Serien Reviews Trailer Programm Über uns
Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen Teilen abbrechen... Auf Pinterest teilen In Pocket speichern Per Mail versenden
Beitrag teilenBeitrag teilen
WERBUNG

Von freiwilligen Selbstkontrollen und Eigenbewertungen

Wer stuft bei Streamindiensten das Alter ein?

29. Juli 2020, 08:51 Uhr
Kommentar-Alterfreigabe

Meine zwölfjährige Nichte ist kürzlich auf die Teenie-Drama-Serie „Riverdale“ gestoßen. Die Einschränkungen ihres Netflix-Profils lassen allerdings nicht zu, dass sie sich die Serie anschaut, diese wird nämlich von Netflix mit einer Freigabe ab 16 Jahren bewertet. Ihre Mutter, also meine Schwester, hakt bei mir nach, wie ich denn den Serienstoff einschätze. Ich bin ebenfalls skeptisch, da in der ersten Staffel eine Gruppe von Freunden aus einem amerikanischen Vorort einem Mord an einem Mitschüler nachgeht. Das ganze ist dann noch recht schaurig inszeniert und die überstilisierte Welt scheint mir auch nicht recht geeignet. Meine Nichte lässt allerdings nicht locker und bringt in Erfahrung, dass auf der DVD der ersten Staffel ein grünes FSK-Logo mit einer großen 12 auf dem Cover prangt. Wie kann es sein, dass die DVD ab 12 Jahren freigegeben ist und die Bewertung auf Netflix ab 16?

Der Prüfmechanismus

Seit über 70 Jahren prüft die Freiwillige Selbstkontrolle (FSK) Inhalte für Bildträgerauswertungen. Dazu zählt das Kino und DVD- bzw. Blu-Ray-Veröffentlichungen, nicht aber Inhalte bei Streamingdiensten und Fernsehsendern. Beim Fernsehen ist die Altersfreigabe an die Sendezeit gekoppelt und beim Streamingdienst können die Anbieter die Altersbewertung ihrer Inhalte selbst einschätzen, tragen dafür aber die volle Verantwortung. Für mich klingt das so, als wenn eine Restaurantkritiker ausschließlich Gerichte die auf Tellern serviert werden bewerten würde und jene die in Schalen oder auf Holzbrettern gereicht werden einfach vernachlässigen würde. Es geht schließlich um die Inhalte und nicht um den Datenträger oder die Art und Weise wie die Serien ausgestrahlt werden.

Riverdale-Veronica-Ridiculous

Das ist doch eh freiwillig

Die Angaben zum Alter dienen dem Schutz und der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen – sie sind eigentlich keine Empfehlung. Wer Kinofilme, Dokumentationen, Trailer, Musikvideos, Werbespots und Serien vermarktet muss sich an die jeweilige Altersfreigabe halten. Die Prüfung ist zwar für denjenigen, der die Inhalte veröffentlichen möchten freiwillig, wird aber etwas nicht eingereicht, darf es lediglich Erwachsenen angeboten werden. Wenn man ein jüngeres Publikum ansprechen möchte, dann ist der Weg über die Prüfstelle nahezu unumgänglich. Die in Deutschland üblichen Einstufungen in 0, 6, 12, 16 und 18 Jahren orientieren sich am Modell des Schweizer Psychologen Jean Piaget und richten sich nach den Entwicklungsstufen eines Kindes beziehungsweise Heranwachsenden. Wohingegen sich das amerikanische Pendant, die MPA (Motion Picture Association), sich überlegt, was Eltern dazu sagen würden. Dadurch lässt sich vermutlich auch erklären, warum Gewaltdarstellungen in Amerika nicht ganz so streng beurteilt werden, das Thema Sexualität hingegen eher kritisch betrachtet wird. Die FSK prüft nämlich die Ausprägung von beispielsweise Gewalt und ob diese Angst, Desorientierung oder gar Aggressionen fördert. Im Fall von „Riverdale“ hat Netflix das Alter höher eingestuft als die FSK. Ob die Streamingdienste immer auf Nummer sicher gehen und lieber etwas höher einstufen, muss von Einzelfall zu Einzelfall geprüft werden. Grundsätzlich können die Alterseinstufungen von Region zu Region anders ausfallen. Netflix lässt laut eigenen Angaben die Inhalte von lokalen Normungsorganisationen festlegen. Bei Eigenproduktionen fällen sie ein Urteil selbst. Ein Problem besteht auch darin, dass zwar für hierzulande angebotene Inhalte das deutsche Jugendschutzgesetz gilt, die Firmen allerdings ihren Sitz im Ausland haben. Hier deutsches Recht durchzusetzen dürfte schwer sein. Dank eines Jugendschutzfilters, über den alle Streamingdienste verfügen, kann der Schutz dennoch gewahrt werden und mittels einer PIN-Abfrage zusätzlich verschärft werden. Als nach der Ausstrahlung der Jugendserie „Tote Mädchen lügen nicht“, die laut Netflix ab 12 Jahren freigegebenen war, der Aufschrei groß war, dass die dargestellten Vergewaltigungs- und Suizidszenen für junge Menschen ungeeignet seien, versah der Streamingdienst die Serie kurzerhand mit entsprechenden Warnhinweisen. Wer sich als Elternteil oder wie in meinem Fall als Onkel, unsicher ist, dem kann ich zum „Leitfaden für Eltern“ (auf Englisch „Parents Guide“) auf IMDb raten. Zu jedem Film und jeder Serie listet die Filmdatenbank in den Kategorien „Sex & Nacktheit“, „Gewalt & Blut“, „Erschreckende/Heftige Szenen“ und „Alkohol/Drogen/Rauchen“ minutiös jede Szene auf, die in irgendeiner Form für Kinder und Jugendliche verstörend sein könnte. Schließlich liegt es an uns Erwachsenen sicherzustellen, dass Kids die für sie geeigneten Serien schauen.

Riverdale-Jughead-Its-all-making-sense

Als ich das letzte mal bei meiner Nichte zu Besuch war, zierte ein Poster mit dem Logo der „Serpents“ ihr Zimmer, jener Gang die in der zweiten Staffel von „Riverdale“ die Straßen unsicher macht. Die Serie scheint ihr also zu gefallen.

Bilder: Netflix

Beitrag von:
Mittwoch, 29. Juli 2020, 08:51 Uhr
Kommentar
Beitrag teilenBeitrag teilen

4 Kommentare

  • Anonymous

    Das mit der FSK zu „Riverdale” stimmt nicht ganz. Ich habe die Anfänge der Serie miterlebt. Zunächst wurde die erste Staffel gar nicht eingestuft, dann mit FSK 12 versehen. Dass sie jedoch ab 16 eingestuft wird, hat mit der zweiten Staffel zu tun. Diese wurde auch auf DVD mit FSK 16 bewertet. Ist nicht „Tote Mädchen lügen nicht“ ab 16? Ich kann mir kaum vorstellen, dass Netflix zu Beginn die Serie mit einer FSK 12 versehen hat, zumal jetzt auch Warnhinweise folgen und die Suizidszene sogar hinausgeschnitten wurde.

  • Fabio
    Fabio

    Ah ok, dann ist quasi die ganze Serie „Riverdale“ ab 16 Jahren und verhindert bei entsprechenden Profileinstellungen dann eben auch das Schauen der ersten Staffel, trotz Freigabe ab 12. „Tote Mädchen lügen nicht“ ist jetzt ab 16 + Warnhinweisen, war aber (laut meinen Recherchen) zu Beginn ab 12 Jahren.

    • Anonymous

      Das mit der FSK bei „Tote Mädchen lügen nicht“ ist bestimmt richtig. Es war nur eine Nachfrage, weil ich das nicht glauben konnte, dass es zu Beginn eine FSK 12 hatte. Ich finde das dies ist guter und interessanter Beitrag ist.

  • Oliver

    Ich hatte mich ja schon an anderer Stelle hier zum Thema Jugendschutz ausgelassen. Meiner Meinung nach sind einfach die Altersgrenzen einfach nicht mehr Zeitgemäß. Der Sprung von 6 nach 12 und dann nach 16 ist einfach zu groß. Ich schlage 6, 10,14,17 vor.

Verfasse einen neuen Kommentar


Abo ohne Kommentar

Hinweis: Bei Kommentar-Abgabe werden angegebene Daten sowie IP-Adresse gespeichert und ein Cookie gesetzt (öffentlich einsehbar sind - so angegeben - nur Name, Website und Kommentar). Alle Datenschutz-Informationen dieser Website gibt es hier zu sehen.