Langsam aber sicher kriecht The Walking Dead aus dem kleinen Loch, das die Serie sich selbst eingebrockt hat. Noch immer ist nicht alles Logik, das glänzt, aber zumindest hat die Dramaturgie ihren Weg zurück in die Spur bekommen diese Woche. Dabei beginnt alles noch harmonisch. Kekse, Wachsmalstifte und Musik – ist doch gar nicht so schlimm?! Okay, außer, dass man zunächst die Chance verpasst, den klassischen „Gute Laune-Musik vs. Krasse Action-Bilder“-Kontrast zu bringen. Naja, sei’s drum.
Die Inszenierung der eigentlichen Hektik zu Beginn hat mir überhaupt nicht gefallen. Achten die eigentlich darauf, wer oder was hinter Walkern steht, die sie abknallen? Bei Eugene war es jedenfalls mindestens knapp. Viele Perspektiv-Fragezeichen binnen weniger Minuten (hat Deanna einem Walker nur das Ohr abgeschossen, landet später aber geschwächt einen Headshot nach dem anderen?!). Die Leiter-Szene mit Maggie war aber durchaus gelungen, sowohl was Glaubwürdigkeit, Spannung aber eben auch den wundervollen Abschluss-Shot angeht.
Kommt man nicht selbst runter zu den Monstern, kommen die Monster eben zu einem nach Oben. Das muss zumindest Sam feststellen.
„Honey, just try, just pretend, okay, just pretend to be someone who is not scared!“ (Jessie)
Und irgendwie überträgt sich diese ganze Stockwerks-Misere auch auf den anderen Mini-Krisenherd der Stadt. Eine Sache, die mir von der Konstellation noch nicht ganz in den Kopf will. Der Carol-Move war dämlich, und wieso Denise nicht raus zu den Verletzten (oder zumindest nach Oben) geht, wo sie es doch selbst anspricht, will mir auch nicht einleuchten. Ja, sie hat Angst, aber müsste sie ja eigentlich auch vor Kollege „W“ haben. Logik eben.
„I will kill you to kill him, because I don’t want anyone else to die!“ (Carol)
Aber okay, nerviger Sideplot. der sich idealer Weise selbst in Blut auflöst. Ähnliche Gedanken gehen Deanna durch den Kopf das Bein. Die hat noch genug Zeit, Rick ein bisschen zu erschrecken und für ihre Nachfolge in vielerlei Hinsicht zu sorgen (Briefe, Pläne, weise Worte), schreit dann aber auch ihren Unmut der Kamera entgegen, dass die letzten Wochen nicht wirklich das Wahre waren. Und herzlichen Glückwunsch – sechs Mal geschossen und somit vermutlich keine Kugel mehr für sich selbst! Klassiker.
„Well… Shit.“ (Deanna)
Carl und Ron diskutieren, wessen Vater der größere Killer ist, woraufhin plötzlich ein komplettes Haus an allen Fronten in sich zusammen zu brechen scheint. Aber – tadaa! Der alte Gut-Trick kommt tatsächlich doch noch einmal zum Einsatz, sehr schön! Freuen sich zwar nicht alle Beteiligten drüber, aber ich hatte es ja bereits vor Wochen angebracht. Das war allerdings auch sowas von klar, dass einer mitten in der Aktion ausschert – entweder Gabriel oder eben Sam. Hätte es in der Cliffhanger-Manier der Staffel noch drastischer erwartet, aber vermutlich wäre das selbst den Machern eine zu geringe Überlebenschance der Protagonisten gewesen. Mal schauen, was Mom davon hält.
„Someday this pain will be useful for you.“ (Deanna)
Am Ende sollten wir diesen Satz von Deanna immer wieder vor uns her sprechen. Wer weiß, wofür so mancher Seh-Schmerz diese Staffel gut war…
Wie gesagt, eine kleine Aufwärts-Tendenz in Sachen Qualität und Gesamtunterhaltungsvergnügen. Aber am Ende fehlt noch immer die Durchdachtheit und Liebe im Detail. Viele Figuren und Handlungsmöglichkeiten werden vollends links liegen gelassen, andere in einer unglaublich behäbigen Angst-Stellung skizziert, die eigentlich nur zu den „echten“ Alexandria-Langzeitbewohnern passen würde. Da stimmt das demonstrierte Stärke-Bild einfach nicht.
Dennoch ist dieser Einfall der Halb-Horde vielleicht genau das, was sowohl die Staffel als auch die Gruppe gerade braucht. Aufwühlung, um sich danach neu (und besser) ordnen zu können. Dafür haben sie jetzt auch massig Zeit – erst am 14. Februar 2016 geht es wieder weiter. Dafür war der Cliffhanger dann doch verhältnismäßig zahm und allgemein der Showdown noch nicht wirklich gegeben. Aber vielleicht ist es gut, einfach mit etwas Unordnung und somit auch viel Diskussions-Potenzial in die Pause zu gehen.
Bilder: amc
Stimmt, mit der Logik hatten sie’s vor allem in dieser Folge nicht so. Beispiele: Draußen ist alles voller Walker, aber Carol hat nichts besseres zu tun, als im Keller nachzusehen, was da so los ist. Oder Deanna: Warum zündet sie nicht das Haus an, um alle Walker anzulocken, und opfert sich dann so? Außerdem fand ich’s schlapp, dass der Glenn-Plot kaum weitergedreht wurde – er hätte Maggie zumindest erreichen können. Auch er hätte natürlich draußen irgendwie Lärm machen können, um die Walker wieder rauszulocken… naja.
Mir geht die Serie langsam echt auf den Sack. Und es tut mir weh das zu sagen. Die Ideen werden immer billiger und dann noch entsprechend schwach umgesetzt. Die Ben/ Carol-Situation ist beispielhaft. Man war ich am Ende überrascht. Dieses Pisskind am Ende. Mama? Mama? Weniger Regeln als die Gremlins und trotzdem muss so ne nervige und nie dagewesene scheisse wieder für irgendein Problem sorgen. Man war ich wieder überrascht. Das hat es in der ganzen Film- und Theaterwelt noch nicht gegeben. Und wie kompliziert geht Maggie diese Leiter rauf? Man! Diese Staffel hat so gut angefangen……
Ich habe mir die Folge und die davor lange aufgespart und hatte jetzt beim Ansehen fast körperliche Schmerzen. Die ganzen „How to survive“ Sprüche sind für mich inzwischen vollkommen ausgelutscht, die Hälfte der Charaktere ist mir unsympathisch oder total egal und man möchte ständig irgendjemandem Vernunft einprügeln. Eugene du Schwachkopf, schlag zu! Morgan du Idiot, dem Typen ist nicht zu helfen! Ron reiß dich mal zusammen!
Und auch die Logik bleibt weiterhin auf der Strecke, die kleine Sophia wird unter einer übel stinkenden Decke verborgen und macht nicht mal einen Mucks? I call Bullshit, ein Kleinkind ist kein Papagei. Der unsympathische Sam ruft hingegen nach seiner Mum, na dessen Tod wäre ja auch weit weniger dramatisch…
Ich hoffe man nutzt diese Situation jetzt um sich von einem ganzen Haufen Charaktere zu trennen, gefühlte 40 Hauptcharaktere wären selbst für eine Serie mit herausragendem Storytelling viel zu viel. Weg mit den Gabriels, Rons und Abrahams, zurück auf eine Kerngruppe bekannter Gesichter. Dann empfindet man vielleicht auch etwas, wenn jemand von einem „Wolf“ entführt wird, bei der dicken Frau war es mir komplett wumpe.
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