauspieler bzw. TV-Persönlichkeiten, um einige Staffeln zu drehen. Bei den Briten gibt es auch bessere und weniger gute Besetzungen bzw. Staffeln. Bei der norwegischen Version können die Teilnehmenden in mehreren Staffeln mitwirken.
Ob Atze gut gewesen wäre wissen nur die, die den Pilot gesehen haben. Ich finde z.B. den neuseeländischen Taskmaster auch nicht besonders authoritär.
Freue mich auf Rückmeldung. Twitter @kwalmi3000
So Quervergleiche sind eh immer schwer, da es ja nie 1:1 wie das Original ist. Da muss man Adaptionen Zeit geben. Ich fand Neuseeland zu Beginn ganz schrecklich, am Ende habe ich das sehr genossen und fand es plötzlich ein bisschen komisch, wieder in die UK-Variante zu schauen… :)
Wie dämlich. Im Original gibt es nicht nur Frauen aus der Comedyszene, sondern eine Großzahl waren ganz normale Moderatorinnen. Davon gibt es in Deutschland welche wie Sand am Meer
Wobei sich das dort mit der Zeit aufgeweicht hat, zu Beginn wurden noch ausschließlich Kandidat:innen herangezogen, die zumindest zeitweise auf Comedy-Bühnen gestanden haben. Außerdem zieht „Taskmaster“ Personen aus etlichen englisch-sprachigen Ländern hinzu. Aber klar, es gäbe mehr als genug.
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