Bei mir war es mal wieder soweit, ich näherte mich dem Ende einer langen Serienreise. Dabei handelte es sich um Fringe, 5 Staffeln mit 100 Folgen, die ich in den vergangenen Monaten nebenbei geschaut habe. So großartig ich diese Serie auch fand, das Ende hat mich enttäuscht – mal wieder.
Bei dem Gedanken, warum dies so sein könnte, fiel mir auf: Welche Serie hat mich am Ende eigentlich nicht enttäuscht? Nehmen wir Lost, ein absolut geniales Werk, aber das Ende? Na ja, man kann es sich schön interpretieren, aber eigentlich wollten wir doch alle mehr. Oder wie wäre es mit der Serie, die den Startschuss für das heutige Qualitäts-Fernsehen darstellt, den Sopranos. Das Finale endet offen. „Ist das euer Ernst?“ war der einhellige Gedanke. Nein, so wollten wir Toni Soprano nicht verabschieden.
Warum ist das so, dass uns fast alle Serien am Ende enttäuschen – und vor allen Dingen die Serien, die wir vorher noch so gelobt und auch geliebt haben? Meiner Meinung nach lässt sich das an zwei allgemeingültigen Punkten festmachen, dramaturgische und rein wirtschaftliche Gründe.
Dramaturgie
Der erste Grund ist in der teilweise fast schon zu großen Liebe und Erwartungshaltung gegenüber unseren Serien zu suchen. Bleiben wir bei dem Beispiel Sopranos, die Serie hatte 86 Folgen, mal bessere, mal aber auch schlechtere. Gab es eine unterdurchschnittliche Episode, konnten wir uns damit vertrösten, dass es nächste Woche wieder besser werden würde. Das normale Auf und Ab innerhalb eines Serienzyklus. Bei dem Finale gibt es diese Chance zum Ausgleich natürlich nicht, es ist die eine Folge, die uns für immer begleiten wird und den Abschluss einer langen Reise begründet. Die Chance, dass wir eben genau diese eine letzte Geschichte unserer Serie mögen, ist zumindest etwas geringer, als das im normalen Serienbetrieb der Fall ist. Darüber hinaus haben wir uns auch immer manche Teilstücke aus Serien herausgepickt. Der eine war mehr an Charakter X, der andere an Charakter Y interessiert. In den letzten 45 Minuten war aber keine Zeit, sich um Charakter Y zu kümmern, schon ist Zuschauer B enttäuscht. Die Lösung des Problems, einfach die Fantasie des Zuschauers einzusetzen, indem man das Ende offen lässt, ist ebenfalls nicht die beste Idee. Genau das passierte bei den Sopranos. Der Zuschauer wurde mit einer abrupten schwarze Blende entlassen. Provokant formuliert kann man dazu sagen: Hätten wir Serienzuschauer Fantasie gewollt und wären an einem offenen Ende interessiert gewesen, dann hätten wir ein Buch gelesen und keine Serie geschaut. Natürlich kann ein offenes Ende nicht befriedigend sein, wenn wir zuvor jede Geschichte opulent mit Effekten und tollen Schauspielern in vielen Folgen vorgekaut bekommen. Man kann zusammenfassen, eine Serie ist leider mehr als die Summe der Einzelfolgen, weswegen es das Finale grundsätzlich extrem schwer hat zu überzeugen.
So endeten die Sopranos
Diese dramaturgische Dimension schließt natürlich auch unser persönliches Rezeptionsverhalten mit ein, allen voran die parasoziale Beziehung. Damit meine ich das Mitfühlen mit unseren geliebten Seriencharakteren. Wir wollen einfach nicht, dass es aufhört. Wie wäre es zum Beispiel mit How I Met Your Mother: Natürlich haben wir uns aufgeregt, dass die Serie bis in das Unendliche gestreckt wurde. Wir fragten uns: Wie halten es die Kinder von Ted nur aus, über Jahrzehnte die nicht enden wollende Story über ihre Mutter zu hören? Insgeheim wollten wir aber doch nie wirklich los lassen. Das Finale bedeutete, dass wir uns von unseren Freunden trennen mussten. Egal wie man es dreht und wendet, diese Trennung ist nun einmal nicht schön, tut weh und gefällt uns nicht. Und vor allen Dingen schließt das Finale eine Zukunft für unsere Freunde ein, die wir vielleicht gar nicht mögen. Ohne weitere Folgen gibt es eben keine Chance mehr, dass sich beispielsweise doch noch Robin und Barney zusammen raufen. Das Finale müsste also die Quadratur des Kreises schaffen, zum einen den Wunsch nach mehr ersticken und zum anderen genau das gewünschte Ende für unsere Lieblinge inszenieren. Eine so gut wie unmögliche Aufgabe.
Die letzte Szene aus Lost
Wirtschaftlicher Druck
Neben den oben genannten dramaturgischen Gründen haben wir es natürlich auch mit ganz klassischen wirtschaftlichen Problemen zu tun, die das Serienfinale oft vermasseln. Häufig ist nämlich nicht nur das Finale sehr mäßig, nein, die gesamte letzte Staffel schafft es erfahrungsgemäß nicht, an die großen Tage der Serie anzuknüpfen. Wie soll dies auch gelingen? Serien sind Medienprodukte, die so lange laufen, wie das Interesse der Zuschauer besteht und damit Geld verdient werden kann. Die Geschichte ist aber nicht so dynamisch wie die Vermarktung oder die Distributionskanäle. Bei der Planung einer Serie weiß niemand, ob man hier an einem Hit oder Flop schreibt. Dementsprechend reicht der Pitch kaum über 2 Staffeln hinaus. Die Geschichte lässt sich gerne auch auf drei Staffeln strecken, aber spätestens in der vierten gibt es dann ein Problem. Neu erfinden ohne das Erfolgsrezept zu verlassen? Sehr Schwierig und oft auch nicht gewollt. Dexter hatte beispielsweise eine super Grundlage und Serienidee, die erste Staffel verschafft mir heute noch Gänsehaut. Daraufhin ging es eigentlich nur noch bergab, der Psychopath Dexter wurde immer menschlicher, weil man anders kaum die darauffolgenden Staffeln füllen konnte. Am Ende war nicht mehr viel von dem extremen Charakter übrig, der uns zu Anfang so in den Bann gezogen hatte.
Gegenbeispiele?
Gibt es Gegenbeispiele, also Serien, bei denen das Finale in der breiten Masse akzeptiert wurde? Da muss man leider lange suchen. Oftmals sind es aber nur durchschnittliche Serien, die ein versöhnliches Ende haben. Dies ist deshalb so, weil es uns nicht so wichtig ist; wir fiebern nicht so stark mit und haben auch keine extrem ausgeprägte Meinung, wie das bei unserer Lieblingsserie der Fall ist. Also kann uns das Ende auch nicht im gleichen Maße stören, sondern versöhnt uns eher, denn nun haben wir abgeschlossen und können weiter ziehen. Außerdem werden Durchschnittsserien nicht bis ins Unendliche gestreckt, weil das Zuschauerinteresse zwar angemessen, aber auch nicht so groß war, als dass sich die Serie bei den Network-Heads weitere Staffeln verdient hätte.
Etwas traurig ist die Feststellung schon, dass das Finale einer Serie nach aller Wahrscheinlichkeit eher schlecht als gut sein wird. Dennoch möchte ich die Serienleidenschaft nicht missen und letztendlich bleibt selbst bei einem vermasselten Finale immer noch der Rest, der bis dahin hervorragend unterhalten hat.
Wie geht es euch, seid ihr mit den Enden eurer Serien bisher zufrieden gewesen oder beschleicht euch auch immer dieses ungute Gefühl, wenn ihr das Finale der letzten Staffel beendet habt?
Ich muss dir da beipflichten, leider ist vieles schlicht enttäuschend – weil die Erwartungen derart in die Höhe gehen. Da kann man als positives Beispiel vielleicht noch anführen, dass Breaking Bad eben nicht in dieser Auflistung auftaucht. Ein Finale, das nicht enttäuscht hat (auch wenn ich es nicht für wirklich super empfand, aber eben okay). Schlimm wird es eben dann, wenn man plötzlich nicht nur keinen drauf setzt, sondern komplett verfällt, wie bei DEXTER. Da sind die nicht unbedingt tollen aber konzeptionellen Enden wie bei HIMYM ja schon fast bewundernswert toll. Fast…
Ich glaub das einzige Finale an dem ich nichts zu meckern habe, ist das von Buffy – Im Bann der Dämonen. Und das von Friends. Die hatten beide ein schönes Ende, das ein Chapter abgeschlossen hat und offen genug war, mit ’nem kleinen Hint darauf, was folgen würde.
In allen finalen Episoden, die ich mochte, hatte man in der letzten (oder einer der letzten) Szene auch nochmal irgendwie das komplette (restliche) Ensemble versammelt. Das gibt immer ein schönes Gefühl mit auf den Weg.
Zum Beispiel auch True Blood. Für wie abgefahren wie die Show war, fand ich das Finale auch nicht schlecht. Obwohl die dann in der letzten Staffel einfach mal eben so einen Charakter zurück gebracht haben um einen der Charaktere ein gutes Ende geben zu können. Aber dass die tatsächlich damit durchgegangen sind, [ACHTUNG SPOILER FÜR’S TRUE BLOOD FINALE NICHT WEITERLESEN, WENN DU ES NICHT WISSEN WILLST]
Bill zu töten nachdem jeder erwartet hatte, Sookie und Bill würden Endgame sein, war unerwartet und zufriedenstellend und ein cooles Ende.Die meisten Serien enden tatsächlich eher enttäuschend bzw. wenig emotional.
Positives lässt sich jedoch zu den Enden von Friends und vor allem The Shield sagen. Beide Serien enden auf ihre Art und Weise passend und vor allem hoch emotional.
Fringe, Dexter, Lost und HIMYM waren eher solala.
Breaking Bad war okay.
Mal schauen wie sich Sons of Anarchy, Justified und TAAHM diese Season schlagen.
VG
Marc
Ich bin echt gespannt auf’s Justified-Finale. Wenn es da kein richtig gutes Ende gibt, werd ich sehr enttäuscht sein.
Das Ende von Babylon 5 war großartig (dazu lässt man Staffel 5 aber besser aus), TNG fand ich auch sehr gut, DS9 ebenso.
Breaking Bad geht auch voll in Ordnung.
@Perrin: Star Trek hat natürlich den Vorteil, dass das Universum weiter lebt – bzw TNG endete ja eigentlich gar nicht, es folgten ja noch die Kinofilme. Bei DS9 war zwar das Ende des Krieges bombastisch, aber Sisko? Da kommt in mir die parasoziale Beziehung hervor, da hätte ich mir doch etwas anderes für ihn gewünscht.
Ein paar Gegenbeispiele hätte ich tatsächlich auch gehabt, mit Breaking Bad war ich sehr zufrieden; oder aber Battlestar Galactica, da war das Finale überraschend und hat einen wahnsinnigen Bogen geschlagen – ein echter 6th Sense Moment.
Ich war tatsächlich recht zufrieden mit dem Breaking Bad Finale, wobei dort auch relativ früh klar war, dass es mit Walter nicht ewig so weitergehen kann. Ich glaube das ist ein großer Vorteil bei „Game of Thrones“ oder anderen Serien die eine geschlossene Vorlage haben, man hat ein mehr oder weniger definiertes Ende.
Bei erstaunlich vielen Serien habe ich das Finale gar nicht gesehen, weil sie irgendwann so vor sich hin geplätschert sind, dass ich gar nicht mehr wissen wollte wie es zu Ende geht. Ging mir so bei „Battlestar Galactica“, „Dr. House“, „Desperate Housewives“ oder auch „Star Trek Voyager“. Für die letzte Folge kuckt man noch mal rein, aber man kann eigentlich nur enttäuscht werden. Und bei anderen Serien gibt es eigentlich gar kein Finale „Stromberg“ war beispielsweise irgendwann einfach zu Ende, weil keine neue Staffel mehr bestellt wurde.
Ach, wo wir bei „schlechtes Ende durch Absetzung“ sind: Flash Forward. Was habe ich es gehasst, mit einem Cliffhanger zu enden! :/
Zu Lost hab ich ja schon getwittert :P Das Finale von Breaking Bad fand ich super, mit 30Rock war ich auch ganz zufrieden, muss ich sagen (und hab schon Angst davor, dass bald auch Parks and Recreation endet :( ).
Bei Dexter wars mir irgendwann einfach egal, weil die Staffeln eh immer schlechter wurden (auch wenn ich, entgegen vieler anderer Meinungen, Staffel 6 super fand). Richtig sauer war ich tatsächlich bei HIMYM, weil die meisten Charakterentwicklungen am Ende fürn A… waren. Das Ende von The Killing war ziemlich underwhelming und ein bisschen dämlich, für meinen Geschmack…
Aber eine super Serie kann ein lasches Finale für mich nicht kaputt machen. Wenn ich staffelweise Spaß damit hab, mich unterhalten und zum Nachdenken angeregt fühle, hege ich auch am Schluss keinen Groll mehr. :)
Serienfinales sind natürlich ein heikles Thema; meine Lieblinge im Bereich Drama:
„The Sopranos“ (was für ein Schock, das hat noch Wochen danach gewirkt; bei dem Journey-Song bekomme ich immer noch Gänsehaut), „Six Feet Under“ (einfach nur passend und perfekt zu Ende gedacht), „Friday Night Lights“ (emotional und inhaltlich absolut befriedigend).
Enttäuschend fand ich dagegen:
„Lost“ (die Insel als ein einziger MacGuffin) und „Dexter“ (was haben sich die Autoren dabei nur gedacht?) — natürlich ist die Bandbreite dazwischen groß.
Für mich sind die besseren Ende die, wo man sich als Zuschauer vorstellen kann, dass das Leben, das man mit den Charakteren gelebt hat, weitergeht.
Ich finde Enden, die tatsächliche Enden sind, irgendwie deprimierender.
Nehmen wir mal Chuck. Jeder Zuschauer kann sich ausmalen, wie es da jetzt weitergeht und sich der Hoffnung hingeben, dass Sarah ihr Gedächtnis wieder bekommt. Oder das Chuck und Sarah einfach eine neue Story beginnen.
Das Friends-Ende fand ich auch sehr gut, ABER: Man weiß genau, in dieser Konstellation wird die Gang nie wieder zusammenhängen. Das Apartment ist geräumt, Joey lebt in L.A., die Bings im Vorort. Friends wird nach dem Finale von Friends nie wieder Friends sein.
Dann gibt es aber auch Serien, die zu Ende kommen müssen, weil sie von vornherein ausgelegt waren, zu Ende zu gehen. Dazu gehören Babylon 5 und Breaking Bad. Und hier gefallen mir die Enden auch.
Warum wiederum die halbe Crew von DS9 die Station am Ende aus Gründen X verlassen musste, werde ich wiederum nicht verstehen.
Ich habe gestern das Finale von Desperate Housewives gesehen und finde, dass es eine der besten Folgen aller Serien war, die ich bisher gesehen habe. Also ich war vollends glücklich (im Gegensatz zu meiner Mitbewohnerin, die fand das alles zu kitschig. Aber Desperate Housewives ist nun mal ab der 4. Staffel kitschig geworden….)
Friends gefiel mir auch sehr gut und ich glaube, mir gefiel das beides so gut, weil man weiß (Achtung, auch ein mini-Spoiler), dass diese Konstellationen nie wieder so auftauchen werden. Man weiß einfach, dass das der letztmögliche Punkt dieser Erzählung war. Es wird niemals mehr etwas geben, was einem den Sog gibt, diese Charaktere weiter verfolgen zu wollen (so würde ich auch den Flop von „Joey“ erklären, zumal das auch der schwächste Charakter war [das ist wiederum eine subjektive Meinung].)
Ich muss aber auch generell sagen, dass ich bei Serien mit fortlaufender Handlung froh bin, endlich das Ende zu erfahren, während ich Serien ohne solch eine Handlung nicht gerne enden sehe (zum Beispiel die Staffeln von The Middle und vielleicht sogar Community).
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