Heute Nacht startet endlich die heiß ersehnte zweite Staffel der Erfolgs-Sci-Fantasy-Serie „Westworld“! Ich persönlich kann es kaum erwarten und habe den Monat bisher auch schon gut damit verbracht, noch einmal in die erste Staffel einzutauchen, um genau dort weitermachen zu können, wo die erste Staffel uns Ende 2016 zurückgelassen hat – aufgefrischt, wieder voll drin in der Story, in der Verwirrung, in der Erkenntnis, im Gefühl des Themenparks. Daher habe ich hier noch einmal die wichtigsten Fakten zur ersten Staffel für euch zusammengefasst, die für den Einstig in Staffel zwei wichtig sind. Achtung, massive Spoiler!
Zwei Zeitzonen
Das wichtigste, was man wissen muss, um „Westworld“ zu durchdringen, ist, dass wir uns in der ersten Staffel permanent in zwei verschiedenen Zeitzonen bewegen. Es dauert einige Episoden lang, bis dies klar wird. Doch wenn man die erste Staffel ein zweites Mal schaut, wird es recht schnell offensichtlich. Ich habe beim zweiten Schauen jedenfalls immer wieder gedacht: „Man! Dass ich das nicht damals schon gecheckt habe!“ Und wo es zwei Zeitebenen gibt, können sich auch Charaktere doppeln, von denen man zunächst nicht weiß, dass sie ein und dieselbe Person darstellen sollen, da sie von verschiedenen Darstellern verkörpert werden.
In der ersten, früheren Zeitzone, ist der Themenpark noch nicht lange geöffnet und William besucht diesen mit seinem zukünftigen Schwager Logan. Er kann sich nur schwer auf das ungezügelte Umfeld einlassen und findet erst richtig Zugang zu dieser Welt, als er Dolores kennen lernt. Wohl bewusst, dass sie kein realer Mensch ist und dass zuhause seine Verlobte auf ihn wartet, baut er eine echte Beziehung zu ihr auf.
In der zweiten Zeitzone, etwa 30 Jahre später, ist der Man in Black, ein treuer, immer wiederkehrender Parkbesucher, auf der Suche nach „the maze“, einer Art Labyrinth, dessen Eingang er seit geraumer Zeit versucht ausfindig zu machen. Wir erfahren, dass seine Frau Selbstmord begangen hat, da er sich über die Jahre hinweg im Park zu einer düsteren Persönlichkeit entwickelt hat, die der realen Welt fast vollkommen fern bleibt. Zum Ende der ersten Staffel hin wird offenbart, dass der William der Vergangenheit der Man in Black der Gegenwart ist.
Die Person, die beide Ebenen miteinander verbindet, ist Dolores. Sie ist der älteste Host im Park und hat damit jegliche Entwicklung von Westworld durchlebt. Bei ihr ist es weitaus schwieriger zu sagen, in welchen Szenen mit ihr wir uns in der Vergangenheit und in welchen wir uns in der Gegenwart befinden. Und dass es vielleicht noch eine dritte Zeitebene gibt, ist auch nicht ausgeschlossen. Sie jedenfalls erlangt im Laufe der Handlung mehr und mehr Bewusstsein – und sogar Eigenschaften und Fähigkeiten, die nicht ihrer Programmierung entsprechen. Oder vielleicht doch?
Ähnlich wie Dolores durchläuft auch Maeve einen Bewusstseinsprozess. Sie selbst geht den Ungereimtheiten ihres Seins nach, durchschaut ihre Programmierung und setzt sich über diese hinweg. Angetrieben wird sie von ihrer Erinnerung an ihre Tochter, die sie unbedingt wiederfinden möchte. Bloße Programmierung, Backstory, die hier mehr als deutlich zum Tragen kommt und verantwortlich dafür ist, dass Maeve einen Ausbruch wagen möchte? Möglich, doch sicher sein können wir uns auch hier nicht.
Host vs. Mensch
Die Hosts sind Maschinen in menschlichem Gewand, die auf eine bestimmte Art und Weise programmiert sind, immer wieder ihren Loop – mit kleinen Ausweichern und Improvisationen hier und da – durchlaufen und aus dem Grund existieren, dass menschliche Parkbesucher mit ihnen anstellen dürfen, wonach ihnen gerade ist. Ihre Erlebnisse werden nach durchlaufenem Loop gelöscht und alles beginnt wieder von vorne. Was sie antreibt, ist ihre Backstory. Hosts haben unterschiedliche Berechtigungen Handlungen auszuführen – ganz daran ausgerichtet, wer sie in der Welt des Westens sein sollen.
Durch sogenannte „Reveries“ versucht Ford den Hosts durch ein Update mehr Menschlichkeit zu verleihen, um den Park noch erfolgreicher zu machen und die Erfahrung, die man dort sammelt, noch realer. Doch diese Updates, die die Hosts ungescripted handeln lassen, bringen mit sich, dass die Hosts sich auch an bestimmte Dinge wieder erinnern können – und somit geschieht es immer häufiger, dass sie sich an vergangene Grausamkeiten, die ihnen angetan wurden und ähnliche, bereits durchlebte Situationen, die ihnen widerfahren sind, erinnern und ihr Dasein infrage stellen.
Nur bei wenigen Figuren in der Serie kann man sich sicher sein, dass sie Mensch oder Maschine sind. Nein, eigentlich kann man sich bei gar keiner Figur in diesem Universum sicher sein. So überrascht es eigentlich auch nicht, dass uns am Ende der Staffel offenbart wird, dass Bernard eigentlich ein Host ist, der nach dem Abbild des Park-Schöpfers und Ford-Partners Arnold geschaffen wurde. Ein Dolchstoß, hatte man ihn doch so lieb gewonnen und als vertrauenswürdigen Charakter im gesamten Erzählkomplex wahrgenommen. Doch ist das nicht auch genau das, worum es geht? Zu hinterfragen, wo eigentlich Maschine aufhört und Mensch anfängt? Ob der Unterschied überhaupt wichtig ist, wenn wir den Unterschied nicht ausmachen können?
Um Arnold erstrickt sich jedenfalls auch noch ein großes Mysterium. Denn als dieser kurz vor Eröffnung des Parks festsellt, dass sein Partner Robert Ford nicht an den Bewusstwerdungsprozess der Hosts glaubt, aktiviert er einen Erzählstrang in Dolores System (Wyatt!), der sie zusammen mit Teddy alle Hosts töten lässt. Und am Ende der Säuberung trifft es sogar Arnold selbst. Ford dagegen hat sich mittlerweile im Park ein eigenes Labor eingerichtet, in dem er nicht registrierte Hosts herstellt. Und Williams Plan/der Plan des Man in Black ist es, dass sich die Hosts gegen Ford stellen und ihr wahres Ich finden. Enttäuscht wird William allerdings am Ende der ersten Staffel, als er feststellen muss, dass das „maze“ kein physischer Ort ist, den er zu finden imstande ist, sondern es die Reise der Hosts zu ihrem Bewusstsein darstellt.
Falls ihr übrigens Lust habt, die Folgen noch einmal einzeln Revue passieren zu lassen, könnt ihr hier noch einmal die Reviews zu den Episoden nachlesen.
Blick auf Staffel 2
Am Ende der ersten Staffel „Westworld“ bleiben auf jeden Fall mehr Fragen offen, als sie beantwortet werden. Zum Beispiel, wann eigentlich Bernard geschaffen wurde, wie William zum Man in Black geworden ist, was mit Elsie passierte, wie Dolores „Vater“ Peter Abernathy wieder in die Handlung eingebunden wird, ob Maeve überhaupt eine Tochter hat, Ford am Ende wirklich gestorben ist. Wird den Hosts der Schritt zum wahrhaftigen Bewusstsein gelangen?
Nach all den Fotos, Teasern, Trailern und den in diesen Videos versteckten Hinweisen zum Fortgang der Handlung in Staffel zwei, haben sich viele Fans die Mühe gemacht, schon wieder neue Theorien zu stricken, Verbindungen zu ziehen und damit die zweite Staffel vor Ausstrahlung auch nur einer einzigen Folge weiterzuspinnen. Grundsätzlich finde ich dieses Engagement großartig. Ich freu mich aber auch darauf, während der Folgen meine eigenen Theorien zu entwickeln. Ich möchte daher nur kurz anreisen, was uns im Großen und Ganzen in Staffel zwei erwartet.
Was wir bisher wissen, ohne groß zwischen den Zeilen lesen zu müssen, ist, dass die neue Staffel sich stark um den entfachten Krieg zwischen den Menschen und Androiden drehen wird. Die Roboter entwickeln sich weiter. Es werden andere Parks dazu kommen und es wird auch ein Blick auf die „reale Welt“ geworfen. Jonathan Nolan übrigens hat versprochen, dass in Staffel zwei zahlreiche Ungereimtheiten und Geheimnisse aufgelöst werden – vielleicht finden wir dann ja tatsächlich ein paar Antworten auf unsere noch offenen Fragen.
Während die erste Staffel „Westworld“ unter dem Titel „The Maze“ lief, wurde die zweite Staffel „The Door“ genannt. Die Tür zur Außenwelt? Zu einer anderen Welt? Zum Labyrinth? Zur Freiheit? Es gibt viele Möglichkeiten, welche Bedeutung diesem Titel zugrunde liegt. Wir werden schon bald sehen, welche sich als die richtige bewahrheitet.
Wichtige Zitate
Die wichtigsten Zitate, die so bedeutungsvoll für die Handlung und das Schwimmen zwischen zwei Welten sind und auf deren Wiederkehr ich sehr hoffe, sind die folgenden:
„Don’t you see? Hell is empty and all the devils are here!“
„Have you ever questioned the nature of your reality?“
„Freeze all motor functions.“
„These violent delights have violent ends.“
„Doesn’t look like anything to me.“
In der Nacht von Sonntag auf Montag ist die Auftaktepisode der zweiten Staffel „Westworld“ bereits über Sky Go, Sky on Demand und Sky Ticket abrufbar. Montagabend zeigt Sky Atlantic HD die Episode dann um 20.15 Uhr im linearen Programm. Ich wünsch euch viel Spaß!
Bilder: HBO
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