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Review zum Staffelstart

True Detective S02E01 – The Western Book of the Dead

23. Juni 2015, 19:29 Uhr
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Endlich. True Detective geht weiter. Oder besser: wieder los. Die Erwartungen sind nach der genialen ersten Season natürlich unnatürlich hoch, genau wie das damit einhergehende Enttäuschungs-Potenzial. Alles auf Null. Neue Charaktere, eine neue Story – doch bleibt auch die Qualität und der ganz eigene Charme der Serie? Bereits beim Intro gibt es deutliche Veränderung. Es spielt mit ähnlichen visuellen Stilen, kann aber nicht ganz die Atmosphäre des alten erreichern, was vor allem am neuen Titelsong liegt. Ja, passt vermutlich inhaltlich total toll, ist aber irgendwie… seltsam. Mindestens.

True Detective Season 2 Opening Credits | HBO

Eine schöne Geste an Season 1 oder kleine Verarsche an die Zuschauer gibt es direkt zu Beginn. Colin Farrell als Detective Ray Velcoro sieht sich einer Befragungssituation gegenüber. Es geht aber nicht direkt um das Auftauen eines alten Falles, sondern um eine Psychotherapeutin, die die Beziehung zu seinem Sohn analysieren soll. Vorerst nur eine strukturelle Finte, denn der Aufbau ist durchaus anders als zuvor. Es gibt einen Industrie-Sumpf statt einem echten – und zunächst drei Einzel-Cops statt einem Haupt-Duo. Und alle haben sie so ihre Probleme…

„I used to want to be an astronaut. But astromauts don’t even go to the moon anymore.“ (Ray)

Detective Ray Velcoro (Farrell) ist nicht der Vater seines Sohnes, um dessen Sorgerecht und Turnschuhe er kämpft. Das treibt ihn nicht nur in den Alkohol und weitere Drogen sondern auch in Verhaltensausbrüche und ein Dasein als Arsch ohne Blatt vor dem Mund – kein Wunder, da ist ja auch schon der Flachmann. Jedenfalls absolut kein Symphat vor dem Herrn, wenigstens hat er irgendwann den Entschluss gefasst, einen Bart wachsen zu lassen (ohne ging ja mal gar nicht!).

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„That’s the guy we have been waiting on?!“ (Ani)

Detective Ani Bezzerides hat eine Schwester, die ins Web-Porno-Geschäft eingetreten ist und einen Vater, der sich eher für Spirituelles denn Browser und Brüste interessiert. Bei der Szene mit ihm habe ich kurz gehofft, einen 40 Jahre älteren Don Draper zu entdecken… Sie dürfte die toughe Frau darstellen, die aber scheinbar ein Glücksspiel-Problem hat und gerne auch mal etwas zu viel ihre Frau steht.

Und Officer Paul Woodrugh. Eigentlich gerade aufgrund einer (m)oral(isch)en Prüfung beurlaubt, aber eben total toll auf dem Motorrad und mit einem erschreckenden Fund, nachdem er nachts seine Scheinwerfer und Lebenswillen auf Funktionalität hin getestet hatte. James Frain aka Ferdinand aus Orphan Black war übrigens als Lieutenant am Start. Das tut aber gerade gar nichts zur Sache…

„I guess… that’s okay…?“ – „Sure it is! We’re the police.“ (Sekretärin & Polizeipartner)

Am Ende führt sie ein Fall zusammen. Ein Caspers, der direkt an „Weekend At Bernie’s“ denken lässt. Und das in „so etwas wie einer Stadt“ namens Vinci. Irgendwo zwischen kalifornischer Kleinstadtöde und industriellen Groß-Kriminalismus. Den verkörpert vor allem Vince Vaughn aka Frank Semyon. Das Quartett ist also komplett, das Setting gesetzt – kann losgehen!

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Schön fand ich noch diesen Shot im Auto, der stark an viele Einstellungen in Season 1 erinnert hat. Entweder ein laufendes Stilmittel oder eben eine kleine Hommage an den ersten Fall. Gelungen fand ich zudem auch den sehr schönen Abschluss-Shot. Visuell passt das also schon einmal.

Ansonsten bleibt es vorerst beim Abtasten. Die Charaktere werden ohne weitere Umschweife eingeführt. Direkte Merkmale und Schwächen werden offengelegt, alle haben sie Ecken, Kanten und vor allem Probleme (Alkohol, Familie, Glücksspiel, traumatische Erinnerungen, Selbstmordgedanken…). Dass es erneut kein Hei-ti-tei-Drama wird merkt man spätestens beim „Faustkampf“ um zerschnittene Sneaker.

Alles ist aber eben mehr Prolog denn wirklicher Start in die Handlung. Wir haben letztlich den Fund der Leiche und den Start des Falls. Hier wurde sich deutlich mehr Zeit gelassen, alles einzuleiten. Das ist auch okay, aber alles ist irgendwie als wenn Colin uns fragt „You’re alright, bud?“ und wir mit einem leicht daher gelogenen und stark daher gehauchten „joa… Passt schon“ antworten. Es ist keine Enttäuschung und bei weitem nicht schlecht, aber da kann noch mehr kommen. Und wird es sicherlich auch. Bis dahin war es eben ein solider Start. Nevermind.

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Dienstag, 23. Juni 2015, 19:29 Uhr
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