Bereits vor „Fridays for Future“ war das Thema Umweltschutz bei Kindern und Jugendlichen präsent, wenn auch nicht gepaart mit solcher Entschlossenheit Veränderungen herbeizuführen wie heute. Die Gefahren der Klimakrise waren aber auch vor über 30 Jahren bekannt, getan hat man seitdem aber nicht viel. Zwar gingen die C02-Austöße hierzulande im vergangenen Jahr leicht zurück, aber die selbstgesetzten Ziele der Bundesregierung wurden dennoch verfehlt. In dem Örtchen Lützerath wird dieser Tage der Kohleabbau vorangetrieben und das obwohl wir längst auf erneuerbare und alternative Energiequellen umsteigen müssten. Um eine Klimakatastrophe abzuwenden bedarf es einer globalen Kooperation und eines gemeinschaftlichen Narratives auf das sich die Menschheit einigt. Einsatz Captain Planet – der Eco-Held meiner Kindheit wäre prädestiniert dafür zurück auf die Mattscheiben zu kehren, um die Menschen vor den TV-Geräten daran zu erinnern, worauf es ankommt. Natürlich ist es naiv die Rettung des Planeten einer Zeichentrickfigur zu übertragen, aber Potenzial für etwas Motivation wäre durchaus vorhanden.
Zeit für Captain Planet
Im Jahr 1990 erschien die Zeichentrickserie „Captain Planet and the Planeteers“ erstmals im US-Fernsehen. Bei uns durften Kinder ab 1992 den spannenden Abenteuern des Captains und seines Planetenteams auf RTLplus verfolgen. Die Serie sollte Kindern das Thema Umweltverschmutzung und -schutz über insgesamt sechs Staffeln hinweg nahebringen. Im Fokus stand das von Gaia, der Mutter der Erde zusammengestellte Team, das aus Jugendlichen aus fünf verschiedenen Orten auf der Welt stammte. Jeder von ihnen wurde mit einem Ring ausgestattet, dem die Kraft eines der vier klassischen Elemente, sowie Liebe inne wohnte. Wenn alle Mitglieder ihre Kräfte vereinten, dann waren sie in der Lage den stärksten Verteidiger der Erde herbeizurufen. Und hier steckt schon die wichtigste Botschaft drin. Klimaschutz geht nämlich nur gemeinsam. Das Team stellte sich überzeichneten Schurken, die grässlich genug waren, um sie nicht mit real existierenden Personen oder gar den eigenen Eltern in Verbindung zu bringen. So verkörperte Graf Atomar beispielsweise die Gefahr der Atomenergie und der schweineähnliche Raffgier die böse Industrialisierung.
Nach 113 Episoden war der Kampf für den Planeten beendet. Doch selbst heute noch setzt sich die real existierende Captain Planet Foundation für Klimaschutz ein. Eine Neuauflage könnte dank internationaler Streamingdienste weltweit Anklang finden. Der diverse Cast würde vielerorts Identifikationsfiguren schaffen und das gelbe Planetensymbol ein Sinnbild für positive Veränderung sein. Ähnlich wie bei den Neuauflagen der „Masters of the Universe“ wäre ein Revival der klassischen Zeichentrickserie mit ernsten Untertönen für Erwachsene genauso denkbar, wie eine neue Animationsversion für ein jüngeres Publikum. Letztlich liegt es aber uns etwas zu verändern oder wie es so schön im Intro des Zeichentrickklassikers hieß „Du hast die Macht“.
Bilder: Syndication
Naja, ich würde sagen, der Hauptgrund ist, dass Captain Planet nie wirklich als „cool“ galt. Klar, wer damit aufgewachsen ist, hat eine gewisse Nostalgie dafür und die Serie hatte auch einige interessante Themen. So war sie zum Beispiel eine der ersten Serien (Nicht nur Zeichentrick!), die über AIDS aufklärte. Und Kindern jeden Alters etwas über den Umweltschutz beizubringen, ist natürlich löblich.
Aber im Großen und Ganzen war es eigentlich doch „nur“ ein persönliches Prestigeprojekt von Ted Turner, das nicht wirklich die Fantasie anregte, wie es z.B. He-Man oder die Ninja Turtles taten. Klar, die jeweiligen Originalserien waren auch nicht besser geschrieben, aber sie waren zumindest aufregend. Hier hatte man halt eine Gruppe stereotyper 90er Jahre Teenagerprotagonisten („Coolen“ Typen, der ständig „die Hübsche, aber Intelligente“ anmachte, inklusive.), die am Ende jeder Folge einen Deus Ex Machina zur Hilfe rufen mussten, um den Tag zu retten, was einem schon als Kind irgendwie lächerlich vorkam. („Warum rufen die Captain Planet nicht einfach sofort?“)
Hinzu kommt, dass die (Cartoon-)Welt Captain Planet vielleicht einfach nicht mehr braucht. Heutzutage ist selbst der simpelste Vorschulcartoon das, was ich-bin-ja-kein-Nazi-aber YouTuber so gerne als „woke“ verabscheuen. Und sie sind alle besser und aufregender geschrieben, als die klassischen Cartoons unserer Kindheit. Wozu braucht man heute einen Superhelden, der Kindern beibringt die Umwelt zu schützen und keine Vorurteile zu haben, wenn all diese Themen heute ohne erhobenen Zeigefinger, dafür aber mit viel mehr Spannung und Humor in jedem zweiten Cartoon angesprochen werden?
Klar, ich wette, irgendwo gibt es eine Gruppe talentierter Autoren und Animatoren, die Captain Planet ins 21. Jahrhundert holen und ihn tatsächlich cool machen können. Und wenn das passiert, werde ich mich garantiert nicht beschweren. Aber irgendwie glaube ich nicht, dass das bei Vielen höher auf der Liste steht, als etwa eine Neuauflage von Turbo Teen.