Was fällt einem ein, wenn man an den ESC, den Eurovision Song Contest, denkt? Lena – bestimmt. Germany 0 points – in den letzten Jahren leider auch. Das jedes Jahr neu aufgelegte Tipp- und Trinkspiel zum ESC hier im Blog? Inzwischen nicht mehr nur ein Insider-Tipp. Und – na klar: Peter Urban, der gefühlt schon immer den ESC für das deutsche Fernsehen kommentiert. Jetzt soll aber Schluss sein – beim Finale am 13. Mai 2023 will der Musikjournalist tatsächlich seinen Hut nehmen, im schlappen Alter von 74 Jahren. Ein ESC ohne Peter Urbans Stimme? Eigentlich undenkbar.
Ich komme ja aus einer Generation, wo man an Solitäre gewöhnt war. Kanzler? Gab nur Kohl. Papst? Gab nur Johannes Paul II. ESC? Hieß noch Grand Prix Eurovision de la Chanson européenne. Und Peter Urban? Ist dieses Jahr zum 25. Mal dabei – und es soll tatsächlich die letzte Ausgabe mit ihm sein. Warum er es so lange ausgehalten hat, auch „in Rente“? „Seit 1997 habe ich erlebt, wie stark der ESC an Bedeutung, Aktualität, Vielfalt und Qualität gewonnen hat, habe mich bemüht, den Wandel vom traditionellen Grand Prix zum weltweiten Top-Event der internationalen Musikszene den deutschen Zuschauern nahe zu bringen, mal informativ und sachlich, mal emotional und mit leiser oder lauterer Ironie“, sagt er. „Ich hoffe, dass ich auch in den Jahren mit schwächeren deutschen Ergebnissen mit meinen Kommentaren mitgeholfen habe, das Interesse für diese faszinierende, einzigartige Veranstaltung, die in der Welt ihres Gleichen sucht, hochzuhalten.“ Das hat er wirklich geschafft: Egal, wie oft wir „Germany 0 points“ gehört haben – mit Peter Urbans Kommentaren war es nur halb so schmerzhaft – mindestens! Irgendwie hat er’s immer geschafft, uns auch den letzten Platz noch als Erfolg zu verkaufen. Irgendwie!
Eurovision Song Contest – ohne Peter Urban?
Wer den ESC liebt, liebt Peter Urban. Ich muss immer an 2011 zurückdenken, als der ESC in Deutschland aufschlug, nach Lenas Triumpf 2010. Der großartige Auftakt mit Stefan Raab am Schlagzeug, an der Gitarre – einfach überall. Und zig Lenas drumherum. Übrigens auch ein Highlight für Peter Urban selbst: „Eine grandiose Eröffnungsnummer mit einem trommelnden Stefan Raab, einer rockenden Anke Engelke und vierzig Lenas einschließlich der echten. Dann die sensationelle Rückkehr Italiens zum ESC mit dem jazzigen Raphael Gualazzi“, wie er es beschreibt.
Jetzt hört er also auf. Aber immerhin: Zu seinem Abschied vom ESC ehrt ihn das NDR Fernsehen am Abend vor dem Finale in Großbritannien, am 12. Mai, um 20.15 Uhr mit dem 90-minütigen Porträt „Lena, Stefan Raab und Co. – Peter Urbans 25 legendäre ESC Jahre“. Darin erinnert sich Peter Urban an seine größten und bewegendsten ESC-Momente – und daran, wie er diese Augenblicke, die vielfach im kollektiven Gedächtnis der Deutschen Eingang gefunden haben, damals erlebt hat und heute sieht. Zum Schluss nimmt er sich wie immer vornehm zurück, betont, dass er nicht der dienstälteste Kommentator ist: „Diese Krone gebührt dem Schweizer Jean-Marc Richard, der seit 1991 für das französischsprachige Radio und TV kommentiert.“
Bleibt zum Schluss eigentlich nur noch eine Frage: Seine Stimme kennt jeder, aber – wie sieht Peter Urban eigentlich heute aus? So!
Bilder: NDR
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