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Am 8. September verstarb Elisabeth II., die ehemalige Königin des Vereinigten Königreichs. Seitdem ist kein Tag vergangen an dem nicht prominent über ihr Ableben im Fernsehen berichtet wurde. Sie war sicherlich eine feine Dame, aber es ist langsam auch gut.

TV-Aufreger-Queen

Während andernorts Naturkatastrophen und menschenrechtswidrige Kriegsgeschehen den Tag bestimmen, wird hier lieber über die bunten Hüte und süßen Hunde der ehemaligen Queen ausschweifend gesprochen. Da wirkt es fast schon zynisch, wenn die Tagesschau mehrere Tage hintereinander über fünf Minuten lang über Paraden, lange Warteschlangen und die Ehrung von König Charles III. berichtet. Es scheint ganz so, als hätten alle Demokrat:innen plötzlich ihre Werte abgelegt, um für einen viel zu langen Augenblick einer Staatsform zu huldigen, die sich keiner mehr ernsthaft wünscht. Die bis heute anhaltenden Auswirkungen, die der Kolonialismus hinterlassen hat, werden dabei gekonnt umschifft und ausgespart. Auch dass die Queen, abgesehen von einer langen Lebensspanne, nicht sonderlich viel geleistet hat, wird mit keinem Wort erwähnt. Weder zum Brexit bezog sie Stellung, noch für das Thema Feminismus machte sie sich stark, obwohl sie dazu in der Position gewesen wäre und anderen Menschen durchaus ein Vorbild hätte sein können. Sie hatte meines Erachtens nach lediglich das Glück in ein privilegiertes Königshaus geboren worden zu sein und gut umsorgt zu werden, sodass sie das stolze Alter von 96 Jahren erreichen durfte. Das darf aber jeder so sehen wie er möchte. Fraglich ist nur, warum aus dem Tod ein regelrechtes Popevent gemacht wird. Der Öffentlich-Rechtliche-Rundfunk scheint in den letzten Wochen in den Royalen-Rundfunk-Modus geswitcht zu haben. Das Erste brachte am vergangenen Montag eine 9-stündige Live-Übertragung zur Beerdigung. Und auch das ZDF nahm es sich nicht, ebenfalls 7 satte Stunden Sendezeit dafür zu blockieren. Die Privatsender, darunter RTL und Sat.1 nahmen natürlich auch Abschied von der Königin. Einzig VOX setzte währendessen auf eine andere Queen („Shopping Queen“). Wer das Fernsehereignis mitverfolgte, erfuhr allerlei Wissenswertes: Dazu zählt beispielsweise wie die Pferde darauf trainiert wurden, sich nicht von den Schüssen irritieren zu lassen oder welche prominenten Gäste an der Zeremonie teilnahmen.

Beisetzung-Queen

Rund 4,1 Millionen Menschen weltweit nahmen vor den Empfangsgeräten an der Beisetzung teil – ein Rekordwert. Die Begeisterung für die Britin macht sich auch bei den Streamingdiensten bemerkbar. So rangieren Filme wie „The Queen“ mit Helen Mirren oder die Historien-Serie „The Crown“ wieder ganz oben auf den Bestenlisten. Verwunderlich, denn eigentlich verbindet uns zumindest hierzulande nur wenig mit der ehemaligen Königin. Mir wird auf alle Fälle jene ulkige Szene aus „Die nackte Kanone“ in Erinnerung bleiben, in der Frank Drebin (Leslie Nielson) mit der Queen den Tisch abräumt, um sie vor einem Attentat zu schützen.

Die-nackte-Kanone

Möge Elisabeth II. in Frieden ruhen. Dazu gehört vielleicht aber auch etwas weniger Lärm und Aufsehen im TV.

Bilder: imago | dpa | Paramount Pictures

Beitrag von:
Samstag, 24. September 2022, 10:54 Uhr
TV
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Ein Kommentar

  • Aurelius

    Die Royals, egal welcher konstitutionellen Monarchie, sind heute nur noch eins:
    Sehr teure und dennoch sehr langweilige Unterhaltung.
    Ihr gesellschaftliche Relevanz haben sie genau so verloren, wie die Kirchen (besonders in den „westlich“ geprägten Industrienationen). Von den 4 Milliarden (!) Zuschauern werden nicht wenige gedacht haben, dass man diese ganze „Royal-Reality-Show“ gleich mit beerdigen sollte. Man braucht nur mal zu den Millionen von Menschen in den ehemaligen britischen Kolonien zu schauen, die heute zwar noch Teil des Commonwealth sind, aber ohne Visum nicht mal in das Land ihres neuen Königs reisen dürfen.
    Monarchien sind dekadente Traditionen und die Berichterstattung darüber öder Boulevardjournalismus.

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