Mit vielen Fragen hatte uns M. Night Shyamalan letzte Woche in Wayward Pines zurückgelassen. Speziell mit dem offenen Ende, als man im Wald oberhalb der Stadt kurz ein unbekanntes Wesen aufblitzen sah. Weiter offen war auch, worum es sich bei Wayward Pines und dem direkten Umfeld eigentlich handelt – sind dort Aliens unterwegs, sind Zeitreisen möglich, oder ist das alles nur ein Psycho-Experiment, hatte ich letzte Woche diskutiert – mit offenem Ende.
Die Wahrheit von Wayward Pines
Diese Woche – passend zur Mid-Season – gibt’s auf jeden Fall die große Erklärung – zumindest für uns Zuschauer und die Kinder in Wayward Pines. Denn Ethans Sohn Ben bekommt sein Einweisung in der Schule, und dort wird ihm und zwei weiteren Schülern DAS große Geheimnis offenbart. Bei Wayward Pines soll es sich um eine Art Arche handeln, in der die letzten Menschen leben. Drumherum befindet sich eine verwilderte Welt, die von den Abbies bewohnt werden – mutierte Menschen, die stärker, schneller und aggressiver sind als die Menschen. „Die effizientesten Raubtiere, die man sich vorstellen kann“, wie Bens Lehrerin Fisher es formuliert. Sie haben sich letztlich durchgesetzt – eben bis auf Wayward Pines. Der Forscher David Pilcher hatte seinerzeit die Gefahren der Mutation erkannt und Wayward Pines gebaut – um die menschliche Rasse zu erhalten. Die meisten Menschen sind allerdings nicht freiwillig in Wayward Pines, sondern durch einen Autounfall dort hingekommen. Ein Neuankömmling berichtet Ethans Frau von vielen anderen Menschen, die er schlafend in Tanks vorgefunden hat. Die Menschen wurden nach deren Unfällen in eine Art Tiefschaf verletzt und später wieder aufgeweckt. Später meint hier ca. 2000 Jahre später – denn laut Lehrerin Fisher befinden sich alle in Wayward Pines im Jahr 4028. Sie macht das an einem Vierteldollar deutlich, den sie Ben gibt und auf den das Jahr 2095 geprägt ist – eines der letzten Relikte aus dem menschlichen Zeitalter. Ben ist natürlich skeptisch, seine Lehrerin sagt ihm aber:
Denke nicht in den Kategorien von möglich oder nicht möglich.
Den Kindern wird gesagt, dass sie Teil einer neuen Generation seien, ihren Eltern nichts verraten dürften – und die Zukunft der menschlichen Rasse sichern soll. Zum Ende der Folge trifft Ethan außerhalb von Wayward Pines auf David Pilcher – dieser bringt ihn per Helikopter zurück nach Wayward Pines, um ihm dort alles zu erklären.
Die ganze Klasse der Wayward Pines-Produktion steckt in dieser Folge
Zunächst verwundert es natürlich, dass das große Geheimnis einer auf zehn Teile angelegten Serie nach der Hälfte gelüftet wird. Man denke nur an Twin Peaks zurück, als das Geheimnis um den Mörder Laura Palmers auch quasi mittendrin gelüftet wurde und danach für viele die Luft raus wahr. Hier gibt es aber noch so viel zu erzählen und zu hinterfragen, so dass man sich definitiv auf die zweite Hälfte freuen kann. Wie wurde die Stadt erbaut? Gibt es Menschen, die freiwillig dort leben? Woher kommt die Energie für die Stadt, woher Helikopter und Autos? Kann man David Pilcher trauen? Und wie lassen sich die Telefonate zwischen Pilcher in 4028 und dem Secret Service in 2014 erklären?
Unabhängig davon lieht mit der fünften Staffel nicht nur eine inhaltsreiche, sondern auch eine ganz stark inszenierte Folge hinter uns. Das hat schon großen Spaß gemacht, da zuzuschauen. Das Geheimnis wurde auf drei Ebenen gelüftet, auf jeder Ebene stand einer der Burkes im Mittelpunkt. Derweil Ethan draußen der Wahrheit hautnah näher kommt, ist seine Frau Theresa im Gespräch mit dem Neuankömmling der Wahrheit auf der Spur. Und Ben wird sie schließlich auf der dritten Ebene präsentiert. Die Inszenierung dieser Wahrheitsfindung ist wirklich großartig gelungen. Regisseur James Foley verknüpft alle drei Erzählebenen auf perfekte Art und Weise. Ethan muss beispielsweise in der Kälte der Nacht ausharren, und auch Theresa friert in ihrem Hause. Wenn sie sich hinlegt, legt sich Ethan nach einem Schnitt ebenfalls hin. Analogien finden sich auch nochmal beim Aufstehen der beiden, oder als Theresa ihre Postkarte mit der Einladung ins Maklerbüro liest, derweil Ethan die Landkarte studiert.
Dann der Raum der Einweisung: auch klasse gemacht. Ein komplett weiß gehaltener Raum, steril, kalt, unwirtlich. Die Kinder und die Lehrerin sind schwarz gekleidet. Hier geht’s um die Wahrheit, nichts anderes lenkt davon ab. Es gibt kein ‚dazwischen‘, sondern es nur ein Schwarz-Weiß-Denken zugelassen, ein entweder oder. Auch die weiteren Perspektivwechsel, die James Foley einsetzt, machen Spaß. Beeindruckend, wenn er die Weite der Wildnis zeigt, in der sich irgendwo mickrig klein Ethan durch den Wald kämpft – alleine, verloren. Ich dachte schon zur Mitte der Folge, wir würden nicht nur die Wahrheit erfahren, sondern mit Ethan würde auch der bisherige Hauptdarsteller aus der Serie genommen. Auch toll: Wenn Foley den Abbies ganz dicht aufs Fell rückt und ihre Bedrohlichkeit aus nächster Nähe zeigt. Und er erzählt alles ganz ruhig, ohne unnötige Aufregung, ohne dramatisierende Musik, sondern nur mit starken Dialogen und Bildern.
Zwei hervorragende Entscheidungen hat das Produktionsteam für diese Folge getroffen: Mit James Foley hat man sich einen ausgezeichneten Regisseur an Bord geholt, der schon Twin Peaks inszeniert hat und für viele Folgen von House of cards verantwortlich war. Und geschrieben hat die Folge niemand geringeres als Blake Crouch selbst, der die Buchvorlage zur Serie geschrieben hatte. Perfekt, ihm den Moment der Wahrheit zu überlassen, ihn uns die Wahrheit von Wayward Pines erklären zu lassen.
OK, das Geheimnis ist gelüftet. Aber ich freue mich umso mehr auf den Rest.
Hm, ich weiß nicht recht. Für mich ist verdammt viel Mystery durch die Folge flöten gegangen. Die CGI bei der Stadt war grausig. Noch immer hoffe ich auf eine gehörige Finte der „Stadt-Macher“. Alleine das „erzählt es euren Eltern nicht!“ ist irgendwie lächerlich… Naja, abwarten, wie es sich weiter entwickelt…
Hm, ich fand die Folge irgendwie extrem schlecht, weil einfach sehr vieles total unlogisch war.
1. Die Menschen haben sich in diese „Jäger“ weiterentwickelt, ok. aber gleichzeitig anscheinend auch an Intelligenz verloren, und leben jetzt freiwillig in Wäldern statt in Städten? Komplett unrealistisch.
2. Wieso dürfen Erwachsene davon nichts wissen? Nur weil sich mal ein Ehepaar umgebracht hat? Die ganzen Probleme und Schwierigkeiten mit den Erwachsenen treten doch nur auf, weil sie eingesperrt werden ohne zu wissen warum. Mit dem Wissen gäbe es keine wirklichen auseinandersetzungen mehr, also wäre alles in Butter.
3. wieso sind die Kinder die 1. Generation? Was ist denn mit der Stadt in den 2000 Jahren davor passiert, stand die einfach leer? Und wenn ja, warum? Es wäre ja viel realisitischer, wenn es diese Stadt als Enklave immer gegeben hätte. Warum sollte man da Leute 2000 Jahre einfrieren statt einfach nur eine kleine Bevölkerung normal in einer geschützten Stadt leben zu lassen?
Wie seht ihr diese Fragen denn?
Ich gucke trotzdem erstmal weiter, weil ich auch gespannt bin, wie sie die Spannung in der Serie hochhalten. Aber ich kann mir keine Erklärungen vorstellen, die die o.g. Fragen zur Zufriedenheit beantworten. Wahrscheinlich werden sie einfach nicht behandelt, befürchte ich.
Gute Punkte, unterschreibe ich absolut! Genau wegen solch bescheuerter Ansätze hoffe ich ja darauf, dass das alles nur Fassade ist und ein größeres Drumherum aufklären wird. Vielleicht ist es ja auch nur eine „Brutstätte“ für die Biester und ein psychologisches Experiment… Hoffentlich.
Da anscheinend Zeitreisen möglich sind. (Sheriff Pope verursacht den Unfall an Burks Frau und Kind) Kann man doch die Sache mit den Abbies doch verhindern.
Mal sehen was noch kommt.
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