Als bekennender Stephen King Fan, der wohl jedes seiner Bücher besitzt, teils doppelt und dreifach (Buch, Graphic Novel, Audiobook, DVD/BluRay) hatte ich mich auf die neue Umsetzung seines Werkes „The Stand“ entsprechend gefreut. Die Erwartungen waren hoch, viel zu hoch, wie sich letztlich leider herausstellte. CBS startete mit der Ausstrahlung der ersten Episode am 17. Dezember 2020, wöchentlich gibt es eine neue Folge, derzeit konnte ich vier dieser Episoden sehen. Als echter King-Fan bleibe ich natürlich dran, auch wenn es so aussieht, als würde mich Folge für Folge mehr verwirren.
Was regt mich auf?
Wo fange ich an, ich bin immer noch total verwirrt. Episode 1 beginnt dann gleich mal mit jeder Menge entstellter Leichen, man will wohl „schocken“. Hat die 1994er Serienumsetzung noch behutsam begonnen, den Zuschauer an die Hand genommen und erklärt, woher das Virus kam (bzw. dass es überhaupt ein ominöses, höchst ansteckendes Virus gibt, an dem über 90% der Menschheit sterben), die Hauptdarsteller langsam eingeführt, so knallt die 2020er Umsetzung gleich „voll rein“. Bis man überhaupt weiß, wer denn warum hier aufgequollen herumliegt, springt die Story auch schon weiter. Hätte ich mir besagte 1994er Version nicht zur Einstimmung erst wieder Anfang Dezember letzten Jahres angeschaut, wäre ich nach dem Schauen der ersten Episode schon total desorientiert im Niemandsland. Vielleicht aber, könnte man mutmaßen, bin ich gerade deshalb voreingenommen, WEIL ich die 1994er Serienversion eben gut kenne. Okay, es soll kein Vergleich der Umsetzungen werden, nein, ich möchte nur zum Ausdruck bringen, was mich persönlich so nervt.
Gerade Stephen Kings Bücher leben von den dort beschriebenen Charakteren, eine Verfilmung sollte eben sorgsam mit den Hauptdarstellern umgehen, diese dem Zuschauer genauso auf diese „King-Weise“ nahebringen, wie der Großmeister dies in seinen schriftlichen Werken seit Jahrzehnten macht. Diese Umsetzung aber wirft den Zuschauer eben mitten hinein in die Geschichte und springt, teils im Minutentakt, zwischen den Schauplätzen und Hauptcharakteren hin und her, ohne diese groß zu erklären. Plötzlich lernen wir einen Stu Redman kennen, der wohl immun gegen das Virus scheint. Weswegen dem so ist, wo Stu herkommt, wieso er sich plötzlich in einem Armee-Labor befindet, all das wird, wenn überhaupt, erst in etlichen Rückblenden erklärt. Allgemein beherrschen viele Ortswechsel (Boulder, Vegas und zurück und wieder nach Boulder….), Ausflüge in die Vergangenheit, Sprünge in die Gegenwart, diese Serie.
Wie bei King üblich, basiert die Handlung natürlich auf einer größeren Menge an Hauptcharakteren, die der Leser/Zuschauer kennenlernt und auch verstehen muss, um der Handlung folgen zu können. Hier sind es mindestens ein Dutzend dieser wichtigen Charaktere, die eben allesamt nur höchst unzureichend eingeführt wurden. Gut, das war neben den Rückblenden und Sprüngen eines meiner Probleme mit dieser Serie, ein weiteres wäre der Sympathiefaktor. Die Sympathie, die sich mit eben den Hauptdarstellern einstellen sollte, zumindest wenn es um die „Guten“ geht, mit denen man eben mitleiden, sich mit ihnen freuen, Anteil an ihrem Geschick nehmen möchte. Meist bleiben diese Figuren aber blass und eintönig, trotz wohl guter Besetzung. Ich wurde mit diesen nicht warm, eine Ausnahme war vielleicht Larry Underwood (Jovan Adepo), dessen Figur kam zumindest etwas bei mir an.
Was mir noch negativ auffiel, war die zur Schau gestellte Coolness vieler Charaktere. Man mochte und konnte ihnen gar nicht glauben, dass sie hier in einer Endzeit-Welt leben, über 99% der Menschheit durch einen Virus vernichtet wurden und ihre komplette Zukunft ungewiss ist. Dann gibt es diesen ominösen Gegenspieler, der sicherlich nichts Gutes im Schilde führt und überhaupt: es gibt überhaupt keinen Grund so deutlich gezeigt zu relaxen, zu lachen, einen auf „cool“ zu machen. Doch trotzdem erleben wir Zuschauer diese unverständliche Haltung etlicher Hauptcharaktere, was die Handlung der Serie allgemein weniger glaubhaft macht und zumindest mir auch keinen Spaß. Ich bleibe trotzdem dran und schaue die noch fehlenden fünf Folgen von „The Stand“. Vielleicht ergibt sich entgegen aller Erwartungen noch ein etwas stimmigeres Gesamtbild, ich lasse mich überraschen. Die Serie findet ihren Abschluss mit der neunten Episode, die am 11. Februar ausgestrahlt wird.
Geht es euch ähnlich? Seht ihr das vielleicht komplett anders? Dann lasst mir eure Meinung als Kommentar hier!
Bilder: CBS, STARZ
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