Die aktuelle Folge „Game of Thrones“ (S08E03 „The Long Night„) spaltet die Gemüter und hat damit das geschafft, was man sich vorher erwartet hatte: Alle sprechen darüber. Nur nicht ganz im kleinen Ton, obwohl sich inhaltlich eigentlich so ziemlich alle einig sind. Und genau das fasziniert mich als Medienwissenschaftler, zu dem ich einst ausgebildet wurde, enorm.
Dass in der Folge etliche kleinere bis mittelschwere Dämlichkeiten vonstatten gegangen sind, dürfte klar sein. Von militärischen Blödsinnigkeiten über unglaubwürdige Charakter-Nicht-Tode in eigentlich aussichtslosen Situationen bis hin zu gängigen Hollywood-Klischees. Hinzu kommt der Faktor, dass die Macher jede Menge Potenzial haben liegen lassen. Vom gigantomatisch-großen Schock-Twist abgesehen, waren das vor allem seltsame Ausuferungen des Nichts-Tuns / -Zeigens, bei z.B. Bran, Ghost oder vor allem den White Walkern, die sich auf stummes Herumstehen fokussiert haben. Aber obwohl das im Grunde genommen alle Rezensenten sämtlicher Lager so sehen und ins gleiche Horn blasen, gibt es doch vor allem zwei Seiten: Die komplett desillusionierten Kritiker, die diese Episode als persönliche Enttäuschung wahrnehmen und aus einer Trotz-Reaktion zu „1/10“-Wertungen und Statements wie „die schlechteste GoT-Folge überhaupt!“ greifen. Und eben die, die Fehler ausblenden, oder andere positive Aspekte versuchen, wertzuschätzen (zu denen ich auch gehöre). Und ja, natürlich gibt es noch total rationale, die bei irgendeiner Mittelstufe landen und die Übergehypten, die die Fehler gar nicht erst wahrnehmen, und verblendete „11 von 10“ geben. Alles vollkommen in Ordnung und eben subjektive Geschmackssache, die zumindest mal viel Raum für Diskussion lässt (so die Leute nicht allzu persönlich betroffen und echauffiert an die Sache gehen).
Empiriker, der ich bin, habe ich mit Interesse die Entwicklung der IMDb-Ratings zur Folge herangezogen. Lag die Folge an unserem Morgen nach der US-Ausstrahlung noch bei statltichen 9,7 von 10, ist sie seitdem stetig bergab verlaufen, ähnlich sieht es mit der Bewertung bei uns hier unter dem Review aus, wobei wir mit aktuell 39 Stimmen halt nicht wirklich signifikant sind. Dennoch, eine Tendenz.
Hier mal die Einzelbewertungen der drei bisherigen Episoden der finalen Staffel „Game of Thrones“ im Überblick ihrer Verteilung:
Dass bei „großen“ Episoden mehr Leute bewerten, vor allem, in der oberen Klasse, ist nicht ungewöhnlich. Bei epischen Dingen fühlen sich Zuschauer eher animiert dazu, eine Bewertung abzugeben, weil es eben „SOOOO“ klasse war. Daher ist auch nicht wenig überraschend, dass die 10er-Wertung die höchste ist. Euer Augenmerk möchte ich aber auf die Tiefstwertung lenken. Liegen die 1/10-Ratings bei den ersten beiden Episoden (die ich eigentlich auch recht diskutabel fand, da die Lager „Klassentreffen-Wiedersehen-Charme“ und „Langweiliger-Fan-Service-Hollywood-Schmalz“ aufeinander trafen) bei 2,8 bzw. 2,7 Prozent, hat die aktuelle Episode mehr als beide zusammen, nämlich 6,8 Prozent, Tendenz steigend. Nach der 9/10 ist das die meistgenannte Wertung. Wahnsinn.
Und genau das finde ich super interessant! Denn hier tritt ein Erwartungs-Enttäuschungs-Modell in Kraft, das ich gar mal empirisch in meiner Bachelor-Arbeit damals zu „echt Böhmermann“ untersucht und aufgestellt hatte, wenn auch unter anderen Gesichtspunkten. Diese persönliche Betroffenheit, die in eine akute Anti-Haltung überschlägt. Vermutlich, weil viele diese Episode als die große Endschlacht und somit DIE Folge der Serie angesehen hatten. Obwohl noch drei Episoden ausstehen, galt dieses Zusammenkommen der Handlungsstränge als DAS eigentliche Finale der Serie. Entsprechend sind viele enttäuscht, was vollkommen okay ist. Will ich auch gar nicht bemängeln (was ich hier aber vermutlich gerade zwischen den Zeilen total mache, sorry), ich finde es einfach nur interessant (zum dritten Mal geschrieben…), und wollte das mal hervorheben.
„Game of Thrones“ S08E03 „The Long Night“ alternatives Ende
„Und wann kommt nun das Video, das in der Überschrift versprochen wurde?“ mögt ihr euch jetzt denken. Jetzt. Also, nach dieser kurzen Zweit-Einleitung. YouTuber h happ hat sich die Arbeit gemacht, die aktuelle Folge „The Long Night“ ein wenig umzuschneiden. Unter smarter Zuhilfenahme von Szenen vergangener Episoden hat er die finalen Geschehnisse der Episode „etwas“ umarrangiert. In die krasse und schockierende Art, die sich nicht wenige von uns gewünscht hatten. Ein drastischeres und vor allem nichts verzeihendes Szenario, das den alten „Game of Thrones“-Zeiten deutlich näher kommt und einfach darauf scheißt, dass ja noch drei Folgen zu gehen sind und die Macher vielleicht noch irgendwas mit den bestehenden Figuren vorhaben könnten.
„How game of thrones season 8 episode 3 should have ended.“
via: pewpewpew
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