Auf diese Folge hatte ich mich gefreut. Gleich zwei der Cliffhanger aus den ersten Folgen sollten aufgegriffen werden, die vielspekulierten Handlungs-Lücken gefüllt. Doch auch wenn es Antworten gibt – so richtig schmecken wollen sie nicht. Dabei gefiel mir der Grundcharakter der Folge noch recht gut. Es geht vor allem um die Wandlung Carols. Viel Selbstreflexion und vor allem für uns Zuschauer viele emotionale Nahaufnahmen, die Szenen zeigen, deren Ergebnisse wir bislang nur gesehen hatten. Wir sehen, was Carol eigentlich während ihrer Alone-Time so gemacht hat. Wie sie alleine trauert, plündert, überlebt. Und mitbekommt, dass das Gefängnis in Schutt und Asche liegt. Immer wieder unterstützen Sprünge in Carols Timeline die aktuellen Geschehnisse, auch wenn es oft nur kleine Versatzstücke sind.
„Did you use to work here or something?“ – „Something.“ (Daryl & Carol)
Entgegen einiger Szenen in der Beth-Episode gefällt mit die Darstellung des verfallenen Atlantas durchaus gut. Ausgebrannte Areale, wild bewachsene Fassaden und vermüllte Straßen – ein postapolalyptisch-schönes Stadtbild. Das eingangs übrigens sehr exakt den Atlanta-Motiven aus Season 1 gleicht (wenn auch leider im Dunklen nur schlecht vergleichbar). Irgendwie surreal, weil man so aufgezeigt bekommt, dass in viereinhalb Staffeln geografisch eigentlich überhaupt kein Fortschritt vorliegt.
Schön war auch der wenigstens kleine Schreckmoment, den ein durch Atlantas Straßen streunender Walker verursacht hat. Schafft die Serie leider viel zu selten. Und damit kommen wir zu den Schwächen der Episode: eigentlich ist das Duo Carol & Daryl sehr unterhaltsam und cool, ebenso hat das Streunen durch eine verlassene Stadt etwas für sich. Aber einzelne Dinge funktionieren schlicht zu gut (feurige Ablenkungsmanöver) oder zu inszeniert schlecht. Das Vorgehen beim verschlossenen Durchgang war selten unbeholfen und unvorsichtig. Dümmer war eigentlich nur die nachfolgende Bully-Sache (bei deren Absturzszene plötzlich keine Walker mehr im Bild waren…). Wenigstens war es „nur“ Noah. Daryl hat jedenfalls mehr Mitgefühl für entwaffnende Kids als Kunstverständnis. Ähnlich wenig Verständnis kann ich für die Inszenierung der „Übergabe“ Carols aufbringen. Nichts da mit ausgeklügeltem Plan, wie man sie einschleusen kann, sondern ein Anfahr-Unfall. Irgendwie enttäuschend. Dafür bergen Schlafsack- und Zelt-Walker ein ungemeines Komik-Potenzial.
„What does it take?“ – „A lot! The have guns. People.“ – „So do we.“ (Daryl & Noah)
Irgendwie passend, dass sich direkt zu Beginn der Folge entschuldigt wurde. Wenn auch nur indirekt für den hinterlassenen Staub, aber vielleicht auch etwas bezüglich dieser leicht missratenen Füllfolge.
Zwar besser als letzte Woche, aber so recht gefallen wollte mir das auch nicht. Ich könnte mich jedes Mal darüber aufregen, dass unsere Gruppe als DIE Überlebenden und gewieften Kämpfer dargestellt werden, aber doch immer wieder verdammt dumme Fehler begehen. Man merkt, dass man mit Biegen und Brechen bestimmte Story-Arcs hinbekommen möchte, erzählt sie aber meiner Meinung nach nicht logisch und sinnvoll genug. Da ist einige Potenzial auf der Strecke geblieben. Ich hoffe, dass in den zwei verbliebenen Folgen bis zur (gottverdammten!) Midseason-Pause weg von den Einzelepisoden gegangen wird. Die Gruppe muss wieder zusammen finden und Carol und Beth dort heraus holen. Ob die Eugene-Gruppe bis dahin noch hinzu stößt bezweifle ich, aber irgendwie muss das wieder kompakter werden und zielgerichteter.
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