Für viele Serienfans dürfte es eine Zeitrechnung vor und eine Zeitrechnung nach der Erstausstrahlung von „The Sopranos“ geben. Die Mafiaserie hatte einen derartigen Einfluss auf das moderne Fernsehen und die Produktion von Fernsehserien, dass man die Geschichten rund um Tony Soprano und seiner Familie ohne weiteres als Meilenstein der Fernsehgeschichte bezeichnen darf. Einen weiteren Meilenstein in unserem sAWEntskalender wollen wir heute mit eben jener Serie begehen, das Türchen 8 schickt uns also nach New Jersey und in die Welt der italienischen Mafia.
„And The Emmy Goes To …“
Der erste Emmy Award für die beste Drama Serie, der nicht an ein Network ging, ging an HBO, ging an “The Sopranos”. Den Siegeszug der Kabelsender, den wir aktuell als normal empfinden, nahm mit unseren Mafiosi also seinen Anfang. Einer dieser Meilensteine, von denen ich sprach.
„Woke Up This Morning“
Jede Serie hat ihren Wiedererkennungswert. Bei mir sind das meistens das Intro und der dazugehörige Song. Seit den Sopranos höre und schaue ich da aber noch genauer hin. Es ist sogar so, dass immer wenn ich jetzt diesen typischen HBO Opener höre, beginnt bei mir innerlich das Intro der Sopranos – egal welche HBO Serie da auch immer gerade läuft. Ich kann nichts dagegen tun. Die haben das mit der Kundenbindung schon gut drauf, bei HBO.
Dies ist aber eher Zufall, denn eigentlich hatte David Chase, der Showrunner und Autor der Serie, geplant, zu jeder einzelnen Episode einen passenden Song im Intro zu verwenden. Die Verantwortlichen bei HBO konnten ihn aber überzeugen, dass der Zuschauer einen Wiedererkennungswert zur Serie benötigt, um sie sofort identifizieren zu können, wenn man das Intro irgendwo hört. Und „Woke Up This Morning“ von Alabama 3 ist mal ein richtig geiler Shizzle als Intro, da geht nichts drüber. Word! Gut gemacht, HBO.
David Chase ließ sich von seiner Idee aber nicht ganz abbringen, denn er setzte die unterschiedlichen Songs einfach ans Ende jeder Episode, um die letzte Szene musikalisch ausklingen zu lassen. So wurde dieses besondere Stilmittel der Serie ebenfalls eher „aus der Not geboren“. Gut gemacht, David Chase.
„Never Be A Rat!“
Tony Sirico, der Darsteller des Paulie “Walnuts” Gualtieri, hat eine düstere Vergangenheit. Vor seiner Schauspielkarriere war Sirico nämlich ein echter Mobster und stand der „Colombo“ Familie in New York nahe. In Verbindung mit seinen Tätigkeiten als Berufsverbrecher saß Sirico auch mehrmals im Gefängnis und fand darüber dann schlussendlich sogar zur Schauspielerei, da ihm die Arbeit in einer der Theatergruppen im Gefängnis sehr gefiel. Aufgrund seiner Vergangenheit ließ sich Sirico vertraglich sogar zusichern, dass seine Figur des mehr als loyalen Paulie niemals nie nicht zur Ratte also zum Informanten wird. Das wäre dann wohl mit seiner „Mobster-Ehre“ nicht vereinbar gewesen. Sein damaliger Spitzname zu Zeiten als Berufsverbrecher, „Junior“, wurde im Übrigen dem Onkel von Tony Soprano, Corrado Soprano, angehängt.
„Don´t Wear Shorts Again“
Nach der Pilotfolge der Serie, in der Tony Soprano in Shorts herum lief, hatte er Kontakt zu echten Mobstern. Und die rieten ihm auf die Shorts zu verzichten. So würde sich ein Familienoberhaupt der Mafia nie zeigen. In der vierten Episode wird dies auch kurz in einer Dialogszene mit Tonys Boss Carmine erwähnt und erhielt somit Einfluss in die Serie. Grds. erhielt James Gandolfini des Öfteren Lob aus jenen Kreisen, die die Authentizität der Serie gut hießen.
„We Need A Gun“
Das Logo der Serie ist mindestens genauso einprägend wie das Intro. Aber auch das ist eher dem Zufall geschuldet. HBO hatte nämlich Angst, dass die Zuschauer mit „The Sopranos“ vor der ersten Staffel zunächst etwas mit Musik in Verbindung bringen würden. Daher kam man auf die Idee, die Pistole ins Logo einzubinden.
„Wear A Fat Fuit, Steve“
Der Schauspieler Steve Schirripa spielte den leicht übergewichtigen Bobby „Bacala“ Baccalieri, zu Beginn ein Adjutant von Corrado Soprano, am Ende dann ein loyaler Soldat von Tony Soprano und sogar sein Schwager, da er Tonys Schwester Janice heiratete.
In der Staffel 2 und 3 musste Schirripa überraschenderweise ein „fat suit“ tragen, da er in den Drehpausen zwischen den Staffeln zu viel an Eigengewicht verloren hatte. Wenn man sich so anschaut, wie oft in der Serie gegessen wird, eigentlich nicht verwunderlich dass man „off the camera“ dann nichts mehr zu sich nehmen mag.
„John Gotti Is Good Enough“
Die Anzüge, die Van Zandt als Silvio Dante trägt, könnten kaum authentischer sein. Denn sie wurden von einem Schneider hergestellt, der auch schon echten Unterweltgrößen wie John Gotti mit feinem Samt belieferte. Also man kann vieles über die Cosa Nostra behaupten, nur nicht, dass sie keinen Geschmack haben. Und das wusste man eben auch bei HBO. Und somit strahlte Silvio Dante in kriminell gut aussehenden Maßanzügen. Wer sich den normalen Kleiderschrank von Van Zandt so anschaut, wird erkennen, dass es ganz gut war, dass hier der Schauspieler (vor allem Musiker) weniger Mitspracherecht hatte. Das hätte dann mal wirklich einen echt crazy aussehenden Consigliere ergeben. Ob das dann die Mafia auch noch toleriert hätte?
„The Fuck Statistics“
Was man so alles zählen kann. Die Antwort dürfte wahrscheinlich “alles“ ein, da muss man nicht Graf Zahl sein, um Spaß an so etwas zu haben. Eines der am meisten benutzten Wörter in der Serie dürfte „Fuck“ sein. Daher hat man das mal gezählt. Offiziell wurde das wohl amerikanischste aller Schimpfwörter 3.539 mal verwendet. Der Spitzenreiter ist hier ganz klar Tony Soprano mit 1.152 mal oder in knapp 33% aller Fälle. Meisterlich!
“Lyin‘ In A Bed Of Fire”
Ich behaupte einfach mal ganz frech, dass ich in der sAWE Redaktion der größte Bruce Springsteen Fan bin. Einfach weil ich einen guten Musikgeschmack habe (hört, hört!). Und jetzt ein Geständnis: ich kam über die Serie zu Bruce Springsteen & The E Street Band. Denn mit Steven Van Zandt haben wir einen der beiden E-Gitarristen der E Street Band und einer der wichtigsten Unterstützer und Kreativköpfe aus der Anfangszeit in der Schaffenskraft Bruce Springsteens. Insbesondere seine Mitarbeit am Jahrhundertalbum „Born to Run“ ist legendär. Aber auch schon vorher und zwischendrin war „Little Stevie“ immer auch mit der eigenen Band, den „Disciples Of Soul“ unterwegs.
Und einer seiner größten Fans ist wohl David Chase. So stand es für Chase schon seit langem fest, dass er einmal etwas mit ihm machen wollen würde. Und eigentlich wollte Chase ihm die Rolle als Tony Soprano anbieten, die Van Zandt aber ablehnte, da er keinem echten Schauspieler die Rolle wegnehmen wollte. So schrieb Chase ihm dann die Rolle des Silvio Dante auf den Leib. Hätte schlimmer kommen können. Der Name Silvio Dante entstammt übrigens aus einer Kurzgeschichte – geschrieben von Steven Van Zandt.
„Your Mother Is My Mother“
Bei David Chase ist es nicht ungewöhnlich, dass er seinen Serienfiguren persönliche Charakterzüge gibt oder diese auf Verwandte aufbaut. So basiert die Beziehung zwischen Tony Soprano und seiner Mutter Livia auf der Beziehung von Chase zu seiner Mutter. Die im Übrigen Norma hieß, nicht Livia.
„Ray Was Not Amused”
Nachdem Van Zandt die Rolle des Tony Soprano ausgeschlagen hatte, wurde natürlich normal gecastet. Einer der Auserwählten und Top Favoriten war Ray Liotta. Aber er hatte kein Interesse an einer Fernsehserie mitzuwirken. Später wurde ihm dann noch mal die Rolle des Ralph Cifaretto angeboten aber auch diese lehnte er ab. Ich denke heutzutage würde er das nicht mehr tun. Man verzeichnet stattdessen immer mehr Schauspieler, die vom Film- in das Fernsehgeschäft wechseln bzw. sich beidseitig aufstellen.
“Sil Loves His Wife In Real“
Dass sich aus schauspielerischen Beziehungen auch mal Beziehungen im „real life“ ergeben, liest man immer wieder. Andersherum ist es eher ungewöhnlich. So sind „Sil“ und Gabriella Dante nicht nur in der Serie sondern auch im wahren Leben verheiratet. Die Angetraute von Steven Van Zandt heißt im Übrigen Maureen. Womöglich ist das auch der Hintergrund, dass mir bei Sil keine Seitensprünge einfallen würden. Oder?
„Tony Is A Cheater“
Ganz im Gegensatz zu Tony Soprano. Das dürfte niemand im Laufe der Serie entgangen sein. Die Anzahl der Frauen hat mich dann aber doch überrascht. Mit ganzen elf Frauen betrog er im Laufe der Serie seine Frau Carmela. Arme Frau! Wahrscheinlich hat sie deswegen mit den Pillen und den Medikamenten angefangen …
Ganz ohne Betrug gehts morgen wieder weiter. Im sAWEntskalender. Mit neuen Fakten. Und den Gewinnspiel. Und dem ersten Tipp. Cheerio!
Fotos: HBO
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