Dass die Serienproduktion zu „Der Herr der Ringe – die Ringe der Macht“ kontrovers diskutiert werden würde, war Amazon Prime Video vermutlich schon lange klar. Tolkiens Werk schart eine große Fangemeinde hinter sich, die Ansprüche sind hoch, die bisherige Bewegtbild-Umsetzung zu dem Tolkien-Universum mit den drei „Herr der Ringe“-Filmen und den „Der Hobbit“-Filmen hatte zudem mitunter sehr gut vorgelegt.
Seit dem Start der Serie am 2. September 2022 hat Amazon jetzt aber Gewissheit: Die Fangemeinde ist extrem groß – 25 Millionen Zuschauer haben die erste Folge am Starttag gesehen -, scheint größtenteils nicht abgeholt, die Lawine der schlechten Bewertungen ist losgetreten. Das „Review Bombing“ war zuviel für den Amazon-Konzern: Um nicht noch tiefer in der Bewertung der Serie zu stürzen, hat Amazon die Bewertungsmöglichkeit zur Serie in den USA gesperrt. Bewerten kann man theoretisch zwar immer noch – nur nimmt sich Amazon jetzt laut „The Hollywood Reporter“ 72 Stunden Zeit, die Kritiken zu prüfen – und unter Umständen gesperrt zu lassen. Sterne vergeben ist nicht mehr – vorerst. Nicht gesperrt ist übrigens die Bewertungsfunktion auf IMDb – was ja auch zu Amazon gehört.
25 Millionen Zuschauer:innen weltweit in den ersten 24 Stunden. Danke, dass ihr #DieRingeDerMacht zur meist gesehenen Serienpremiere bei @PrimeVideo gemacht habt. pic.twitter.com/cGW6BrWkhN
— Prime Video DE (@PrimeVideoDE) September 4, 2022
Unabhängig davon, ob die Serie nun gut ist oder nicht – wir haben hier ein entsprechendes Review veröffentlicht – geht es vielen Zuschauern offensichtlich um ganz andere Themen. Amazon hat ein wenig am Diversitätsregler gedreht, wie es Thomas Klingenmaier für die Stuttgarter Zeitung so schön formuliert hat. Schwarze Hobbits? Dunkelhäutige Elben? Daran scheiden sich derzeit wohl vor allem die Geister beim Blick auf die Serienumsetzung, was allein schon deswegen einigermaßen merkwürdig wirkt, da es sich bei Tolkiens Welt doch um eine reine Fantasiewelt handelt. Nach den ersten Wellen der Empörung bei Twitter haben sich die Unmutsbekundungen offensichtlich auf den Bewertungsbereich zur Serie verlagert.
Tolkien didn't say "The Harfoots spent longer in the sun than any of the other hobbits and were a lot more tanned". He said they were "browner of skin". https://t.co/ay7XDyjySr
— Neil Gaiman (@neilhimself) September 4, 2022
Neil Gaiman, Autor und aktuell Showrunner der Netflix-Serie „The Sandman“ und selbst vielfach im Verteidigungsmodus zur serialen Umsetzung der Graphic Novel, weist darauf hin, dass die vermeintlichen Fans von Tolkiens Werk, die sich jetzt echauffieren, selbst wohl nicht so ganz quellenfest sind, da in Tolkiens Texten durchaus auch Hinweise zu unterschiedlichen Hauttönen im Land der Hobbits zu finden sind.
Dass zwischen Fan-Empfinden und tatsächlicher Qualität ein Unterschied liegt, deutet ein Blick auf andere Plattformen an. Auf Rotten Tomatoes erhält die Serie von ‚professionellen‘ Kritikern eine Zustimmung von 84 Prozent, von Nutzen lediglich 38 Prozent – auch hier dürften sich inzwischen viele Trolle tummeln. Insofern ist es natürlich schade, dass es keinen ordentlichen Diskurs zu dem Thema gibt, sondern dass durch diese Fan-Maßnahmen die eigentliche Qualität der Serie in gewisser Weise entwertet wird. Aber das ist vermutlich ein Phänomen der heutigen Zeit.
Bilder: Amazon
Ob die vielen negativen Bewertungen und Kommentare tatsächlich von „Fans“ und „Zuschauern“ kommen? Ich wage es durchaus zu bezweifeln. Bei Amazon und der IMDb kann man etwas bewerten, was man nicht geschaut hat und von dem man auch kein Fan ist, und bei der IMDb kann sich ein einziger „Hater“ unendlich viele Accounts anlegen um massenhaft schlechte Bewertungen abzugeben, was auch nachweislich bei „Review Bombings“ geschieht.
Ja, vermutlich ist’s eine ungute Mischung aus enttäuschten Fans und mehrheitlich animierten Hatern (und deren Accounts). :-/
Aber selbst bei den enttäuschten Fans lohnt sich meiner Meinung nach noch eine Unterscheidung. Sind es Fans der Peter Jackson Verfilmungen, die ungerechterweise enttäuscht darüber sind, dass die Serie keine „Fortsetzung“ seiner Filme ist, oder sind es tatsächlich Tolkien-Fans, die darüber enttäuscht sind, dass die Serie von seinem Werk abweicht und die auch wissen wovon sie da reden (nicht wie die Kritiker in deinem Neil Gaiman Beispiel). Für die Kritik der Letzteren kann ich noch das größte Verständnis aufbringen, auch wenn ich persönlich schon lange nicht mehr mit dieser Erwartungshaltung an Literaturverfilmungen herangehe, weil man dann schlicht und ergreifend immer enttäuscht werden muss.
Was mich als Fan von Fantasyliteratur eigentlich nur enttäuscht, ist diese unglaubliche Ungedult bei vielen. Man gibt der Geschichte/ Serie überhaupt keine Zeit sich zu entwickeln. Bei so viel Ungedult denke ich mir immer: „Wenn alle das Werk Tolliens lesen müssten, wäre er ein nahezu unbekannter Autor, weil niemand bis zum Ende seiner Geschichten durchhalten würde“. Das ist wirklich eine bedauerliche Entwicklung.
Ich schaue (die ringe der macht) gar nicht, ich liebe der Herr der Ringe und die Hobbits aber so was schaue ich nicht. ist nicht von tollkien
Heidi, das heißt, Du liest nur die Bücher und hast auch die Filme nicht gesehen?
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