Ach, ich muss zugeben, ich hab‘ mich echt drauf gefreut, „Lu von Loser“ zu sehen zu bekommen, nachdem ich gelesen hatte, dass sich das ZDF über die Redaktion „Das kleine Fernsehspiel“ des Stoffs von Alice Gruia angenommen hatte – und daraus eine kleine Webserie von rund 55 Minuten Länge gemacht hat, die jetzt auch in der ZDFmediathek gelandet ist. Bei unserem Freunden vom Seriencamp konnte man ja im November 2020 auch schon einen Blick darauf werfen, und für alle, die es noch nicht gesehen haben, gibt’s jetzt diesen Webserientipp.
8 kurze Folgen sind’s, die „Lu von Loser“ so lang machen wie eine einzelne Folge einer normalen Drama-Serie. Alica Gruias Produktion, die sie zusammen mit dem ZDF (stieg erst bei der Postproduktion ein) übernommen hat (für die ZDF-Redaktion „Das kleine Fernsehspiel“ war Lucia Haslauer dabei – konnte also nicht viel schief gehen), fühlt sich aber länger an – was nicht heißen soll, dass es langatmig oder gar langweilig wird, sondern es passiert im Gegenteil einfach so viel in den paar Minuten, und Alica Gruia, die auch Regie, Buch und Hauptrolle übernommen hat, schafft es, uns Lu so ausführlich vor- und darzustellen, dass man schnell das Gefühl hat, Lu schon ewig zu kennen, ja dass sie irgendwie zum eigenen Freundeskreis gehört.
Heißt natürlich auch, dass wir uns sehr schnell auf Lu einlassen – sie ist schwanger, und komplett genervt davon. Und von ihrer Mutter, bei der sie wieder eingezogen ist, oder von Timo, dem Vater des Kindes, der Lu irgendwie so nebenbei einmal „passiert“ ist. Oder davon, dass ihre Berliner Band genau jetzt durchstartet, wo sie in Köln darauf wartet, dass die Schwangerschaft vorbei geht. Irgendwie finden wir als Zuschauer schnell auch alles rund um Lu und uns doof, wissen aber auch keinen Ausweg – wir müssen es wohl einfach ertragen.
Dass sich alles auch recht nah an der Realität anfühlt, könnte auch daran liegen, dass Alica Gruia die Drehbücher und ersten Dreharbeiten erschuf, als sie selbst schwanger war. Nicht das erste Mal übrigens, so dass sie auch viele Ideen aus der ersten Schwangerschaft mit in die Umsetzung von „Lu von Loser“ aufgenommen haben dürfte. Und klar, die Eltern unter den Zuschauern werden natürlich vieles wiedererkennen; das macht’s dann noch unterhaltsamer – solange man die Phase schon durchgestanden hat… ;-). „Fake-Bauch war keine Option“, beschreibt Alica Gruia selbst die Produktion, deswegen musste alles von Februar bis Mai 2020 – dem errechneten Geburtstermin – erledigt sein.
Und so ist es schon schade, dass es nach einer Dreiviertelstunde vorbei ist: Man freut sich, Lu kennengelernt zu haben, würde aber gerne noch mehr von ihr sehen. Aber so eine Schwangerschaft ist ja nicht das Ende – auch wenn’s sich für Lu zwischendurch vielleicht so angefühlt hat.
Bilder: ZDF / Patrick Essex
Gib’s zu, dass du mit dem ersten, fast 60 Worte umfassenden Satz, insgeheim, das „durchtriebene“ Ziel verfolgt hast, die „limitierte“ Auffassungsgabe, und die „eingeschränkte“ Fähigkeit des „gemeinen“ Lesers, komplexe Satzkonstruktionen zu verstehen, einem Belastungstest unterziehen wolltest… ;)
Boah, ich hab‘ zwischendurch auch gedacht – ‚Hilfe, Michael, was für Satzketten produzierst Du denn hier heute?‘ – Hab‘ dann aber Spaß dran gefunden und versucht, noch jeweils mindestens einen Doppelpunkt, ein Semikolon, einen Gedankenstrich und Klammer einzubauen. :-)
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