Nach dem etwas hektischen Start vergangene Woche wird es etwas überschaubarer in der aktuellen Folge von The Leftovers. Und auch wenn wir einige weitere Facetten kennen lernen, will noch kein wirklicher Zug aufkommen.
Zunächst erhalten wir einen ungewohnt actionreichen Einstieg. Okay, was heißt schon ungewohnt, es ist erst die zweite Folge, aber wirklich Zeit zum Eskalieren wird scheinbar allgemein nicht gegeben. Wayne wird als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft und Tom bringt sich jede Menge Ärger ein… Ist die junge Asiatin nun wichtig für ihn persönlich oder tatsächlich für einen übergeordneten mystischen Zweck, den Wayne anstrebt? Jedenfalls wirkt jener eher creepy und verrückt, denn wissend. Aber diese Storyline wirkt wenigstens interessant genug um einer Erklärung entgegen fiebern zu wollen.
Wir bekommen zum ersten Mal das Intro zu sehen. Im Stile von Gottesmalereien sehen wir die gen Himmel Fahrenden und die (teils) in Sünde dargestellten „Leftovers“, voller Trauer, Wut und Verzweiflung. Sicherlich ein episches Gesamtgemälde aber kein Intro, das ich sonderlich kreativ oder künstlerisch wertvoll erachte. Eher was zum Skippen.
„Jesus, I never should have told you to watch ‚The Wire’…“ (Lucy zu Kevin)
Die Träume von Chief Kevin geben ebenso etwas skurriles Mysterypotenzial zum Nachdenken. Immerhin schreint das Unterbewusstsein eine Verbindung in die Realität zu haben. Und auch die scheinbaren Verknüpfungen zu den surrealen Einbildungen seines Dads lassen auf eine übergeordnete Bedeutung hoffen. Interessantes Mysterium Nummer Zwei.
Der Kult, der kein Kult ist, ist scheinbar auch intern sehr seltsam. Wer darf Schweigen? Wer darf Rauchen? Wer muss Bäume fällen? Wer ist stark genug für was? Ein langwieriger Aufnahmeprozess, der ein bisschen an die stumpfen Bräuche im letzten Drittel von Fight Club erinnert. nur irgendwie ruhiger. Doch hier wirkt alles irgendwie sinnlos. Noch ist zumindest kein höherer Zweck erkennbar, der ein mögliches drittes Mysterium erschafft, dessen Erklärung man erfahren möchte.
Meine Meinung:
Insgesamt eine Folge, die glücklicher Weise – bis auf den Beginn – erzählerisch etwas vom Gas geht. Wir bekommen Zeit, unsere Gedanken und die Charaktere etwas zu ordnen, uns werden die möglichweise interessanten Erzählstränge nochmals intensiver dargestellt geboten. Dennoch wirkt es teils noch etwas zusammenhanglos, hier und da auch etwas plump inszeniert. Wieso sollte man wild herumhupen, wenn gerade die Freundin Handsalbe aus einem Auto klaut? Okay, jugendlicher Leichtsinn. Wieso es aber scheinbar von der ersten Schulstunde bis in die Nacht dauert, wenn man für gefühlte ein bis zwei Stunden eine Frau „beschattet“, wirkt nicht wirklich realistisch.
Aber sei’s drum. Wenn die Serie fortan weiter eine Fokussierung auf bestimmte Elemente forciert und diese schafft, gelungen zu verweben, könnte es noch interessant werden. Aktuell überwiegt bei mir aber bei Weitem der innere Drang zu wissen, welchen Sinn manche Dinge haben, als der Unterhaltungswert. Der ist nämlich dann noch deutlich ausbaubar.
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