Als die Ministerpräsidenten 2014 in Potsdam auf ihrer alljährlichen Konferenz beschlossen, die Sender EinsPlus und ZDFkultur zu Gunsten eines neuen Online-Jugendkanals von ARD und ZDF einzustellen, war mancherorts das Geschrei groß. Einige kritische Stimmen sahen schon den Untergang des TV-Abendlandes und schüttelten nur mit dem Kopf, da man sich nicht vorstellen konnte, wie „so ein Jugendkanal“ von ARD und ZDF aussehen könnte. Viel ist seitdem auch nicht passiert, es wurden zwar Köpfe präsentiert und ein launig verfasster Blog gestartet, aber von den 30 Formaten, die man in diesem Kanal dem jüngeren Publikum anbieten möchte, hörte man lange nichts.
Nun tut sich etwas im Umfeld dieses Online-Jugendkanals, der zum 01. Oktober nicht nur starten will sondern auch einen richtigen Namen bekommen soll: „funk“. Unter den 30 Formaten, die man den jungen Zuschauern bieten möchte, sollen sich vorrangig Eigenproduktionen auch und insbesondere im seriellen Bereich befinden. Und bei einer der ersten Eigenproduktionen, der Webserie „World of Wolfram„, konnten wir schon einen ersten Blick in die Pilotfolge (9 Minuten) werfen.
Und ihr könnt es auch – rund eine Woche vor dem eigentlichen Start am 7. Oktober (online und mit der Premiere um 17:45 Uhr bei den Rocket Beans) haben wir ein paar Preview-Codes für euch (s. Abschnitt unten).
Drei Zimmer, Küche, Ork
In dieser von eitelsonnenschein produzierten Webserie, die vom Titel her eher an ein erfolgreiches Computerspiel-Franchise und beim Untertitel an einen lustigen Film erinnert, lebt unsere Titelfigur, Wolfram, zusammen mit einer Elbin und einem Ork in einer kuriosen Dreier-WG. Warum er dies tut, wird in den neun Minuten der Pilotfolge nicht gesagt. Man erfährt nur, dass Wolfram beiden das Leben gerettet hat und sie aus Dankbarkeit und alter Tradition nun so lange bei Wolfram wohnen, bis sie ihm mal das Leben retten können. Da Wolfram jetzt keine wirklich gefährlichen Hobbys zu haben scheint, dürfte sich die Dreier-WG auf eine längere Zeit einrichten. Mit Putzplan und allem drum und dran.
Das wird unserem Wolfram auch immer klarer und so überlegt er schon eine ganze Weile, wie er seine beiden Mitbewohner loswerden könnte. Und natürlich macht er das über seine Social Networks, die wir Sherlockmäßig eingeblendet bekommen. Aber auch seine Freunde sind keine große Hilfe, so dass es auf einen Fake-Unfall hinausläuft, der beide Zielpersonen aber eher weniger interessiert, da sie gerade sehr intensiv Fernsehschauen. ARD? ZDF? Oder doch einen Privatsender? Offenbar erkannten beide keine Lebensgefahr bei Wolfram. Alles gut. Wie man´s nimmt.
Wolfram: Das ist Denise, meine…
Denise: Ex…
Ork: Box?
Denise: Freundin!
Zielgruppe der 14 – 29 Jährigen
Die angestrebte Zielgruppe des Jugendkanals von ARD und ZDF musste ich mir bei den 9 Minuten immer wieder ins Bewusstsein rufen, wobei „World of Wolfram – Drei Zimmer, Küche, Ork“ wohl eher am unteren Ende dieser Zielgruppe einzuordnen ist. Der Humor ist jetzt nicht wirklich tiefgreifend, die sich am Horizont auftuenden Probleme (dauerhafter Streit zwischen Elb/Ork, Wolframs weiterhin von ihm verehrte Exfreundin) nicht sonderlich mehrschichtig und die Hauptfigur Wolfram (Paul Pötsch) meinem Geschmack nach viel zu zurückhaltend, soft und noch viel zu glatt in seiner Charakteristik.
Nach den ersten 9 Minuten kann man seine Mitbewohner schon etwas besser einschätzen auch wenn insbesondere der Ork Ogrosch (Daniel Zillmann) eher stereotypisch daher kommt, die Elbin Reena (Maike Jüttendonk) dahingehend finde ich schon sehr gelungen. Ihr männliches Vorbild ist zwar auch nicht von der Hand zu weisen, aber Jüttendonk spielt ihre Elbin mit einem Schuss mehr Sarkasmus und Ironie.
Die Folge an sich teilt sich in Häppchen auf und die Szenen sind jeweils mit einem kurzen Trenner – Marvelmäßiges Comicseitengeblätter – voneinander getrennt. Der Produktionsaufwand scheint recht hoch gewesen zu sein, auch wenn mir die Wohnung und ihre Ausstattung zu künstlich und gewollt, passend und neojugendlich daher kommt. Die Szenen dürften mit einer Single-Camera aufgenommen worden sein und wir haben in einigen Szenen auch dieses „moderne“ Bewegtbild. Zumindest kommt mir die Szenerie nicht billig vor, was ich als positiv bewerten würde.
„Hühner sind heilige Tiere! Hühner, Stiere… und Kieselsteine!“
Für unsere heutige Jugend der 14-17 Jährigen könnte die Webserie durchaus interessant sein und nicht wenige der jungen Gamer dürften sich schon mehr als einmal in ihrer Fantasie ausgemalt haben, wie es sein könnte, wenn ihre Helden plötzlich bei ihnen im Kinderzimmer wohnen würden. Die Webserie setzt in meinen Augen auf diese bereits vorhandenen Fantasien und der intrinsischen Kreativität der jungen Zuschauer und dürfte dies mit den typischen Problemen und Lösungen eines Jugendlichen garnieren.
In meinen Augen würden es sich aber die Produzenten zu einfach machen und auch selbst an dieser jungen Zielgruppe vorbei produzieren, wenn sie sich allzu sehr an den eingefahrenen Wegen jugendlicher Themen entlang hangeln. Ein „Schloss Einstein 2.0“ für die 14-17 jährigen Zuschauer, eben mit Elben und Orks (aber ohne Drachen) anstatt „normaler“ Freunde, braucht es nicht, um der ARD und dem ZDF ein jugendlicheres Image zu geben. Die Jugend von heute – das ich sowas mal schreiben würde – dürfte in ihrer Entwicklung und in ihren Interessen schon deutlich weiter sein, als das, was die ersten 9 Minuten der Serie andeuten. Da müssen deutlich erwachsenere Themen in den Fokus gerückt bzw. aufbereitet werden, um die YouTube-, Twitter- und Instagramgeneration für sich zu interessieren. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen.
Gewinncodes für die Pilotfolge
Wer auf die Webseite zur Serie klickt, wird zunächst zwar von Wolfram, Ogrosch und Reena begrüßt, mehr erfährt man derzeit aber nur, wenn man einen Zugangscode besitzt. Und dort eingibt. Als Belohnung erwartet einem dann die besagte Pilotfolge.
Genau das könntet auch ihr tun, wenn ihr an unserem Gewinnspiel teilnehmt. Wir haben weitere fünf Zugangscodes, die wir an die ersten fünf Kommentatoren/innen unter dem Beitrag versenden würden. Eine gültige Mailadresse wäre daher sehr vom Vorteil. Wenn ihr „early birds“ euch vor Serienstart und Launch des Jungendkanals eine eigene Meinung bilden oder einfach nur mal in die Pilotfolge reinschauen wollt, dann ab mit eurem Namen und eurer Mailadresse in die Kommentarmaske.
Und was sollt ihr kommentieren?
Ich hatte mir erst eine wahnsinnig schwierige Frage überlegt aber über das Niveau „Wie heißt der Ork in der Serie?“ bin ich bei meinen Überlegungen nicht gekommen. Von daher würde mich interessieren, was ihr von einem eigenem Jugendkanal von ARD und ZDF haltet, was ihr von diesem Kanal erwartet und für euch die Frage beantworten, ob so ein Kanal überhaupt notwendig ist? Oder würdet ihr mit den 45 Millionen Euro Jahresbudget etwas anderes anfangen als einen Jugendkanal aufzubauen, der die jungen Zuschauer da abholen soll, wo sie sich heute schon befinden (im Netz), sie für ARD und ZDF als Sendergruppe interessieren aber mit dem klassischen Fernsehen nichts zu tun haben soll.
Es soll sich hier eher um ein Netzwerk handeln, selbstständig und losgelöst von den übrigen Formaten bei ARD und ZDF, was den Machern in Mainz vorschwebt. Aber dennoch die Verbundenheit zu ARD und ZDF sichtbar machen, so dass die ab 18 Jährigen doch hin und wieder mal bei den Öffentlich Rechtlichen reinzappen und das nicht nur bei der Sportschau oder den Tagesthemen.
Ihr könnt aber auch einfach irgendwas reinschreiben, zum Beispiel, ob ihr den Film „5 Zimmer, Küche, Sarg“ kennt und auch so toll findet, wie ich. Oder die Lottozahlen von nächster Woche. Oder ihr schaut auf der Facebook-Seite oder dem YouTube-Kanal des Formats und kopiert uns etwas heraus.
Mit freundlicher Unterstützung von eitelsonnenschein / funk.
Würde es gerne sehen!
Hast eine Mail! :)
Sehr, sehr lustig – das will ich sehen!
Auch du hast einen Code geschickt bekommen.
Ich bin nicht die Zielgruppe für „funk“, aber finde es zumindest bemerkenswert, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk nun mehr oder weniger geräuschlos in einen komplett neuen Markt eindringen darf. Bisher war man ja klar auf Fernsehen und Radio beschränkt, online fand nur Zweitverwertung statt und dafür gab (und gibt es) strenge Regeln. Man denke nur an die (absurde) Praxis der „Depublizierung“, den halblegalen Status von YouTube Uploads oder den jahrelangen Rechtsstreit darum, ob es eine „Tagesschau“ App geben darf.
Jetzt drängt ein öffentlich-rechtliches Angebot direkt in den deutschen Webvideo-Markt und konkurriert mit den (wenigen) bereits existierenden deutschen Formaten. Ein Holger Kreymeier der über Jahre ein Portal wie „Massengeschmack.tv“ aufgebaut hat, bekommt nun eine millionenschwere Konkurrenz vor die Nase gesetzt, die vergleichbare Inhalte kostenfrei in’s Internet pumpt. Ich fände das als Webvideomacher ehrlich gesagt extrem uncool.
Hm, joa, das ist natürlich nicht immer leicht – aber auch eine Menge Mimimi. Klar, für dich und mich wirkt das doof und für engagierte Leute im Netz noch mehr, wenn da das große Budget aus dem Nichts kommt – aber so ist es eben und die Stellung hat sich das andere Unternehmen (sei es öffentlich oder privat) ja auch irgendwie erarbeitet. Klar, anderes Setting und nicht immer schön, aber nicht zu ändern. Aktuell macht es mir aber eben auch den Anschein, als ob einige Web-Tüftler (wie Fynn Kliemann) dadurch sogar einen Job bzw. noch mehr Aufmerksamkeit bekommen und man so eine gewisse Symbiose schaffen könnte.
Klingt cool. Ich hoffe mal, dass Funk gut unterstützt wird, um das wegfallen von Eins Plus zu Kompensieren. Für das Internet zu produzieren ist wohl auch anders als für das Fernsehen, deshalb ist es gut das sie mit Leuten zusammenarbeiten die damit Erfahrung haben. Die Konkurrenz für andere sollte weniger ein Problem sein. Nur weil hier mehr Geld drin steckt heißt das nicht, dass Automatisch um Welten besserer Content entsteht. Hat man ja schon bei Coke TV gesehen.
Würde es mir auch gerne angucken! Danke!
Das waren die letzten Codes, die wir verschickt haben, mit den Facebook-Kommentaren haben wir die fünf erreicht. Alle anderen können ja dann in einer Woche „normal“ schauen.
Ich habe die erste Folge von „Wolfram“ gesehen und bin irgendwo zwischen entsetzt und verärgert. Was für ein grobschlächtiger, miserabel gemachter, primitiver, peinlicher, armseliger Billigscheiß! Wenn das das ist, was von „funk“ zu erwarten ist, sickern die Zwangsgebühren wohl alle in die Taschen irgendwelcher Leute hinter den Kulissen, denn von dem im Artikel erwähnten Budget ist nichts zu sehen. So was kann mittlerweile jeder Viertklässler in Ommas Gartenlaube drehen. Ich habe kein Verstädnnis dafür, dass ARD und ZDF auf diese Weise die Gebühren verhausen. (Auch die BBC ist gebührenfinanziert und man muss sich mal anschauen, was die im Vergleich zu unseren Öffentlich-Rechtlichen an Serien und Filmen produzieren, allein von der technischen Qualität her.)
Wir haben bereits den einen oder anderen Vorgeschmack auf andere Formate erhalten, die deutlich professioneller aufbereitet sind („Wishlist“ zum Beispiel). Und auch von Fynn Kliemann dürfte man deutlich was erwarten dürfen. Würde die Flinte also noch nicht ins Korn werfen. Aber ja, „Wolfram“ ist „ausbaufähig“… :)
.. kann deinen Unmut verstehen, ganz ähnlich ging es mir nach den ersten 9 Minuten auch. Dann habe ich versucht, die Folge noch einmal als „14 Jähriger“ zu schauen, dann ging es wie beschrieben einigermaßen. Aber wie Maik schon schrob, das Angebot von „funk“ ist deutlich heterogener als Wolfram vermuten lassen würde. Ich habe in den letzten Tagen noch nicht viel bei denen reingeklickt aber ich hatte mir seinerzeit auf irgendeinem Zettel aufgeschrieben, dass wir da mal nach einem, vielleicht zwei Monaten erneut einen Blick auf die Entwicklung werfen sollten. Aber man wird damit rechnen können, dass es zwei, drei Leuchtturmprojekte gibt, mit denen man sich „auszeichnet“, auf die Schulter klopft („ohne uns gäbe es die nicht“) und der Rest wird eben so nebenbei weiter produziert.
Die Meinung im Netz – so wie ich sie wahrnehme – ist ja auch eher negativ. Warten wir einfach mal die ersten Monate ab, möglicherweise haben die noch einen Hammerplan in der Schublade.
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