All unsere filmischen und seriellen Lieblingsgeschichten (aus Amerika) haben ihren Ursprung in den kreativen Köpfen der Drehbuchautor:innen. Wenn diese aber ihre Arbeit niederlegen, dann kann es auch für das Publikum bald ganz schön düster aussehen. Seit Anfang des Monats streiken die Autor:innen in Hollywood und das aus gutem Grund. Zuletzt haben die Mitglieder:innen der sogenannten Writers Guild of America im Winter 2007 ihre Schreibutensilien für 100 Tage beiseite geschoben. Seitdem hat sich viel in der Branche geändert. Die Streamingdienste haben die Arbeits- und Vergütungsweise innerhalb kürzester Zeit verändert. Und jetzt wo die Verträge neu verhandelt werden, möchte die Writers Guild verständlicherweise auch den Gegebenheiten angepasste Verträge – insbesondere für Serienautor:innen.
Was bisher geschah
In der Vergangenheit wurden in der Regel an die 10 Autor:innen für eine Staffel angeheuert. Das Team bestand aus erfahrenen und neuen Schreiberlingen. Meist über 24 Folgen hinweg konnten die Drehbuchautor:innen eine ganze Saison angeheuert werden. Durch die wöchentliche Ausstrahlung waren sie auch verstärkt in die Produktion involviert, was die Möglichkeit eines Tages zum Showrunner aufzusteigen erleichterte. Vergütet wurden die Drehbuchautor:innen pro Episode, sowie anteilig bei Wiederholungsausstrahlungen im TV.
Warum streiken die Autor:innen jetzt?
Dadurch, dass Streamer Staffeln auf durchschnittlich gerade mal 8 Folgen heruntergebrochen haben, sind die Autor:innen auch viel kürzer beschäftigt. Der sogenannte Writers Room besteht oftmals aus viel weniger Personen und Tantiemen für Wiederholungen gibt es in der Regel auch nicht, da die Serie nur einmalig online geht. Die Autor:innen werden lange im Vorfeld mit dem Schreiben beauftragt und sind später kaum noch in den Arbeitsprozess eingebunden. Außerdem müssen sie sich von einer kurzen Staffel zur nächsten Miniserie hangeln. Ein weiteres Problem zeichnet sich derzeit am Horizont ab. Durch das Aufkommen von künstlicher Intelligenz und Chatbots fürchten viele auch um ihre Arbeitskraft. Zukünftig könnten Drehbücher von KIs entwickelt werden und dann lediglich von einer einzigen Person überarbeitet werden. Zudem bleiben Streamingdienste gegenüber den Drehbuchautor:innen weiterhin intransparent was die Abrufzahlen angeht, was aber den Marktwert eines Autors steigern würde. Diese Punkte sind es, die die WGA in den Verhandlungen mit der AMPTP (Alliance of Motion Picture and Television Producers) fordert. AMPTP vertritt die Interessen der großen Hollywood Studios, darunter Paramount, Warner Bros., Universal, Disney, Netflix und Amazon.
Wann endet der Streik?
Derzeit wird von einem Streik bis in den Sommer ausgegangen. Ende Juni, wenn die Verträge der Directors Guild und der Screen Actors Guild of America auslaufen, könnten weitere Streiks der Regisseur:innen und Schauspieler:innen folgen. Die Auswirkungen der Streiks sind für Serienfans noch nicht direkt wahrnehmbar, da viele Drehbücher für Serien im Herbst bereits abgeschlossen wurden. Wobei Verzögerungen wie beispielsweise bei der finalen Staffel von „Cobra Kai“ bereits angekündigt wurden. Ebenso betroffen sind zukünftige Serienprojekte aus dem Marvel-Universum und der „Star Wars“-Welt. Anders verhält es sich bei Late-Night-Shows und Soaps, die unmittelbar von dem Arbeitsstopp betroffen sind. Die Studios argumentieren damit, dass die Kosten für die Schaffung von Streamingstrukturen enorm hoch waren beziehungsweise sind. Dass aber beispielsweise ein Studio-CEO im letzten Jahr mit 40 Millionen Dollar vergütet wurde, während ein Durchschnittautor mit einem Bruttogehalt von 70.000 Dollar im Jahr auskommen muss, bleibt scheinbar unberücksichtigt. Von den 70.000 Dollar müssen übrigens noch Agenten und Steuern bezahlt werden. Da kann man verstehen, wenn die Streikenden verärgert sind und lauthals „pay your writers“ rufen, sowie das Publikum bei einer Rede des Warner Bros. CEO David Zaslav bei einer Rede des Abschlussjahrgangs an der Universität in Boston.
Zaslav getting hit with a Pay Your Writers chant in Boston. This is so good. pic.twitter.com/00pL4ahAqZ
— Mike Scollins (@mikescollins) May 21, 2023
Höchste Zeit also, dass sich die Parteien einigen.
Bilder: Reuter, Mario Anzuoni | Marvel
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