Das Revivalfieber bei den großen Networks hat nun auch „Will & Grace“ erwischt. Seit vier Wochen läuft sie also nun, die neue, die 9. Staffel. Und ich gebe zu, auf der einen Seite habe ich mich gefreut da „Will & Grace“ zu meinen absoluten Lieblingsserien gehört. Auf der anderen Seite hatte ich große Bauchschmerzen da ich bisher noch kein gutes Revival erlebt habe. Und ich ein Comeback der Serie jetzt auch nicht unbedingt für zwingend notwendig erachtet habe. Mit dem Ende konnte ich leben, dazu gleich mehr, von daher hatte ich nicht das Gefühl dass wir als Zuschauer noch etwas von der Serie verlangen konnten. Die Geschichten waren erzählt und die Serie konnte sich mit erhobenen Hauptes und mit guten letzten Episoden von seinen Fans verabschieden.
Doch dann kamen vor einiger Zeit erste Gerüchte auf, das kleine Video zum US-Wahlkampf und nun eben die 9. Staffel. Ich habe mir jetzt mal den Staffelauftakt in aller Ruhe angesehen, und ich glaube, dass ich mir jetzt so langsam eine Meinung gebildet habe. Als Einstieg in dieses Auftaktreview noch mal der großartige Musiktrailer zur neuen Staffel. So grandios, so wunderschön. Die Erwartungen an die Serienfortsetzung waren demnach nicht gerade gering.
Wo setzt die Serie an?
Der Titelsong des grandiosen Musiktrailers führt es schon an prominenter Stelle an: „As If We Never Said Goodbye“. So ganz ist es dann aber doch nicht und darüber kann man sich aufregen oder es für ein Geschenk der Autoren ansehen. Wer sich an das alte Serienfinale erinnert, wird wissen, dass sich Will und Grace für Jahre aus den Augen verloren haben und sich erst wieder durch Zufall begegnen als sie ihre Kinder ins College bringen und dort dann auch wieder zueinander finden. Ich gebe zu, ich hatte mir damals grds. ein anderes Ende gewünscht, aber okay, das waren eben die Ideen der Autoren zur damaligen Zeit. Das Finale hatte mir demnach meine Freude an der Serie nicht getrübt.
Von daher war ich sehr gespannt wie sie das eigentliche Ende in die 9. Staffel integrieren werden. Die Antwort darauf zeigt dieser Ausschnitt, direkt aus dem Anfang der neuen Staffel.
Die Antwort lautet demnach: „do it like Dallas“. Also alles nur geträumt. Keine Kinder, wieder Single. Zurück auf Null. Dann haben wir alles geklärt – „Got it!“ – und können einfach weitermachen. Ganz ehrlich, ich finde diese Lösung mehr als ernüchternd. Warum konnte man nicht einfach die Story so schreiben, dass das bekannten Ende entweder integriert wird oder man es weiterhin als Ende nutzen kann. Sprich, die 9. Staffel setzt 11 Jahre nach dem damaligen Serienende an. Und wenn ich mich jetzt nicht vollkommen irre, ich könnte nachschauen, mache ich jetzt aber mal nicht, dann ist die Collegeszene noch weiter in der Zukunft gewesen als diese 11 Jahre. Man hätte dies also durchaus nicht rausträumen müssen.
Aber hey, Karens Geist ist nun mal ein wenig wirr. Aber dafür lieben wir sie ja.
Der Auftakt
So ganz zurück auf das Null der 8. Staffel ist es dann aber auch nicht, die 11 Jahre, die seitdem vergangen sind, werden schon thematisiert. Und man sieht es den vier Schauspielern auch an, warum auch nicht, zudem sprechen sie es in der ersten Episode immer wieder an. Auch kleinere Referenzen an die 11 Jahre, die für die Schauspieler vergangen sind, werden eingebaut. So berichtet Jack beispielsweise einem ihm bekannten Secret Service Mitarbeiter im Weißen Haus, was er so alles getrieben hat, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen haben. Unter anderem spricht ihn der Secret Service Mitarbeiter auf eine Show an, die seinen Namen trug. Darüber wollte Sean, äh Jack dann doch nicht sprechen.
Ansonsten sind alle Vier wieder vereint. Will wohnt weiterhin in seiner schönen Wohnung, Jack immer noch gegenüber auch wenn er die meiste Zeit dann doch bei Will abhängt. Karens Mann ist weiterhin im Gefängnis und sie weiterhin unermesslich reich und gut bekannt in der High Society. Die neue First Family gehört beispielsweise zu ihren alte Freunden, was auch dazu führt, dass die erste Episode im Weißen Haus spielt. Und weil man noch mal kurz politisch werden möchte.
Grace soll nämlich das Oval Office neu gestalten. Die Trumps sieht man natürlich nicht, aber der Präsident ist omnipräsent im Staffelauftakt. Ich könnte mir also vorstellen, dass der Präsident bestimmt schon den Hörer in der Hand hatte, um bei NBC jemanden anzurufen, damit dieser Schund ausgeschaltet wird. Das war in seinen Augen bestimmt so bad. Und Grace selbst? Grace steht vor den Scherben ihrer Ehe und zieht vorübergehend wieder bei Will ein. Aber schnell wird klar, dass sie sich auch erst mal wieder zusammenraufen müssen. Was sie dann aber tun und wir davon ausgehen können, dass Grace noch ein wenig länger bei Will wohnen bleiben wird.
Ansonsten werden im Grunde dieselben Themen angesprochen wie bereits in den acht Staffeln zuvor. Es wird sich gedatet, die alten Witze gerissen, Karen und Grace streiten sich in der einen Szene – ganz lustig ist die Szene in der Dusche dann ja schon – um sich dann in der nächsten Szene wieder zu versöhnen. Karen hat weiterhin ihren Spleen und Jack seine Geschichtchen. Will ein Problem mit seinem Alter und Grace mit ihrem Selbstverständnis. Und ihrer Agentur. Und was ich schon fast wieder vergessen hatte, Jack hatte ja einen Sohn. Samenspende, wer sich erinnern kann. Crazy. Mir fiel es dann aber sofort wieder ein. Das Erinnerungsvermögen ist schon eine coole Sau. Zudem gibt neue und altbekannte Gaststars. So wie man es kennt.
Am Ende der vier Folgen kann man also schon sagen, dass Vieles beim Alten geblieben ist. Eigentlich sind nur die Darsteller älter geworden.
Meinung
Und ist das nun ein Problem? Nicht unbedingt, aber man kann ein Problem daraus machen. Denn während sich die Serie nicht verändert hat, hat es die Welt dann doch. Ich persönlich wüsste aber gar nicht wohin sich die Serie entwickeln sollte um moderner zu wirken und neue Generationen anzusprechen.
Das Thema Homosexualität, welches durch Will und Jack absolut im Vordergrund steht, ist heutzutage kaum noch eines. Zumindest nicht im seriellen Mainstream und schon gar nicht im Vergleich zu früher. Auch am Humor der Serie wird man wenig ändern können, denn dann würde man der Serie ihre Seele nehmen genauso wenn sie die Charaktere ändern würden. In ihrem Auftreten, in ihren Themen. Im Miteinander der Figuren. Das wird nicht passieren und warum sollten sie es auch tun?
Für mich ist nach den vier Episoden klar dass sich „Will & Grace“ vordergründig an ihre alten Fans richtet und nicht auf Teufel komm raus neue Fans finden möchte. Und die Rechnung könnte für diese eine Staffel auch aufgehen denn die Serie dürfte noch eine Menge Anhänger haben. Persönlich denke ich aber dass sie es hinsichtlich neuer Staffeln nicht übertreiben sollten. „Will & Grace“ ist ein Produkt seiner Zeit und das ist auch gut so. Von daher gehe ich nicht davon aus dass nach dieser 9. Staffel noch viele weitere Staffeln kommen werden. Und das ist auch nicht weiter schlimm.
Ich habe die Rückkehr in Wills Wohnung, in der weiterhin die meiste Spielzeit abläuft, sehr genossen. Aus nostalgischen Gründen. Alte Fans der Serie werden bedient und man vergisst eigentlich sehr schnell dass die Serie vor elf Jahren ihr Ende gefunden hatte. Man ist nach kurzer Zeit wieder voll im Thema und genießt diesen besonderen Charme der Serie.
Und dafür muss man den Autoren der Serie und den vier Hauptdarstellern wirklich dankbar sein. Mir hat es nämlich – wie immer wenn ich mir die alten Staffeln anschaue – gefallen. Nichts, was ich unbedingt gebraucht hätte, aber schön, dass man es hat. Die Serie ist wie ein alter Freund, den man nach langer Zeit wieder mal sieht. Man unterhält sich, man tauscht sich aus, man erinnert sich an früher. Die Chemie stimmt. Aber man merkt auch dass man sehr wahrscheinlich in der Vergangenheit behaftet bleiben wird. Die Zukunft wird man weiterhin alleine gestalten, aber es ist schön, dass man sich wieder mal getroffen hat.
Das Leben ist schön.
Bilder: NBC
Wo kann man die neue Staffel in Deutschland sehen? Über nbc.com und amazon.com geht das wegen Geosperren nicht.
Hallo Alice, ich nehme meine Serien über onlinetvrecorder auf, lade sie dann auf meinen PC und schaue die Folgen entweder am Computer oder schaue sie über mein Netzwerk am Fernseher.
OTR kann man kostenlos nutzen, auch andere Anbieter wie save.tv bieten so einen Service an. Alles ganz easy. Also nicht so easy wie einfach einen Sender einschalten, aber der Aufwand hält sich in Grenzen. Und ist in den beiden genannten Fällen auch legal.
Autor:innen gesucht!
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