Etwas ratlos hat uns Damon Lindelof und Tom Perrotta mit dem Ende der ersten Season von The Leftovers zurückgelassen. Das Finale der zehnten Episode konnte man durchaus als offen bezeichnen. Zu allem Überfluss war auch noch die Romanvorlage mit der ersten Staffel abgedreht, so dass viele Fragen offen blieben – zunächst auch, ob es denn überhaupt mit The Leftovers weitergehen würde. Das war aber dann doch irgendwann klar, und die beiden Showrunner Damon Lindelof und Tom Perrotta ersannen eine neue Geschichte.
Mit den ersten Momenten der zweiten Staffel bleibt man allerdings zunächst etwas ratlos: Der Vorspann ist komplett anders, mit einem Country-Folksong, Iris DeMents „Let the mystery be“, anstelle des düsteren Intros von Max Richter, mit realen Menschen statt Figuren auf Wandgemälden. Man fragt sich: Bin ich in der falschen Serie gelandet? Dann tauchen aber die ersten bekannten Namen auf, und bei den Gruppen von Menschen verschwinden dann und wann welche – ok, doch The Leftovers. Hmm, ok, der Vorspann ist schonmal nicht meiner, passt irgendwie nicht.
Dann befinden wir uns in einer Höhle in der Steinzeit, eine schwangere Frau verlässt eine Höhle, kurz bevor durch ein Erdbeben ebene diese Höhle verschüttet wird. Sie muss fortan alleine zurecht kommen, bekommt ihr Baby, wird von einer Schlange gebissen und stirbt schließlich am Ufer eines Sees. Gut gemacht ist dann der Übergang in die Jetztzeit: Die Kamera blickt aus der Vogelperspektive auf die Frau, schwenkt nach links und zeigt drei Kinder beim Spielen in der Jetztzeit in eben diesem See. Guter Einstieg.
Doch eigentlich wollten wir ja wissen, wie es weitergeht mit Kevin, Nora, Jill und Co. Wir werden allerdings weiter auf die Folter gespannt. Stattdessen befinden wir uns in Jaden, Texas, bzw. in Miracle, wie der Ort jetzt heißt. Offensichtlich ist hier niemand verschwunden, so dass die Stadt als eine Art heiliger Ort angesehen wird. Man darf nur mit Genehmigung hinein, und wer sich nicht an die Ordnung hält, bekommt Ärger mit einer machthabenden Vereinigung, die offensichtlich bei der Feuerwehr angesiedelt ist, genauer bei Feuerwehrchef John.
Genau neben dessen Haus ziehen neue Nachbarn ein, und es sind – endlich – Kevin, Nora, Jill und Lily. Sie werden gleich von John zum Essen eingeladen. Am Ende gibt es wieder ein Erdbeben, und Johns Tochter Evie ist verschwunden. Damit endet die erste Folge – und lässt mich einigermaßen ratlos zurück.
Der Vorspann hat mir wie gesagt gar nicht gefallen, und ich hätte auch gerne einen Anschluss an das Ende der letzten Staffel gehabt. Was mir außerdem noch nicht so gut gefällt, ist, dass Max Richters Score deutlich in den Hintergrund tritt und stattdessen mehr lockere Popsongs zu hören sind. Auch die Stimmung ist in Mircale irgendwie easier – ein Zugeständnis an die Zuschauer, die die erste Staffel als sehr düster und deprimierend empfunden haben? Mal sehen, was die zweite Folge bringt.
Zurück in Mapleton
Aha, jetzt sind wir zurück in Mapleton. Und Folge 2 fängt ziemlich genau am Endpunkt der ersten Staffel an. Die Geschichte rund um das gefundene Baby – Lily – wird weitererzählt. Kevin und Nora finden zueinander, Jill freundet sich mit der Situation – und vor allem mit Nora – an. Auch Kevins Vater taucht wieder auf – er sei als geheilt entlassen worden. Und: Patti gibt’s weiterhin. Die ist zwar in Staffel 1 gestorben, taucht jetzt allerdings hier und da als Vision von Kevin auf. Kevin und Nora beschließen, neu anzufangen – in Miracle. Nora verkauft ihr Haus an eine Universität, die in dem Haus Forschungen anstellen möchte, weil hier gleich drei Menschen auf einmal verschwunden sind. Sie bietet auf ein Haus, das verkauft werden soll, und erhält den Zuschlag. Es ist eben jenes Haus neben Johns Familie. Ab hier wird die Geschichte der ersten Folge noch einmal aus der Sicht von Kevin und Nora erzählt – von der Einladung zum Essen über das Erdbeben bis zum Verschwinden von Evie an eben jenem See, an dem im Intro zur ersten Folge die Frau aus der Steinzeit gestorben ist. Durch das Erdbeben ist wohl ein Loch im See entstanden, durch das wohl das gesamte Wasser geflossen ist, und offensichtlich auch Evie und ihre Freundinnen. Kevin finden wir zu seiner und unserer Verwunderung ebenfalls im See wieder – mit einem massiven Steinblock, der an seinem Bein festgebunden ist. Hat er versucht, sich umzubringen? Hier endet die zweite Folge.
Fazit
Ich bin noch hin- und hergerissen, was ich von dieser neue Staffel halten soll. Ich war von der ersten Staffel begeistert – was nicht vielen so ging. Jetzt wirkt alles etwas glatt gebügelter, gefälliger, mainstreamiger – das wäre meiner Meinung nach nicht notwendig gewesen. Hoffnung bereitet mir derzeit noch, dass Kevin weiterhin seine Visionen hat und oft nicht Herr seiner Sinne ist. Und ich fänd’s klasse, wenn die Idee der Universität, dass das Verschwinden der Menschen etwas mit Geographie zu tun hat, weitergesponnen wird.
Ich fand die zweite Staffel absolut genial, besser noch als die erste. Man braucht vielleicht ein, zwei Folgen, um reinzukommen, aber dann ist es großartig.
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