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Amerika hat ein erstes Einsehen...

Wann hört der Casting-Schwachsinn endlich auf?!

31. Januar 2016, 17:15 Uhr
Kanye-West-American-Idol

In den USA, dem Vaterland der übertrieben inszenierten Casting-Shows, wurde das Ende einer Ära eingeleitet. Zum 15. und letzten Mal läuft eine Staffel von „American Idol“, also quasi „Amerika sucht den Superstar“. Dort hat man scheinbar mittlerweile eingesehen, dass da nicht wirklich Stars gesucht werden, sondern Quoten. Und stehen die nicht mehr in Relation zum Aufwand, den freie Mitarbeiter und Praktikanten beim Unterschneiden von Schiefgesangseinlagen mit Cartoon-Sounds steht, ist eben Ende. Aber natürlich mit Schmiss – zur verzweifelten Promo der Finalstaffel stellt sich sogar Rapper Kanye West der „knallharten“ Jury…

Natürlich stirbt da ein Format und sechs weitere stehen in der Test-Produktion, dennoch hat mir das zu denken gegeben. Ich verfolge „Deutschland sucht den Superstar“ seit Jahren nicht mehr. Ja, 2002, als das alles noch neu war, hat auch mein jüngeres Ich vor dem Fernseher gehockt und einigen Kandidaten die Daumen gedrückt. Mittlerweile läuft die 13. Staffel und könnte mir nicht egaler sein. Da wird ein zum Hulk-transformierender und immer langweiliger werdender Dieter Bohlen in Promo-Spots gezeigt und neben ihm sitzt doch wahrhaftig ein H. P. Baxxter in der Jury. Für eine Gesangs(!)-Casting Show. Nein, hier geht es schon lange nicht mehr um Gesang, es geht nur noch um die Show. Und das müssen wir glaube ich hier auch nicht ausdiskutieren.

Und solange es Quote bringt, wird es auch laufen. Irgendwie scheint es ja auch noch zu schauen, was wiederum dazu führt, dass es ständig neue Formate dieser oder ähnlicher Art und Weise gibt. Das „Supertalent“ war bereits die „damit alle mitmachen können“ Rundumschlag-Variante der Unterhaltung. Hoch sterilisiert bis zum Anschlag, Pseudo-Emotionen, wenn es gerade plakativ genug ist und am Ende nette Einlagen von „Stars“, die nie welche sein werden und so massenhaft im Netz zu sehen sind. Nein, Stars und Talente werden vielleicht gesucht, aber nie gefunden – es gibt immer direkt den Nächsten und mittlerweile reicht es ja für einen Sieger so wirklich zu mehr als einer BILD-Schlagzeile.

Diese Woche sind die „Puppenstars“ auf RTL gestartet. Sparte statt breite Masse. Eigentlich kein schlechter Ansatz und einige der gezeigten Acts sind auch wirklich interessant und unterhaltsam anzuschauen. Wenn dann allerdings der erste Akt, der nicht von der butterweichen „Jury“ (Max Giermann, Gaby Köster und Martin Reinl) durchgewunken wird, nicht weiter kommt, weil sie keine Puppe dabei haben oder spielen (als Stormtrooper verkleidete Breakdancer) fragt man sich, wieso diese überhaupt als Teilnehmer akzeptiert worden sind. Zur reinen Bloßstellung? Dazu gesellt sich eine derart künstliche Inszenierung, eine Aneinanderreihung halbgarer Ideen und die offensichtliche Tatsache, dass Mirja Boes schlichtweg nicht moderieren kann (und beinahe von einer blass-debilen Stoff-Backstage-Nudel an die Wand „gespielt“ wird…). Ein Unterhaltungs-Desaster, das Seinesgleichen sucht.

die-puppenstars

Versteht mich nicht falsch – nichts gegen Casting-Shows im Allgemeinen. Es gibt einige richtig gute, sei es inhaltlich oder vom Aufbau her. Aber eben verdammt wenige, die in der breiten Masse der stupiden „Zur-Show-Stellungen“ unter gehen. Ein „Got To Dance“ hat mir zum Beispiel ungemein Spaß gemacht. Das war tatsächliches Können auf der Bühne, das auch von der Jury entsprechend verstanden wurde. Auch da hätte weniger Show sicherlich gut getan, aber sei es drum. Ein „The Voice of Germany“ war anfangs noch innovativ, droht aber auch in eine DSDS-Endlos-Schleife zu geraten.

Vielleicht kommt durch Formate wie den „Puppenstars“ ja wenigstens der Mut nach neuen Themenfeldern auf. Wenn sich jetzt noch ein authentischer und ehrlicher Anstrich in der Aufmachung dazu gesellt, schalte ich gerne gespannt ein. Wenn dann eben auch Teilnehmer ernst genommen und langfristig begleitet werden. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Kabarett-Casting? Kam nach „Star Search“ damals in der Form nicht mehr und allgemein gibt es viel zu viele gute, kleine Comedy-Formate (wie z.B. Poetry Slams) in den Spartensendern. Bitte mehr prominente Bildfläche spendieren. Dass RTL das so schnell nicht machen wird, dürfte klar sein. Aber vielleicht schafft es ja ein anderer Sender mal, groß aufzutrumpfen und zu überraschen. Ich bin den Casting-Kram jedenfalls satt und schreibe sie aus, die große Casting-Show für Sender: seriesly AWESOME sucht die Super-Show ohne Casting-Scheiß. Kurz: SASDSSOCS. Go!

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Sonntag, 31. Januar 2016, 17:15 Uhr
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4 Kommentare

  • Dann empfehle ich doch direkt die meiner Meinung nach beste Show außerhalb Europas: The Genius bzw. The Genius Game. Muss man mal reingucken, findet man untertitelt beim Twitteraccount @bumdidlyump.
    Und meine liebste europäische Show: Wie Is De Mol? Gab es mal 2003/2004 in Deutschland als „Wer ist der Maulwurf?“ mit Michael Stich bzw. Steven Gätjen als Moderatoren. Läuft aktuell in den Niederlanden (letztes Jahr mit riesigen Erfolgsquoten). Sollte Interesse sein, kann ichs auch noch genauer ausführen beides, aber einen Blick reinwerfen kostet 90 bzw. 60 Minuten und sollte somit drin sein ;)

    • Danke für die interessanten Alternativen. Scheinen aber ja eher Game Shows zu sein, richtig? Jedenfalls viel Contest, viel Talent im Kleinen – das finde ich gut. Schaue mir beizeiten sicherlich mal was davon in voller Länge an!

  • Okay, da hast du durchaus recht. Wenn es um Talentwettbewerbe ohen Casting geht, empfehle ich Made in Denmark. Leider wird es kaum noch auf der Website von DR1 zu sehen sein (mit Glück aber doch).
    In der Sendung sind ca. 7 verschiedene Kunsthandwerker, die alle ein vollkommen anderes Material bearbeiten. Da gibt es Glasbläser, Silberschmiede, Menschen, die mit Leder oder Papier arbeiten,… Und jede Woche reisen diese Menschen in die Werkstatt von einem von denen und lernen sein Handwerk. Ähnlich wie beim Bake Off (das man natürlich auch hier nennen sollte, aber mir doch zu offensichtlich ist) gibt es eine technische Prüfung, die alle zusammen machen, und dann eine freie Form, bei der jeder machen kann, was er will. In der Ledersendung wurden so Gürtel, Hüte und Handtaschen geschaffen. Wer es am besten gemacht hat, gewinnt die Woche und wer am besten insgesamt ist, nennt sich bester dänischer Kunsthandwerker oder so. Mehr gibt es imho nicht zu gewinnen, dafür gewinnen Teilnehmer und Zuschauer einen Einblick in die verschiedensten handwerklichen Formen und (wie so oft in dänischen Sendungen) gibt es wunderschöne Bilder und tolle, angenehme Charaktere, die sich gegenseitig vollkommen fair behandeln und nie bösartig agieren.

    Die dänische Ästhetik ist vor allem bei deren Bauer sucht Frau zu sehen. Die Version heißt Landmand søger kærlighed und ist komplett anders als die deutsche Fremdschämsendung. Die Bauern sind ziemlich seltsame, eigene Typen, aber wenn sie sich peinlich äußern, wird das nicht als „Schau mal wie peinlich“ sondern als „Mensch, das ist ganz eigener Charakter“ erzählt. Aufgelockert wird es mit Bildern, die teils die schönsten sind, die ich im Fernsehen in den letzten Jahren gesehen habe, und wunderbaren Grafiken. Könnte man auch mal reinschauen, allerdings läuft das bei TV2 und ist deswegen geoblocked.
    Ich liebe (Spiel)Shows und guck gerne dänisches Fernsehen, deswegen werden die Kommentare wohl etwas ausschweifend, sorry :)

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