Nach den letzten sechs soliden Episoden, aus denen sicherlich mehr herauszuholen gewesen wäre, kommt die Geschichte um Ani Bezzerides, Ray Velcoro und Paul Woodrugh nun so richtig in Fahrt und weist plötzlich eine Dynamik auf, die überrascht. Die Ereignisse reihen sich aneinander, die Versatzstücke fügen sich ineinander und einige Wendungen stehen bevor.
Ani ist von ihrem Undercover-Einsatz auf der Stripparty noch vollkommen mitgenommen und lässt sich bei Ray aus, mit dem sie das Motelzimmer teilt.
„I feel so fucked up. My head’s so fucked up!“ (Ani)
„Want me to roll a joint?“ (Ray)
„Oh…these fucking fucks!“ (Ani)
Sie vertraut sich Ray an, indem sie ihm von ihrer Entführung als Kind erzählt. Doch bevor dieser verstehen und die kryptischen Aussagen aneinander reihen kann, wird er von Anis plötzlichen Annäherungsversuchen abgelenkt, die er jedoch abweist.
Paul wird ebenfalls von einem zurückliegenden Ereignis eingeholt. Ein Unbekannter sendet ihm Fotos, die zeigen, wie Paul eine Affäre mit seinem Army-Freund Miguel hat. Er ahnt, dass er einer Erpressung kaum entkommen kann. Auch seine von ihm schwangere Freundin erhält ominöse Anrufe mit der Aufforderung, Paul nach den Fotos zu fragen. In höchster Alarmbereitschaft bringt Paul seine Freundin und seine Mutter in ein Motel, damit ihnen nichts passieren kann. Auch Ani muss ihre Liebsten in Sicherheit bringen. Da Ani sich mit dem Namen ihrer Schwester auf die Stripparty eingeschleust hat, vermutet sie, dass Athena in Gefahr schwebt und drängt sie dazu, vorübergehend unterzutauchen. Dasselbe verlangt sie von ihrem Vater, dem sie zuvor jedoch erzählt, dass sie sich nun an das Gesicht ihres damaligen Entführers erinnern kann. Der sichtlich berührte Eliot erinnert sich, wie er vier Tage lang den Wald abgesucht hat. Anis über die Zeit hinweg so hoch gebaute Mauer fängt an zu bröckeln. Das kalte Vater-Tochter-Verhältnis wärmt sich langsam auf.
Frank dagegen schmiedet einen Plan, wie er aus der ganzen Geschichte um sein verlorenes Geld wieder herauskommen kann. In erster Linie steht da noch der Vergewaltigungsfall von Rays Frau im Raum, bei dem ihm sein Angestellter Blake Churchman vor Jahren einen falschen Namen des Täters geliefert hat, den wiederum Frank an Ray weitergegeben hat, wodurch dieser einen Unschuldigen ermordete. Frank, sichtlich schlecht auf Blake zu sprechen, konfrontiert diesen aber zunächst mit seiner „geheimen“ Tätigkeit als Zuhälter.
„You must be what they call a natural born pimp…Me, I always saw a difference between a whore and a pimp. A whore can still have integrity.“ (Frank)
Schön ist hier vor allem die Anspielung auf den mittlerweile als Klassiker zu bezeichnenden Film Natural Born Killers, in dem Woody Harrelson (Darsteller der ersten Staffel und ausführender Produzent von True Detective) die Hauptrolle spielte. Frank rückt Blake sehr nahe, die Stimmung ist angespannt. Blake rechtfertigt sich und atmet auf, als Frank wieder zurücktritt – doch dies tut er nur, um seinem illoaylen Angestellten daraufhin sein Whiskeyglas im Gesicht zu zerschlagen.
Um diese Szene im Detail wahrnehmen zu können, wurde hierfür sogar eine Slow Motion gewählt, die uns sehen lässt, wie das Glas in tausend kleine Teile zerspringt und Blakes Haut Stück für Stück aufreißt. Frank erfährt von Blake, dass ihm neben seinem Geld alles genommen werden soll, was er hat. Als er der Ansicht ist, alle Informationen aus Blake herausgeprügelt zu haben, entscheidet er sich für dessen Nutzlosigkeit und zieht daraus die Konsequenzen.
Von nun an setzt Frank alles in Gang, um von seinem Leben zu retten, was gerettet werden kann. Er besorgt Flugtickets, beauftragt Geschäftspartner ihm falsche Pässe auszustellen und ihm zwei Autos zu verschaffen. Er setzt sein Casino und seine Bar in Brand.
„What are you planning, Frank?“
„You might say my ship’s coming.“
„And who sails the ship?“
Während Paul auf dem Weg zum Treffen mit seinem Erpresser ist, ruft er Ray an und will sich ihm anvertrauen, bricht das Telefonat jedoch ab, als er Miguel entdeckt. Dieser nimmt ihm seine Waffe ab und führt ihn in einen Tunnel, der unter der Stadt verläuft. Es stellt sich heraus, dass das Zusammentreffen mit ihm, aus dem die Erpresserfotos entstanden, inszeniert war und die Affäre Teil des Planes, um den Ermittlungsfall um Caspere und die blauen Diamanten zu sabotieren. Im Tunnel wird Paul vor Polizeichef Holloway geführt, der die in der Villa von Paul und Ray geklauten Dokumente zurückhaben und gegen die Fotos eintauschen will. Paul gelingt es, Holloway zu überwältigen und zu fliehen.
Unterdessen sitzen Ray und Ani wieder einmal im Motelzimmer zusammen und auch sie suchen nach einem Ausweg aus diesem Fall, der vollkommen aus den Fugen geraten ist. Es entsteht eine Atmosphäre von größter Intimität und Verzweiflung zwischen ihnen, die fast ohne Worte auskommt. Die Ruhe, die in dieser Szene herrscht und nur von leisen Tönen der Hintergrundmusik begleitet wird, lässt das Schauspieltalent von Rachel McAdams und Colin Farrell in den Vordergrund rücken. Die Blicke der beiden gebrochenen Charaktere liegen so voller Emotionen, sie suchen Halt beieinander, suchen Halt in dem Chaos, das ausweglos scheint. Diese minutenlange Szene ist auf bestimmte Art beruhigend, bewegend, aber auch aufwühlend und spannungsvoll zugleich. Für mich hätte sie jedoch lieber in der Verschlungenheit ihrer Hände als ihrer Körper enden dürfen.
Verfolgt von Miguel und anderen bewaffneten Gehilfen beginnt für Paul eine Jagd durch den Tunnel, dessen Ausgang er schließlich als einziger Überlebender erreicht. Doch die Erleichterung hält nicht lange an. Paul greift zum Handy, um Verstärkung anzufordern, als sich Lieutenant Kevin Burris von hinten nähert und auf ihn zielt. Es wird endgültig klar, dass die Polizei viel tiefer in den Fall verwickelt ist, als bereits vermutet.
Die vorletzte Folge der zweiten Staffel True Detective überzeugt mit Spannung, Dynamik und zahlreichen Überraschungen und Wendungen. In den richtigen Momenten wird jedoch auf Stille und Ruhe gesetzt, die ausreichend Platz für Emotionen lassen. Alles in allem wurde endlich die Hoffnung erfüllt, die von Anfang an die hohen Erwartungen für die zweite Staffel begleitet hat. Schade nur, dass jetzt nur noch das Finale wartet.
Die bisher beste Folge der Staffel. Auch wenn ich das Ende durchaus uäh und den Ausgang des „Tunnellaufs“ wenig überraschend fand. Vor allem der Frank-Strang hat mir aber gefallen! Hoffentlich setzen sie im Finale noch einen drauf!
Seh‘ ich genauso! Beste Folge der Staffel. Fand die ganze Staffel aber ziemlich gut, hat meine Erwartungen auf jedenfall erfüllt. Nächste Woche hoffentlich noch ein richtig gutes Finale und die beiden Staffeln sind fast auf Augenhöhe. Zu Ani und Ray sag ich auch najaaa :D Für mich ist Ani eigentlich die coolste der vier Protagonisten, aber die Szenen die ihre Vergangenheit aka Kindheitstrauma beschreiben sollen finde ich nicht gut. Es passt zwar alles aber ich finde es einfach ein bisschen zu dick aufgetragen. Diese zusätzlichen Infos sind für mich eigentlich nicht nötig und tragen nichts zum Charakter bei, der wäre genauso gut ohne. Fühlt sich bisschen so an als hätten sich die Autoren gedacht „Hey alle Charaktere sind irgendwie krass geben wir Ani halt noch das als extra“ – Die Szene zwischen Ani und ihrem Vater fand ich aber ziemlich gut.
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