Unser wöchentlicher Blick auf die HBO-Sendung für „Zurückgebliebene“. Dieses Mal mit einem einschlagenden Ereignis. Es wird deutlich radikaler: Gladys, eine der etablierten Kettenraucherinnen wird von Vermummten in den Wald verschleppt und gesteinigt. So explizit, wie die großen Steinbrocken und noch größeren Blutschwallungen dargestellt werden, müsste sie längst tot (oder zumindest bewusstlos sein), fängt aber an zu sprechen. Vergebliches Flehen. Die Ermittlungen werden aufgenommen und in der Folge fällt nebenbei ein treffender Satz: hat die GR-Bewegung das Ganze selbst inszeniert? Bereits zu Beginn sehen wir die später gesteinigte Gladys im Büro der Chefin sitzend, schweigend, nickend. Ein Opfer für die Gruppe, ein taktisches Spiel, um den inneren Zusammenhang zu stärken und nach Außen hin weitere Unruhe zu verbreiten? Wenn ja, dürfte die Gruppe noch zu einigem imstand sein – warum und für was auch immer. Und ganz ehrlich: das nervt. Wir sehen, wie weit die Gruppe zu gehen bereit ist, wissen aber ihre Motive nicht. Es entwickelt sich eine intrinsische Geschichte, die eigentlich jeglicher Basis entbehrt.
Es kommen höchstens Fragen auf: Hat Chief Kevin das Geschehene geträumt? Was hatte der Hundejäger im Wald verloren? Und wieso darf Liv Tyler noch immer reden? Okay, Letzteres beendet sie (zum Wohle der Zuschauer) noch selbst, aber es gibt einfach zu viele Fragezeichen. Auch weshalb Laurie die Panikattacke mit dieser Verzögerung erhalten hat, bleibt zunächst so unklar, wie der Inhalt des Doggie-Bags (bei dem eigentlich nur das Anzünden und Klingeln gefehlt hat). Jedenfalls scheint unsere Oberkettenraucherin sehr zuvorschauend und abgebrüht zu sein, sie weiß genau, was sie da tut.
Und dann gab es da noch die göttliche Seite. Eine Ampelschaltung für einen Bibelspruch und der vergebliche Versuch, den Kult vom Rauchen abzubringen. Zunächst dachte ich, dass Laurie ihn umbringt, aber dann hat sie sich an die Trillerpfeifen erinnert, die geliefert worden sind, als sie gar nicht da war. Hm…
„I say ‚fuck‘, too.“ (Priester Matt)
Zuletzt noch eine seltsame FBI-Interaktion. Aus Buchstaben des Wortes „Forensic“ kann man „Fire“ bilden, muss also sinnvoll sein, was die da veranstalten… Es könnte „alles zurück zum Normalzustand“ kehren. Das Angebot wird zögernd dankend von abgelehnt von einem Kevin, der scheinbar gerade etwas durchdreht. Dafür hat er seine Alarmanlage betrunken deutlich besser im Griff.
Meine Meinung:
Eine bessere Folge als letzte Woche und vor allem der dramatische Einstieg war erzählerisch sehr gelungen. Dennoch fehlt der Serie die Ordnung und Orientierung, sei es auch nur für den Zuschauer. Interessant: der eigentliche Moment vor drei Jahren, an dem die Menschen verschwunden sind, wird überhaupt nicht mehr thematisiert. Es verläuft alles in seinen eigenen, erschaffenen Problemen und Bahnen. Ohne die GR-Bewegung wäre die komplette Geschichte sinnlos. Ohne Sinn für die GR-Bewegung ist sie es aber auch irgendwie…
Puh, selten so eine anstrengende Serie gesehen. Irgendwie hat man den Eindruck, dass es völlige Absicht von den Autoren ist, den Zuschauer so ratlos wie möglich zurückzulassen. Jede Folge gibt es mehr Fragezeichen als Antworten und man bekommt zusehen den Eindruck, dass hier gar nichts aufgelöst werden soll. Irgendwie verkommt die ganze Sinnlosigkeit der Ereignisse (und des Hauptereignisses schlechthin) immer mehr zu Selbstzweck. Bei jeder zweiten Szene fragt man sich: Was sollte das ganze jetzt? (z.B. die Szene mit den weißen Hemden) Hat das gerade eine tiefere Bedeutung für den Fortlauf der Serie oder war das einfach nur eine weitere Nebelkerze der Serienmacher? Dazu muss dann noch jede zweite Szene immer so penetrant religiös-mysteriös und metaphysisch aufgeladen sein, dass man kaum noch zwischen Sein und Schein bzw. Traum und Realität unterscheiden kann. Und am allermeisten nerven diese furchtbaren Teenager-Kackbratzen… Aber nächste Woche guck ich trotzdem wieder rein :)