Hatte ich letzte Woche noch von einer klassischen Übergangsfolge gesprochen, bekommen wir diese Woche einen klassischen Füller zu sehen. Und auch wenn sich hier deutlich auf das Menschliche konzentriert wird, offenbart sich auch hier leider eine Schwäche der Serie im Vergleich zu den großen Formaten im Business.
Ephs Familie ist im Mittelpunkt dieser Folge. Bis auf einen eher unpassenden und total unkreativen Plan von Kesha und Vasiliy, der nur nach hinten losehen konnte. Stringend ist da lediglich die Tatsache, dass die Security dann auch nur halbgar zwischen wirklicher Hilfe und Loyalität auf der Stelle tritt. Das hätte man überhaupt nicht gebraucht, ebenso, wie den überhitzten Abgang der Internet Freedom Fighterin.
„Confidence. It’s all about confedence.“ (Vasiliy)
Aber zurück zum Folgenkern: alles dreht sich um Kelly und vor allem ihre Beziehung zu Sohn Zack. Für den ist so ein Pfandhaus wie ein Süßigkeitenladen. Beim gefundenen Macbook kann er das iPhone von Mutti im Nullkommanichts orten – zum einen insgesamt viele tolle Product Placements, zum anderen seltsam, weil das Internet ja eigentlich gar nicht gehen soll. Wenn jedoch so etwas funktioniert – wenn auch angeblich „langsam“ (ich wäre froh über eine solche Verbindung!) – hätten sich doch auch alle über Twitter austauschen können. Mit solchen Bandbreiten hat jeder Erfahrungen, der schon einmal Deutsche Bahn gefahren ist. Sind die Macher aber scheinbar nie.
Im realen Jetzt sind bereits Plünderungen an der Tagesordnung, was immerhin eine erste Chaos-Stufe ist. Interessant wird ein neu eingeführtes Stilmittel der Rückblende. Bis zu 32 Stunden vorher erhalten wir die Geschichte von Kelly zu sehen. Der Virus scheint aus Storygründen deutlich schneller zu agieren, aber auch – wie bspw. bei Matts nächtlichem Badezimmergang – Menschliches zurück zu lassen. Wie Kelly es jedoch nicht schafft, Zack zu holen, um dann solche Schmerzen zu haben, dass sie ihre SMS nicht zuende schreibt – aber zur Schule von Zack gelangt. Nein, sorry, aber das passt alles nicht ganz.
Wenigstens erhalten wir einen wunderbaren Moment zu sehen, als Kelly sich den Sohn der besten Freundin vornimmt. Und passender Weise Eph den zweiten Gang übernimmt. Familiäre Unterstützung, quasi. Dazu erhalten wir interessante Vampir-Sichtweisen der Blutströmungen in Körpern zu sehen, dazu den lockenden Ruf des Masters. Hat er Kelly mit besonderen Fähigkeiten ausgerüstet? Wir werden es sicherlich sehen, sobald sie Eph und/oder Zack gegenüber steht. Ist die Serie konsequent, muss der Junge seine Mutter umbringen…
Immer auffälliger ist übrigens der Einsatz von Farben für mich. Der Gelb-Orange vs. Blau-Grün Kontrast wird mittlerweile in fast jeder Einstellung bespielt und könnte flüchtigen Zuschauern den Eindruck vermitteln, sie schauten gerade CSI. Ich mag die Mischung ja, aber teils könnte etwas Abwechslung reinkommen.
„The blue is perfect!“ (Zack)
Für mich die bislang schwächste Folge. Das liegt nicht an der Konzentration auf eine Beziehung, bzw. einen wichtigen Aspekt und die Emotionalisierung, es liegt schlicht an der Umsetzung. Schafft es selbst The Leftovers, mit solchen Einzelfokus-Folgen intensive Momente zu schaffen und ein The Walking Dead auch bereits mehrfach mit der Konzentration auf einzelne Personengruppen, Tempo raus zu nehmen und zu emotionalisieren, kann The Strain leider nicht das Niveau der anderen erreichen. Das liegt zum einen an der unnötigen Nebenstory, zum anderen an der in sich nicht abgeschlossenen Zwischenhandlung. Dazu ist man bei dem Tränenkullern am Ende froh, dass Zack endlich mal das zeigt, was er eigentlich ist – ein trauriger und ängstlicher Junge.
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