So, wir sind schon durch mit der ersten Runde unserer Reihe „WXYSMA“ – wir hoffen, es waren einige lohnenswerte Empfehlungen für Euch dabei. Jetzt kommt also meine zweite Empfehlungsrunde, und ich hatte erst an sowas wie „Marvel’s Jessica Jones“ gedacht, um dann „Luke Cage“, „Iron Fist“, „Daredevil“, „Punisher“ und „The Defenders“ zu empfehlen – war mir dann aber (vorerst noch) zu billig. Ich bin dann in der Drama-Abteilung gelandet und habe mir „Transparent“ vorgenommen – eine Serie, mit der ich erst gar nicht warm werden konnte, die mich dann aber absolut überzeugt hat und bei der ich mich auf jede neue Staffel bei Amazon richtig gefreut habe. Dann schaut mal, was ich für die freie Zeit zwischen den Staffeln empfehlen kann…
Wer TRANSPARENT schaut…
Kaum eine Serie hat mich im Ansatz aus thematischer Sicht und nach Sichtung der Teaser und Trailer so wenig interessiert wie „Transparent“. Das Thema hat mich irgendwie gar nicht gepackt. Und dann diese erste Folge: Wie selbstverständlich wird man dann von drei Geschwistern Ali, Josh und Sarah nach und nach abgeholt und mit nach Hause genommen zum Vater der Drei, der zu einem wichtigen Essen eingeladen hat, weil er etwas verkünden möchte. Alle vermuten, dass es irgendwas mit Krebs oder so zu tun haben muss, aber es kommt dann doch irgendwie anders. So ganz offenbart sich Familienvater Morton Pfefferman seinen Kindern nicht – aber wir als Zuschauer bekommen’s am Ende präsentiert. Von da an entwickelt sich über mittlerweile vier Staffeln eine absolut unterhaltsam und clever inszenierte Story, die merkwürdigerweise vielfach als Comedy präsentiert wird – ist es meiner Meinung nach definitiv nicht. Eine 5. und letzte Staffel ist angekündigt – die Wartezeit kann man sich mit den folgenden Serien verkürzen…
Aktuell sind die ersten vier Staffeln bei Amazon Prime verfügbar.
Mehr zu „Transparent“ gibt’s hier.
… mag auch LOVE
An „LOVE“ mag ich ähnlich wie bei „Transparent“ die Typen, die im Mittelpunkt der Serie stehen. Der etwas schräge Gus Cruikshank und die ein bisschen kaputte Mickey Dobbs finden im Laufe der ersten Staffel zueinander – oder doch nicht? Es gibt jede Menge Irrungen und Wirrungen auf dem Weg durch die 34 Episoden, die Netflix „LOVE“ spendiert hat. Auch der erweiterte Cast passt wunderbar, alle Figuren sind richtig gut besetzt. Die Serie macht auch deswegen so viel Spaß, weil man sich an der einen oder anderen Stelle selbst entdeckt und dabei ertappt, einige Situationen aus dem eigenen Alltag zu kennen. Wie man sich dabei gefühlt hat, weiß man ja. Zuzusehen, was Gus, Mickey und Co. daraus machen, ist eine große Freude.
Aktuell sind alle Staffeln bei Netflix verfügbar.
… mag auch FLEABAG
Auch bei Fleabag verläuft der Alltag irgendwie komplett schräg – sehr zur Freude von uns Zuschauern. Wir dürfen nämlich verteilt über sechs halbstündige Folgen teilhaben an den Herausforderungen in Fleabags Leben. Und das ist zwar zeitweise vulgär und ordinär, macht aber auch unheimlich viel Spaß. Wie bei „LOVE“ und „Transparent“ ist eigentlich alles unaufregend, aber abgrundtief dramatisch und komisch. Diese Frau ist hoffnungslos verloren, aber dennoch so voller Hoffnung. Man leidet mit Fleabag mit, fühlt sich als ständiger Begleiter der jungen Frau. Die drei Stunden sollte man sich auf jeden Fall Zeit nehmen.
Die bisher erschienene Staffel ist bei Amazon Prime verfügbar.
Mehr zu „Fleabag“ gibt es hier.
… mag auch BORED TO DEATH
Bei „Bored to Death“ handelt es sich um eine für HBO produzierte Serie, die von 2009 bis 2011 lief. Sie handelt von einem Schriftsteller namens Jonathan Ames, dem die Inspiration für sein zweites Buch fehlt und deswegen beginnt, sich nebenberuflich als Privatdetektiv zu beschäftigen – ohne Lizenz, wie er immer wieder betont. Im Laufe der Zeit gerät er in abenteuerliche Fälle, bei denen ihm seine Freunde, Comiczeichner Ray Hueston und Herausgeber George Christopher, immer wieder zur Seite stehen. Manchmal helfen sie ihm bei der Lösung des Falls, manchmal machen sie alles auch nur noch schlimmer. Zwischendurch muss Jonathan Ames aber auch private Probleme lösen – seien es seine eigenen Beziehungsprobleme oder die Suche nach seinem richtigen Vater, die Beziehungsprobleme von Ray oder die Leiden des Älterwerdens bei George. Die Serie erhielt 24 Folgen in 3 Staffeln – leider viel zu kurz für meinen Geschmack, da ich die Serie wirklich großartig fand: Witzige Geschichten, tolle Dialoge, unglaubliche Situationen; man hatte einfach einmal die Woche 25 Minuten Spaß. Das hatte auch viel mit den Hauptdarstellern Jason Schwartzman, Zach Galifianakis und Ted Danson zu tun, die alle selbst großen Spaß an der Serie gehabt haben müssen – so sieht’s zumindest aus. Witzig ist natürlich auch, dass die Serie von Jonathan Ames selbst stammt, er also quasi sich selbst in die Serie verpflanzt hat und darauf die skurrilen Geschichten aufbaut.
24 Folgen in 3 Staffeln gibt es insgesamt, verfügbar auf Entertain.
Mehr zu „Bored to Death“ gibt es hier.
… mag auch RED OAKS
David Meyers studiert an der New York University und steht vor der Entscheidung, eine Vertiefungsrichtung zu wählen. Sein Vater geht davon aus, dass David ihm nacheifert, um später im Familienunternehmen einsteigen zu können. Darauf hat David aber offensichtlich gar keine Lust. Er heuert erstmal im Country Club in New Jersey als Tennislehrer an. Seine Freundin Karen arbeitet ebenfalls dort, als Fitnesstrainerin, außerdem sein Jugendfreund Wheeler als Valet, der ein Auge auf Rettungsschwimmerin Misty geworfen hat. Im Club trifft er zunächst auf den Tennislehrer Nash, der sich im Club etabliert hat und weiß, wie dort was läuft. Er nimmt sich David an und führt ihn ins Clubleben ein. Dann sind da noch Barry, ein ziemlich schräger Fotograf, und Doug Getty, der mürrische Clubpräsident, mit seiner Tochter Skye – eine tolle Ansammlung an Typen für 26 mitunter abgrundtief komische und dramatische Folgen. Auch hier wieder das schöne Muster der Verarbeitung von kleinen, alltäglichen Momenten, in die man als Mensch so gerät. Die Folgen der drei Staffeln schaffen meistens ein richtig gutes Niveau, einzelne Episoden stechen dabei aber noch heraus – tolle Meisterwerke, die entstehen konnten, weil Amazon da noch Lust hatte, Qualität vor Abrufzahlen zu stellen.
Die 26 Folgen in 3 Staffeln gibt es bei Amazon Prime.
Mehr zu „Red Oaks“ gibt’s hier.
… mag auch PUSHING DAISIES
Die älteste Serienalternative kommt zum Schluss: „Pushing Daisies“, eine Serie, die eigentlich eine hervorragende Ausgangslage, dann aber unter widrigen Umständen zu leiden hatte. Die Serie geht auf eine Idee von Bryan Fuller zurück, der sich allerdings zeitnah von der Serie zurückzog. 2007 wurde die erste Staffel mit 13 Episoden produziert, die restlichen neun Folgen fielen dem Autorenstreik von 2007 zum Opfer. Stattdessen wurde eine zweite Staffel bestellt, die dann Ende 2008 lief – allerdings mit so geringem Erfolg, dass sie noch vor Ausstrahlungsende eingestellt wurde, was witzigerweise dazu führte, dass die deutsche Ausstrahlung der letzten drei Folgen bei Pro Sieben gleichzeitig die Weltpremiere der Folgen bedeutete. Dann kam das endgültige Aus. Das habe ich damals mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Kenntnis genommen, denn einerseits war die Serie so bunt, so frisch und so witzig wie kaum eine Serie zur damaligen Zeit, auf der anderen Seite blieb sie inhaltlich so belanglos, dass man schon Mitleid mit „Pushing Daisies“ hatte.
Dabei war die Idee durchaus charmant: Der Kuchenbäcker Ned hat schon mit neun Jahren eine ganz besondere Fähigkeit an sich entdeckt, nämlich mit einer einfachen Berührung Tote wieder zum Leben zu erwecken. Doch wie immer steckte auch hier der Teufel im Detail: Eine zweite Berührung schickt den Betroffenen für immer ins Jenseits. Und wenn diese zweite Berührung nicht innerhalb einer Minute stattfindet, muss eben jemand anders sterben – um das Gleichgewicht des Universums zu erhalten. Ned nutzt seine Fähigkeit, um gemeinsam mit Privatdetektiv Emerson Cod Mordfälle zu lösen – indem er die Mordopfer selbst nach ihren Mördern befragt – und hinterher die Belohnung einzustreichen. Unsterblich in Ned verliebt ist die Kellnerin Olive Snook, die in seinem Restaurant The Pie Hole arbeitet. Und dann wäre da noch Neds Jugendliebe Charlotte Chuck Charles, die er eines Tages ebenfalls ins Leben zurückholt – aber nun nie wieder berühren darf. Wie gesagt, eigentlich alle ganz charmant, aber inhaltlich wurde aus der Idee sehr wenig gemacht. Wer sich trotzdem an einer optisch sehr einfallsreichen und Situationskomik-behafteten Serie erfreuen möchte, kann einfach mal reinschauen.
Die 22 Folgen der Serie gibt es aktuell bei verschiedenen Download-Portalen und natürlich auf DVD, aber nirgendwo kostenlos.
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