Nach zweieinhalb Wochen australischen Dschungels haben einige Leute aufgeatmet, aber tut mir leid, es geht schon wieder um Sterne. Dieses Mal jedoch nicht bezogen auf die Feudalität des Abendessens, sondern der Abendunterhaltung. Bewertungen sind ja sowieso ein diskutables Thema, nicht umsonst hatten wir bereits eine komplette Podcast-Episode zu dem Thema, aber diese Woche ist mir mal wieder etwas unnötig Seltsames aufgefallen, das mich gewurmt hat – äh, über das ich mich total (gerne) aufregen möchte.
Am Montag habe ich in die Serienadaption von „Mr. & Mrs. Smith“ reingeschaut und mich vor dem Start der ersten Folge gewundert. Zum einen darüber, wie schlecht die Produktion bewertet war, immerhin prangten da lediglich zweieinhalb von fünf Sternen, zum anderen, wie man eigentlich genau diese Sterne-Bewertung abgeben kann?! Auf dem Smart-TV habe ich alle Einstellungen für Serientitel und Einzelepisode durchgeschaut, aber blieb erfolglos. Auf der Smartphone-App Selbiges. Bei damals lediglich etwas über 50 Bewertungen war klar, dass das nicht die automatische Bewertung über alle Plattformen hinweg sein dürfte. Vermutlich handelt es sich um die regulären Sterne-Bewertungen auf Amazon.de?
Exakt so ist es. Analog zu käuflichen Produkten auf der Hier-gibt-es-alles-Plattform werden auch Prime-Video-Titel bewertet. Nur eben nicht von allen, sondern lediglich jenen, die wissen, wie das geht oder sich die Mühe machen wollen, Selbiges in Erfahrung zu bringen. Das bringt das Bewertungssystem eh schon einmal in Schieflage, ganz davon abgesehen, dass man bereits eine Gesamtserie bewerten kann, ohne auch nur eine einzelne Folge gesehen zu haben, aber das ist ein anderes Thema.
Für alle, die es wie ich bislang nicht wussten: Auf der Desktop-Seite von Amazon.de oder der Amazon-App gibt es den Reiter „Details“ für Serien. Dort gibt es dann neben Informationen zu verfügbaren Sprach- und Untertitel-Fassungen auch eine Aufschlüsselung der Bewertungen sowie die Möglichkeit, selbst zur Bewertungsseite zu springen.
Merke: Es geht nur in der regulären Amazon-App, NICHT in der Prime-Video-App. Dort gibt es zwar auch Details zu sehen, die Bewertungsskala fehlt jedoch. Selbst, wenn diese unpraktische Lösung wirklich unabdingbar wäre, könnte man doch zumindest mit Tap auf die Sterne-Bewertung oder die Bewertungs-Anzahl dahinter zur entsprechenden Amazon-Seite oder -App verlinkt werden? Allgemein finde ich, dass in Punkto Bewertungsmotivation noch viel Spielraum vorhanden ist – allgemein im Streaming-Sektor, auch abseits von Prime Video. Nach Abschluss einer Staffel sollte man aktiver zu einer Bewertung aufgefordert werden. Auch eine Aufschlüsselung darüber, wie viel Leute bei ihrer Bewertung gesehen haben, fände ich hilfreich. Wenn Leute die erste Folge nicht mögen und direkt die ganze Serie schlecht bewerten, hat das eine geringere Aussagekraft als bei Leuten, die die komplette Staffel gesehen haben (auch wenn diese wiederum zumindest ein Mindestmaß an Qualität empfunden haben, sonst hätten sie nicht so weit geschaut, auch klar).
Was aber auch nervt: Es gibt die Sterne, daneben eine recht analog gemeinte allgemeine IMDb-Bewertung UND dann noch das Daumen-hoch-Daumen-runter-Konzept, mit dem der Algorithmus für das Vorschlagen anderer Titel befüttert wird. Wieso muss es hier zwei Bewertungsgrundlagen geben? Lasst die Leute doch alle einfach direkt mit Sternen bewerten. Das macht es jetzt nicht großartig komplexer für die User:innen, aber das System hat direkt noch mehr Infos, mit denen es genauer arbeiten kann. Denn aktuell dürften die Daumen lediglich absolute Extreme abbilden, wenn die Leute überhaupt daran denken, sie zu nutzen. Eine „3 von 5“ zeigt dem System aber, dass man eben nicht vergessen hat, in Gladiatoren-Arena-Manier den Daumen zu heben oder senken, sondern einem die Produktion tatsächlich gleichgültig ist. Dahingehend scheint tatsächlich aktuell auch das Pendel bei „Mr. & Mrs. Smith“ auszuschlagen. Nach der ersten Folge denke ich ähnlich, aber da ist glaube ich Potenzial zu mehr zu erwarten.
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