„Wir brauchen einen klaren Kurswechsel.“ diktiert der Musikproduzent des fiktiven Rapstars Marcus aus der Miniserie „Christmas Flow“ vor. „Und in welche Richtung hast du gedacht?“ antwortet der wegen frauenfeindlichen Texten in der Kritik stehende Musiker. „Na, Richtung Weihnachten!“ tönt es aus dem alten Produzenten heraus. Diese Richtung scheinen auch sämtlich Programmdirektor:innen eingeschlagen zu haben. Am 1. November wurden gefühlt alle Kürbisköpfe in die Bio-Tonne gehauen, um Platz für die Weihnachtsdeko zu machen. Die Horrorthematik aus dem Oktober ist bunt leuchtenden Sendungen gewichen, um die Weihnachtszeit einzuläuten. Diese Woche habe nun auch ich ein paar Kerzen gezündet und die ersten Weihnachtsplätzchen verputzt. Zur Weihnachtszeit zählt aber auch die passende Unterhaltung. Beim sichten des Programms der letzten Wochen des Jahres wurde ich aber von einem Übermaß an festlichen Serien, Shows und Filmen geradezu erschlagen, sodass man den Wald vor lauter Tannenbäumen nicht mehr sehen kann.
Wer soll das alles schauen?
Einen guten Weihnachtsfilm oder eine gelungene Serie inmitten der unzähligen Stoffe, die den Markt überfluten auszumachen, ist genauso wie in einem Wühltisch mit Groschenromanen ein Werk von Charles Dickens zu ergattern. Lustige Wortspiele wie in „Single All the Way“ oder schnulzige Fortsetzungen wie „Prinzessinnentausch 3: Auf der Jagd nach dem Stern“ und „A California Christmas: City Lights“ oder das moderne Märchen „A Castle for Christmas“ mit Brooke Shields, das in den vergangenen Tagen auf Netflix eine Top-10 Platzierung landen konnte – sie alle versprechen herzergreifende Geschichten und buhlen um die Aufmerksamkeit der Zuschauer:innen. Dazu gesellen sich festliche Shows, in denen gebastelt, gebacken und sogar Weihnachtskugeln geblasen werden. Gelacht werden soll natürlich auch über die Festtage. Dass die Neuauflage „Nicht schon wieder allein zu Haus“ ein absoluter Rohrkrepierer ist, dürfte inzwischen allen noch vor dem Anzünden der Kerze am ersten Advent klar gewesen sein. Die Kritiken sind durchweg miserabel und lassen einen dann doch wieder zum Klassiker „Kevin allein zu Haus“ greifen. Ob die Witzemacherin Carolin Kebekus in „The Last Christmas Special“ für Lacher und das nötige Weihnachtsfeeling sorgen wird, kann ich mir angesichts ihres schonungslosen Humors auch nicht so recht vorstellen.
Unter all den gleich daherkommenden Inhalten verbirgt sich dann aber hin und wieder doch ein kleines Highlight. So bot im vergangenen Jahr beispielsweise der Animationsfilm „Klaus“ eine wirklich schöne Story. Und auch die Marvel-Serie „Hawkeye“ webt das Thema Weihnachten angenehm in das Setting ein ohne aufdringlich zu sein. Ob Filme wie „Die Familie Claus“ oder „Love Hard“ da mithalten können, wird sich noch zeigen. Sollte es aber zu viel des Guten werden, dann schalte ich einfach bei „Kaminfeuer: Knisterndes Birkenholz-Feuer“ ein. Immerhin bescheinigt mir Netflix hier eine Übereinstimmung von 94% mit meinem persönlichen Geschmack.
Mehr Übersicht in dem Weihnachtsdschungel bieten übrigens Michaels Beiträge zu den Highlights auf Netflix und Disney+.
Bilder: Netflix
Ich habe leider nur 91% Übereinstimmung mit dem „Kaminfeuer: Knisterndes Birkenholz-Feuer“, aber ich werde ihm eine Chance geben :)
Trackbacks