Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, Apple TV+, RTL+, DAZN, Sky-Schrägstrich-WOW, Paramount+, joyn, Peacock, waipu.tv, Magenta TV, und, und, und – die Anzahl an Streaming-Plattformen ist kaum mehr zu überblicken, geschweige denn für Otto-Normal-Verbrauchende in Gänze zu beziehen. Um wirklich Zugriff auf alle Serien-Inhalte zu erhalten, muss man verdammt tief in die Tasche greifen und einige Plattformen werden in absehbarer Zukunft weiter ihre Preise erhöhen. Und selbst wenn man sich den technischen Luxus erlauben kann, viele Abonnements zu halten, kommt dann schnell das Problem mit der fehlenden Übersicht daher. Wo finde ich noch einmal welche Serie? Wo schaue ich heute als erstes rein? Vielleicht sollten wir über ein alternatives Modell nachdenken?
Ein Ding, sie zu bündeln…
Es gibt sie bereits, die ersten zaghaften Versuche, Überblick in den Inhalte-Dschungel zu bringen. Einige Web-Plattformen bieten an, die eigenen Streaming-Abos zu verknüpfen, so dass man auf einer einheitlichen Plattform nach Inhalten suchen und den Fortschritt tracken kann. Immerhin. Das ist schon einmal praktisch, da man nicht ständig zwischen Apps wechseln muss. Hilft aber noch nicht wirklich beim Problem mit den Kosten.
Bei manchen größeren Plattformen wie Sky oder ich meine auch Magenta TV gibt es immerhin erste zaghafte Schritte hin zu vergünstigten Plattform-Bundles. Auf den hauseigenen Plattformen werden zum Beispiel Inhalte und Abos von eigentlichen Konkurrenz-Firmen wie Netflix oder DAZN angezeigt und angeboten. Teils sogar in Summe zumindest etwas günstiger als würde ich die Abos jeweils direkt bei den Anbietern einzeln abschließen. Das ist allerdings auch an vereinzelte negative Aspekte gebunden, so dass keine komplette Flexibilität gegeben ist. Das muss es aber meiner Meinung nach auch gar nicht. Vielleicht müssen wir komplett anders denken?
Pay what you watch
Die Älteren unter euch mögen sich vielleicht noch an Pay-per-Watch erinnern. Der Begriff umschreibt, dass man das zahlt, was man schaut. Bei absoluten Premium-Inhalten ist das bei zum Beispiel Amazon Prime Video oder Sky ja auch noch immer der Fall, dass man Video-on-Demand bezieht, indem man die virtuellen Daten „kauft“ oder „leiht“ – gegen eine Einmalzahlung. Vielleicht kann man so etwas ja für Serieninhalte schaffen? Nicht, dass ich jetzt für jede Folge einzeln zahlen möchte, aber vielleicht ja mit einer Art Credit-System?
Nehmen wir mal an, es gibt die Plattform „EveryStream.xyz“, auf der etliche Streaming-Plattformen und deren Inhalte gebündelt sind. Ihr meldet euch an und erhaltet zum Start ein kostenloses Guthaben, um herum zu testen. Wenn ihr ein Abo abschließt, gibt es je nach Stufe eine weitere Menge an Watch-Credits. Mit denen könnt ihr dann in typischer „Was schaue ich als nächstes?“-Manier auf die Suche gehen – aber halt über die Grenzen der Streaming-Anbieter hinweg. Ihr braucht kein einzelnes Abo für Netflix, RTL+ und Co, sondern lediglich das für EveryStream.xyz, um auf die anderen Inhalte zugreifen zu können. Für Highlight-Inhalte und Exklusiv-Produktionen der Anbieter müsst ihr mehr Credits zahlen als für 08/15-Zeugs aus den Tiefen der Plattformen oder Inhalte, die bei mehreren Anbietern zu finden sind. Man kann wählen, ob man testweise einige Credits für die erste Episode einer Serie nutzen möchte, oder gleich die im Durchschnittspreis pro Folge günstiger liegende Staffel bezieht. Will man mehr schauen, als das Monatsbudget an Credits es zulässt, kauft man welche hinzu oder das System wandelt direkt vom monatlichen Abo-System hin zu Pay-per-View im heute bekannten Sinne mit Direktzahlungen. Wer ein Über-Super-Duper-Deluxe-Abo hat, hat endlose Credits – optional je nach ausgewählten Plattformen, die man nutzen möchte. So könnte man statt (fiktive Zahlen) je 20 Euro monatlich für Sky, Netflix und Prime Video über EveryStream.xyz die Inhalte für sagen wir 55 Euro erhalten. Minimal günstiger, die Bündelungsplattform bekommt nochmal 5 Euro selbst ab und die 50 Euro werden auf die Plattformen aufgeteilt, die froh sind, keine User verloren zu haben. Win-Win-Win-Situation?
Konkurrenz tötet das Geschäft(smodell)
Das Problem: Noch sind wir nicht an dem Punkt angelangt. Die Zerstückelung des Streaming-Marktes sowie der erste große Wachstums-Boost sind soweit vorbei, aber vereinzelte internationale Player wie HBO MAX planen noch immer ihren Europa-Einstieg und dürften in absehbarer Zeit hinzu kommen. Vielleicht fallen auch noch vereinzelte Anbieter heraus, aber es wirkt es jetzt nicht so, als hätten wir in ein paar Jahren nur noch drei Abos zu zahlen, um alles sehen zu können. Dabei herrscht selbstredend Konkurrenzdenken zwischen den Plattformen. Der absolute Höhepunkt der Übersättigung und der Zeitpunkt, wo Leute sich nicht mehr X Abos leisten können oder wollen, dürfte aber erfolgen (wenn er nicht ob der hohen Kosten bereits erreicht ist). Spätestens, wenn die nächsten großen Preiserhöhungen bei den Anbietern erfolgen, die noch einigermaßen erschwinglich nebenbei zu halten sind. Dann wird ein Umdenken stattfinden müssen oder es fallen halt einzelne Plattformen weg.
Bild: Glenn Carstens-Peters (Unsplash)
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