Die lose an die „Archie“-Comics angelehnte Serie „Riverdale“ zeichnet sich seit ihrem Start im Jahr 2017 durch einen überstilisierten Look und hanebüchenen Geschichten aus. So ist es keine Seltenheit, dass hier Teenager eine illegale Spelunke betreiben, für das FBI arbeiten oder sich eben mal mit einem Bären anlegen. Dennoch blieb die Teenie-Soap irgendwie immer im Bereich des Irdischen und Möglichen. Übernatürliche Elemente wurden zwar immer wieder angedeutet, stellten sich aber letztlich als Trugbilder oder Inszenierungen heraus. In jeder Staffel greift Serienschöpfer Roberto Aguirre-Sacasa ein neues Mysterium auf, dass Archie, Veronica, Betty und Jughead lüften müssen. Mit der nunmehr 6. Staffel werfen die Macher:innen aber die ohnehin schon wacklige Glaubwürdigkeit über Bord und lassen den absurdesten Ideen freien Lauf.
Dreht „Riverdale“ in Staffel 6 komplett durch?
Der fünfteilige Staffelauftakt namens „Rivervale“ war quasi der Vorbote zu den konstruierten Geschichten die darauf folgen. Der Fünfteiler mit Sabrina Spellman aus „Chilling Adventures of Sabrina“ als Gast mag noch als Alternativwelt-Erzählung durchgehen, aber was dann kommt, ist an Übertriebenheit kaum noch zu toppen. Wir erinnern uns: Am Ende der 4. Staffel wurde eine Bombe in Riverdale gezündet und die Explosion hat nun verheerende Folgen für Archie und seine Freunde. Der Rotschopf verfügt nun plötzlich über Superkräfte und ist unverwundbar. Betty kann bösartige Auren wahrnehmen und Abigail wird in Cheryl als Hexe wiedergeboren. Während Jughead sein Gehör verliert, dafür aber plötzlich Gedanken lesen kann. Dies ermöglicht es ihm weiterhin mit seinen Freunden so zu kommunizieren als sei nichts gewesen. Ach ja, und Tabitha ist eine Zeitreisende und der neue Erzfeind Percival Pickens ist scheinbar ein Unsterblicher oder so.
Mit Staffel 6 wurde damit erstmals die Welt des Übernatürlichen betreten. Wer kommt auf sowas? Keiner würde doch die Raumschiffbesatzung einer Sci-Fi-Serie plötzlich in ein New Yorker Café versetzen. Ob man damit einfach auf den Superhelden- und Fantasyerfolg der vergangenen Jahre aufspringen wollte oder den Autor:innen einfach nur langsam die Ideen ausgehen ist unklar. Showrunner Roberto Aguirre-Sacasa betont jedenfalls, dass es sich um besondere Gaben der Protagonist:innen handelt und nicht um Superkräfte. Nenn es wie du willst, Roberto. Für mich klingt das Ganze nach Einfallslosigkeit und Ermüdingserscheinungen bei den Autor:innen. Und so recht mag sich das in die schaurige Welt von „Riverdale“ auch nicht einfügen. Zwar begründet Roberto seine Entscheidung mit Comics wie „Archie’s Weird Mysteries“ oder „Archie’s Mad House“, die allesamt auf Horror und Fantasy setzten, aber auch das waren alleinstehende Exkurse in Parallelwelten. Im Kern ging es in den Comics um amüsante Anekdoten aus dem Alltag und der immerwährenden Dreiecksbeziehung zwischen Archie, Betty und Veronica.
Der Ansatz ist laut Robertos eigener Aussage wohl: Was wäre wenn M. Knight Shyamalan oder Stephen King im Writer’s Room säßen? Wer wird wohl als nächstes an den fiktiven Tisch geholt? Isaac Asimov und James Cameron? Ich sehe schon, wie Archie in Staffel 7 Astronaut wird, ein Raumschiff kapert und von Riverdale aus unbemerkt in den Weltraum fliegt. Dort bekommt er es natürlich mit Außerirdischen zu tun. Nur um dann in Staffel 8 zu erfahren, dass alles nur ein Traum des 12-jährigen Archies war. Wirklich ausschließen kann man diese Theorie zumindest nicht. Es ist eben immer was los in „Riverdale“.
Bilder: The CW
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